Phoenix stellt Polen auf Prüfstand Patrick Hollstein, 08.04.2011 08:28 Uhr
Phoenix schrumpft sich gesund: Nachdem sich der Mannheimer Pharmahändler im vergangenen Jahr aus Russland verabschiedet und sein niederländisches Apothekengeschäft mit Celesio zusammengelegt hat, stehen nun die Aktivitäten in Polen auf dem Prüfstand. Man suche nach „strategischen Alternativen“, heißt es aus dem Unternehmen. Um eine stärkere und nachhaltigere Position zu finden, würden Gespräche mit potenziellen Partnern geführt.
Polen gehört zu den ältesten Auslandsmärkten von Phoenix; schon im Juli 1993 hatte die Vorgängerfirma Ferd. Schulze sich an einem der ersten privaten Pharmagroßhändler beteiligt. In den folgenden Jahren wurden zusätzliche Vertriebszentren eröffnet, 2006 kaufte Phoenix den Prewholesaler FarmPlus und eröffnete die ersten Apotheken.
Mit einem Umsatz von 280 Millionen Euro gehört Phoenix Pharma Polska heute zu den kleineren Einheiten der europäischen Nummer 3. Vor allem ist aber die Marktposition mit einem Anteil im Großhandel von 3 Prozent schwach. 570 Mitarbeiter arbeiten in den sechs Niederlassungen und 40 Apotheken. Obwohl der polnische Markt wächst, hat Phoenix in den vergangenen beiden Jahren ein Viertel seines Geschäfts verloren.
Die jüngste Ankündigung legt nahe, dass Phoenix - analog zur Kooperation mit Celesio in den Niederlanden - auch in Polen über eine Allianz mit einem Wettbewerber die kritische Masse zu erreichen versucht. Das könnte spannende Konstellationen ergeben: Am Marktführer Polska Grupa Farmaceutyczna ist der Mutterkonzern mit rund 4 Prozent beteiligt; allerdings wurde das Paket bereits vor einem Jahr zum Verkauf gestellt.
Beim niederländischen Pharmahändler Mediq könnte zwar die „Chemie“ stimmen, zumal beide Konzerne die einzigen ausländischen Player sind und auch Mediq nach eigenem Bekunden unter Effizienzproblemen zu leiden hat. Doch Phoenix müsste sich - obwohl international neun Mal so groß wie Mediq - vermutlich mit der Rolle des Juniorpartners begnügen: Mit einem Marktanteil von 7 Prozent und 200 eigenen Apotheken sind die Niederländer in Polen doppelt so groß wie Phoenix. Dazu kommt die direkte Wettbewerbssituation auf dem holländischen Markt.
Vielleicht wäre Phoenix aber auch froh, wenn sich Andere um den schwierigen polnischen Markt kümmerten. Erst vor vier Jahren hatte das Management in Mannheim die Verantwortung für Polen an die Kollegen bei der finnischen Tochter Tamro abgegeben. Einfacher wird der Markt auch in Zukunft nicht werden. Vielleicht gibt es künftig ja auch eine weiße Fläche mehr auf der Landkarte für Phoenix.