Ein dringend benötigtes Refinanzierungspaket für den Mannheimer Pharmahändler Phoenix steht nach einem Bericht des „Handelsblatts“ auf der Kippe. Demnach weigert sich die Royal Bank of Scotland (RBS), frische Mittel für das Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Damit könnten auch andere Bemühungen zur Rettung der Merckle-Gruppe platzen, heißt es. Die RBS gehört bisher neben der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und der Commerzbank zu den Hauptkreditgebern unter den mehr als 30 Gläubigerbanken.
Phoenix benötige nach Bankenangaben in den nächsten Wochen frische Liquidität von 300 bis 400 Millionen Euro, nachdem Adolf Merckle Finanzmittel aus dem operativen Geschäft abgezogen hatte, um Finanzierungslücken bei seiner Holding VEM Vermögensverwaltung zu stopfen, berichtete die Zeitung. Der Pharmahändler war bislang für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Bankexperten führen laut „Handelsblatt“ die Schwierigkeiten bei den Phoenix-Verhandlungen vor allem auf einen Konflikt innerhalb des Bankenlagers um die jeweils zu tragenden Anteile an der zusätzlichen Finanzierung zurück. Praktisch alle Institute seien daran interessiert, ihre neuen Engagements möglichst niedrig zu halten. Insgesamt überwiegt offenbar nach wie vor die Zuversicht, dass man sich am Ende doch noch auf eine Lösung einigen kann.
Dagegen darf einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa zufolge auf eine baldige Lösung der Finanzprobleme hoffen. Über die Brückenfinanzierungen für Merckles Vermögensverwaltung VEM und den darunter aufgehängten Pharmahändler Phoenix werde „intensiv verhandelt“. Für die VEM werde ein Abschluss noch vor Weihnachten angestrebt, hieß es. „Juristische Fallstricke“ könnten die Unterschrift aber in letzter Minute verzögern. Die Banken wollten sich nicht den Vorwurf gefallen lassen müssen, ihr Geld leichtfertig herzugeben.
Auch bei Phoenix kommen die Verhandlungen demnach voran. Auch die RBS sei an einer schnellen Lösung interessiert. Sie und die anderen Kreditinstitute störten sich aber daran, dass das Darlehen nach dem bisher vorliegenden Vertragsentwurf auch zur Bedienung eines bestehenden Kredites eingesetzt werden dürfe. „Merckles Banken wollen doch nicht Konkurrenten finanzieren“, hieß es aus Finanzkreisen. Das Geld solle dem Tagesgeschäft von Phoenix zugute kommen. Die RBS lehnte einen Kommentar ab unter Hinweis auf das Bankgeheimnis.
Phoenix ist neben dem Baustoffhersteller Heidelberg Cement und dem Generika-Hersteller Ratiopharm eines der drei Hauptunternehmen der Merckle-Gruppe.
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