Phyto-Regale gegen Discount-Konzepte Janina Rauers, 09.03.2011 09:42 Uhr
Der Phytohersteller Bionorica aus dem bayerischen Neumarkt ist stolz auf
seine Produkte. Das Vorzeigepräparat Sinupret hat seit vielen Jahren
seinen festen Platz in der Sichtwahl. Das Familienunternehmen hat sogar
die Phytothek entwickelt, ein Shop-in-Shop-System für Apotheken.
„Die Phytothek wurde nicht für uns kreiert, sondern sie wurde von den Apothekern für Apotheker kreiert, damit diese sich absetzen können von Einkaufs- und Vertriebskooperationen und ganz besonders den Discountern“, sagt Bionorica-Chef Professor Dr. Michael Popp.Seit 2007 testet Bionorica die Phytothek in ausgewählten Apotheken.
Wenige Minuten vom Firmensitz entfernt nimmt Apothekerin Margit Schlenk an dem Pilotprojekt teil. Bionorica hat ihr bei der Einrichtung der Phytothek geholfen und unterstützt sie finanziell bei Schulungen und Werbematerialien.
„Natürlich müssen sie sich qualifizieren, das heißt eine Fachkraft muss als Phyto-PTA die entsprechende Kompetenz erwerben, oder Sie müssen einen Fachapotheker für Homöopathie und Naturheilverfahren haben“, erklärt Schlenk. „Erforderlich sind auch bauliche Maßnahmen, das heißt die Phytothek muss in ein bestehendes Ladenbaukonzept integriert werden oder beim Umbau mit eingeplant werden.“
In den Regalen der Phytothek finden sich vor allem Bionorica-Präparate. Aber auch Packungen anderer Hersteller werden präsentiert. Die Apothekerin fühlt sich bei der Auswahl nicht von Bionorica beeinflusst.„Bei uns im Regal finden sich natürlich die Fokus-Präparate der Bionorica wieder, weil sie auch Marktführer in ihren Indikationen sind. Dazu stehe ich auch ganz klar. Dann gibt es aber auch die Marktführer in anderen Indikationensbereichen, sei es ein Tebonin von Schwabe, sei es ein Iberogast von Steigerwald. Das sind Präparate, die ich auch mit entpsrechendem Nachdruck empfehlen kann“, so Schlenk.
„Natürlich wird es gerne gesehen, wenn Umsatz gemacht wird. Wir wollen ja nicht in Schönheit sterben. Aber es gibt keine Vorgaben und keinen Druck. Das ist das, was ich für mich und meine Apotheke möchte: Dass ich als freier Heilberuf für meine Patienten einstehen kann.“
Auch bei Bionorica versichert man, dass die Apotheken nicht eingeschränkt werden. Vorgaben wie etwa Mindestabnahmen oder verpflichtende Zuwachsraten gibt es laut Popp für die Apotheker nicht.
„Das ist ja gerade der Vorteil bei uns, dass der Apotheker überhaupt nicht fremdbestimmt wird. Er wird ja in vielen Einkaufskooperationen fast fremdbestimmt. Bei uns nicht, denn wir sagen nur: Hier ist ein Schwerpunkt für pharmakologisch und klinisch belegte pflanzliche Arzneimittel. Es gibt auch einige Produkte von unseren Wettbewerbern, die der Apotheker auf jeden Fall in die Phytothek hinein nehmen wird. Wir bestimmen gar nichts vor.“
Ab Sommer werden die Ergebnisse des mehrjährigen Pilotprojekts ausgewertet. Für rund 1000 Apotheken könnte die Phytothek interessant sein, hofft man bei Bionorica. Bei den baulichen Maßnahmen kann sich der Hersteller Kompromisse vorstellen. Phyto-Kompetenz fordert er dagegen vom gesamten Apothekenteam.