Die Phytohersteller sehen sich gleich von zwei Seiten bedrängt: Seit 2004 sind pflanzliche Arzneimittel grundsätzlich von der Erstattung ausgenommen. Zudem wächst die Zahl der Nahrungsergänzungsmittel, die den Eindruck erwecken, sie seien mit pflanzlichen Arzneimitteln vergleichbar. Mit dem neuen Bündnis „Zukunft Phytotherapie“ wollen Unternehmen und Wissenschaftler Patienten und Öffentlichkeit besser über Phytopharmaka informieren und ihre Interessen beim Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit (IQWiG) vertreten.
„Wir wollen unsere Forschungsleistungen besser positionieren“, sagt Dr. Marcela Ullmann, Geschäftsführerin des Komitees Forschung Naturmedizin (KFN). Das Bündnis werde sich dafür einsetzen, dass das IQWiG einschlägige Forschung zu Phytopharmaka berücksichtige.
Auch nach Brüssel beziehungsweise Turin sehen Phytohersteller und Wissenschaftler mit Sorge: Zusammen mit der EU-Kommission soll die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) festlegen, welche gesundheitsbezogenen Angaben für Lebensmittel zulässig sind. Pflanzliche Stoffe wurden aber von der Bewertung ausgenommen - folglich gibt es keine Beschränkung für die Angaben auf pflanzlichen Nahrungsergänzungsmittel.
Das Bündnis will den Erfahrungsaustausch und die Kommunikation zwischen den Phytoherstellern verbessern. Ab Oktober soll „Zukunft Phytotherapie“ zudem im Internet über die gesetzlichen Grundlagen für Phytopharmaka informieren und die Mitgliedsorganisationen vorstellen.
Mitglieder des neuen Bündnisses sind neben KFN die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft (DPhG), die Gesellschaft für Arzneipflanzenforschung, die Gesellschaft für Phytotherapie, die Kooperation Phytopharmaka, die Hufelandgesellschaft, der Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren sowie der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) und der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH). Bionorica, Dr. Willmar Schwabe und die Klosterfrau-Tochter Cassella-med führen den Markt mit pflanzlichen Arzneimitteln an. Zu den Größeren gehören auch Engelhard, Madaus (Rottapharm), Pohl-Boskamp und Steigerwald. Hinzu kommen rund 100 kleinere Unternehmen.
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