Apotheken sollen Sparbeitrag leisten

Phoenix kündigt Konditionen-Kürzungen an

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Berlin -

Phoenix will den Apotheken die Konditionen kürzen: Der Großhändler kündigt sich zu Gesprächen an und avisiert einen neuen „Beitrag“. In welchem Umfang und bei wem der Rotstift angesetzt wird, ist noch nicht bekannt. Erfahrungsgemäß ziehen auch die anderen Großhändler bei solchen Kürzungsrunden nach. Zumal die Branche insgesamt vor einigen Herausforderungen steht.

Phoenix schreibt, dass für den Großhandel die Arzneimittelversorgung im bestehenden System seit längerer Zeit „nicht mehr kostendeckend darstellbar“ ist. Stetige Kostensteigerungen, negative Strukturveränderungen und die eigenen Einkaufsbedingungen machten es „unmöglich, das derzeitige Konditionsniveau sowie das bisher gewohnte Serviceniveau weiter aufrechtzuerhalten“. Damit könnte auch die Frequenz der Touren gemeint sein.

Jedenfalls soll jetzt bei den Kunden gespart werden, wie Phoenix im Schreiben, das APOTHEKE ADHOC vorliegt, unmissverständlich ankündigt: Es bestehe die unternehmerische Notwendigkeit, „nach Ablauf der bestehenden Vereinbarung einen Beitrag zu erheben“. Die Gebietsverkaufsleiter würden zeitnah in den Apotheken vorsprechen, um über das „zukünftige Servicelevel“ zu sprechen, heißt es weiter.

Bislang haben vor allem Apotheken aus den westlichen und östlichen Vertriebsgebieten entsprechende Schreiben erhalten. Dem Vernehmen nach soll aber das ganze Bundesgebiet in Abschnitten und je nach lokaler Konkurrenzsituation betroffen sein. Und wie bei allen vorherigen Anpassungen steht am Ende immer die individuelle Vereinbarung mit der Apotheke – mit einer weiten Range. Entsprechend äußert sich Phoenix normalerweise auch nicht zu den eigenen Konditionen.

Zumindest teilweise ist die aktuelle Situation des Großhändlers selbst verschuldet. Die Mannheimer sollen im Zuge der Fusion von Gehe und Alliance Healthcare Deutschland (AHD) viel Umsatz dazugekauft haben. Die zu diesem Zweck gewährten guten Konditionen sollen jetzt offenbar zum neuen Geschäftsjahr korrigiert werden, das bei Phoenix traditionell im Februar beginnt.

Unabhängig davon sieht sich die gesamte Branche von mehreren Seiten unter Druck. Eine Belastung, die den Großhandel ziemlich sicher treffen wird, ist die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns. Die SPD wird im Ampel-Koalitionsvertrag kaum darauf verzichten. Für die Großhändler mit Beschäftigten im Niedriglohnsektor würde das steigende Kosten bedeuten. Und diese Belastung haben die Unternehmen schon bei der Einführung des Mindestlohns im Jahr 2015 an die Apotheken weitergegeben: Phoenix kündigte damals zuerst eine „Mindestlohnbeteiligung“ in Höhe von 1,38 Euro pro Tour an, die Konkurrenz zog nach.

Zwischenzeitlich wurde der Mindestlohn fünfmal angepasst, zuletzt im Juli von 9,50 auf 9,60 Euro. Weitere Stufen sind bereits für den Jahreswechsel und den 1. Juli 2022 vorgesehen, auf dann 10,45 Euro. Doch die SPD will einen Mindestlohn von 12 Euro und wird dieses Kernthema aus dem Wahlkampf in den Koalitionsverhandlungen auch hart verteidigen.

Neben den Personal- sind es die steigenden Energiekosten, die bei den Großhändlern ins Kontor schlagen. „Wir rechnen mit einer erheblichen Mehrbelastung“, sagt der Vertreter eines Großhandels. Das Unternehmen kalkuliert mit Kostensteigerungen im Bereich von 160 bis 180 Prozent. Denn egal ob Strom-, Benzin- oder Gaspreis: Die Großhändler sind überall betroffen. Solaranlagen auf den Dächern der Niederlassungen oder über den Parkplätzen sollen zwar helfen, die Kosten zu denken. Doch mit weiteren Investitionen lohnt es sich vielleicht zu warten, falls die Ampel-Koalition Förderungen für den Ausbau grüner Technologie beschließt.

Neben den vielen Unbekannten politischen Handels wird die Planung zusätzlich durch ein ziemlich verrücktes Geschäftsjahr erschwert. Der Einbruch im OTC-Geschäft hat die Großhändler ebenso getroffen wie die Apotheken. Während letztere zusätzliche Umsätze und Erträge bei den Masken und Zertifikaten hatten, konnten die Großhändler vor allem über die Impfstofflogistik einen erheblichen Teil kompensieren. Aber das sind Einmaleffekte, die kaum Auskunft über das Kerngeschäft geben.

Deshalb dürften in den nächsten Monaten auch die anderen Großhändler aktiv werden. Denn erfahrungsgemäß bewegt sich die Branche in relativem Gleichschritt. Die neue Gebühr des Mitbewerbers taucht meist recht schnell mit anderem Namen auch bei der Konkurrenz auf. In die andere Richtung funktioniert die „Rabattschlacht“ nach dem gleichen Prinzip. Das Bundeskartellamt hat sich schon des Öfteren für diese Dynamik interessiert, kann aber wenig bis nichts dagegen machen. Die besonderen Verhältnisse des Marktes allein machen noch keine illegale Absprache.

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