Großhandel

Phoenix schwächelt in Deutschland Patrick Hollstein, 23.08.2007 14:38 Uhr

Berlin - 

Der Mannheimer Pharmahandelskonzern Phoenix hat im Geschäftsjahr 2006/2007 die Umsatzmarke von 20 Milliarden Euro genommen. Während das Geschäft vor allem im Ausland zulegte, musste der größte deutsche Pharmagroßhändler in seinem Heimatmarkt sowohl beim Ergebnis als auch beim Umsatz Rückgänge in Kauf nehmen. Dies geht aus dem Geschäftsbericht des Konzerns hervor, der wie im vergangenen Jahr vorab in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) ausgewertet wurde.

Phoenix verzichtet erneut darauf, seine Zahlen im Rahmen einer Bilanzpressekonferenz, für Unternehmen dieser Größenordnung ansonsten durchaus üblich, zu kommentieren. Indes macht der Geschäftsbericht der FAZ zufolge deutlich, dass die Inlandsschwäche durch das starke, von kleineren Akquisitionen unterstütze Wachstum im Ausland mehr als kompensiert wird. Insgesamt habe der Umsatz um 4,2 Prozent auf 20,7 Milliarden Euro zugelegt. Damit hat nach Celesio auch Phoenix die Umsatzschwelle von 20 Milliarden Euro überwunden.

„Erneut zweistellig“ habe das Konzernergebnis zugelegt, lässt Vorstandschef Reimund Pohl wissen. Unveröffentlicht bleibt, wie hoch der Gewinn tatsächlich ist. In Deutschland hat Phoenix zwischen Mitte 2006 und Mitte 2007 - sicherlich auch unter dem Eindruck des Arzneimittelversorgungs-Wirtschaftlichkeitsgesetzes (AVWG) - rund 1,8 Prozent Umsatz eingebüßt. Mit rund 5,9 Milliarden Euro ist der Konzern hierzulande aber weiterhin unangefochten die Nummer eins. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit brach um ein Drittel auf 41 Millionen Euro ein; Branchenkenner schätzen, dass Phoenix in seinem Heimatmarkt rund ein Fünftel seines Konzernergebnisses erwirtschaftet. Pohl kritisierte die Gesetzeslage, die das Unternehmen zusehends Ertrag koste: „In Deutschland erschweren gesetzliche Einschnitte die Rahmenbedingungen für Großhändler.“

Phoenix gehört zum Unternehmensverbund der Familie Merckle. Hierzu zählen beispielsweise Ratiopharm, CT Arzneimittel, aber beispielsweise auch wesentliche Beteiligungen an Kässbohrer oder Heidelberg Zement. Ähnlich wie Konkurrent Celesio setzt Phoenix neben dem klassischen Großhandelsgeschäft sowie dem Betrieb von Apothekenketten auf Geschäfte mit den Pharmaherstellern bei Logistik, aber auch bei klinischen Studien.

Anders als der größte europäische Pharmahändler aus Stuttgart, der mit der Mehrheitsübernahme von DocMorris für Furore sorgte, gibt man sich in Mannheim allerdings stets über seine Aktivitäten zurückhaltend. Gleichwohl hat das Unternehmen durch intensive Partnerschaften, beispielsweise mit dem Marketing Verein Deutscher Apotheker (MVDA) und durch eigene Kooperationsmodelle wie Linda, die Fühler im Markt.

Nach Auffassung der FAZ dürften auch bei Phoenix „Pläne für eine Apothekenkette“ in den Schubladen liegen. In verschiedenen Ländern betreiben Phoenix und die jeweiligen Konzerntöchter ein Imperium von rund 1300 Apotheken; über Beteiligungen und Bürgschaften dürfte sich das Unternehmen weitere Anteile gesichert haben. So betreibt ein Schwesterunternehmen rund 300 weitere Apotheken in verschiedenen ost- und mitteleuropäischen Ländern.