Phoenix macht weiter Druck im Plattform-Markt: Für das eigene Konzept „deine Apotheke“ hat der Großhändler das Rechenzentrum ARZ Haan als Partner gewonnen. Das Phoenix-eigene Softwarehaus ADG ist ebenfalls Teil der strategischen Partnerschaft. Damit wächst neben dem Zukunftspaket von Noweda/Burda und der Initiative Pro AvO ein drittes Bündnis heran. In einem internen ADG-Schreiben äußern sich die Chefs der beteiligten Firmen zu der neuen Zusammenarbeit.
Phoenix hat zuletzt viel in „deine Apotheke“ investiert und die Marke deutlich vorangebracht. Deutschlandchef Marcus Freitag zufolge sind schon mehr als 4000 Apotheken auf der Plattform zusammengeschlossen, die unter anderem eine Vorbestellfunktion für Apothekenkunden beinhaltet. Zugunsten von „deine Apotheke“ wurde sogar die Dachmarke Livplus aufgegeben. Unter der neuen Marke wird de facto eine neue Kooperation etabliert, mit der Funke-Verlagsgruppe kommt sogar ein weiteres Magazin in die Apotheken.
ADG ist als hauseigener EDV-Anbieter natürlicher Partner beim Aufbau von „deine Apotheke“. Mit dem ARZ Haan wird jetzt der Weg bis zur Rezeptabrechnung geschlossen. Eine zwischenzeitlich zumindest angedachte Zusammenarbeit zwischen ARZ Haan und Mitbewerber NARZ in diesem Bereich als Gegengewicht zum Noventi-Engagement bei Pro AvO ist damit zumindest vorerst vom Tisch. Das gilt umso mehr für einen Beitritt des ARZ Haan bei Pro AvO. Seitdem Noventi hier im Zuge einer Kapitalerhöhung die Zügel in die Hand genommen hat, war das aber ohnehin unwahrscheinlich geworden.
Ein Schwerpunkt des neuen Bündnisses wird neben der Plattform die Umsetzung des E-Rezepts sein. Phoenix, ADG und ARZ Haan wollen hier ihre Erkenntnisse aus Sicht des Großhandels, der Warenwirtschaft und der Rechenzentren verbinden und den Apotheken praxisnahe Lösungen anbieten. Ein weiterer Focus wird auf die Unterstützung der Apotheken im Pflegebereich liegen. „Selbst wenn die älteren Menschen digital fit sind, vertrauen sie bei Gesundheitsfragen auf den kompetenten Rat des Apothekers vor Ort“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung.
Viele Apotheken seien mit ihren Prozessen im Hintergrund Apotheken digital bereits sehr gut aufgestellt, heißt es in einer Mitteilung. „Jetzt geht es darum, auch in der Kommunikation zum Kunden mehr digitale Angebote zu bieten und diese mit den Leistungen der Apotheke zu verzahnen. Die Patienten-App ‚deine Apotheke‘ spielt dabei eine zentrale Rolle.“
ARZ-Vorstand Dr. Ulrich Thomé erklärt im internen ADG-Mitarbeiterbriefing: „Großhandel, Warenwirtschaft und Rechenzentrum im Team können die Kundenbedürfnisse in enger Zusammenarbeit einfach deutlich besser bedienen. Die App ‚deine Apotheke‘ wird das zeigen. Sie ist die einzige App, die erfolgreich den Mehrwert aus Kundensicht abbildet.“ Denn beim Rechenzentrum sorgt man sich im eine zu ökonomische Sichtweise auf die Gesundheitsversorgung. „Natürlich ist der Versandhandel eine komfortable und preisgünstige Option. Aber Beratung und Dienstleistung einer Apotheke sind nicht allein mit dem Rechenstift des Controllers zu bewerten. Und das wissen wir nicht erst seit Corona“, so Thomé.
Sein Vorstandskollege Dr. Philipp Siebelt ergänzt, dass die Vor-Ort-Apotheke zuletzt immer mehr unter Druck geraten seien. „Dazu haben wirtschaftliche wie rechtliche Entwicklungen beigetragen. Gemeinsam mit Phoenix und ADG wollen wir hier gegensteuern.“ Die Apotheken zu stärken, bedeute nicht, sie vor neuen Technologien zu schützen. „Im Gegenteil. Mit neuen Technologien ergeben sich auch für die beratende Vor-Ort-Apotheke neue Möglichkeiten“, so Siebelt. Sie werden sich wandeln zu einer „Kombination aus Sanitätshaus, Apotheke und Dienstleistungs-Service-Point“. Click & Collect und die Bestell-App sollen dabei helfen.
Daran glaub auch ADG-Chef Joachim von Morstein: „Gerade das E-Rezept wird die Prozesse verändern. Der Patient wird nicht zwangsläufig immer in die Apotheke kommen, schon gar nicht zweimal.“
Und Phoenix-Deutschlandchef Freitag bemerkt abschließend: „Bestellungen, Abrechnungen, Arzneimittelsicherheit via Securpharm – all das läuft digital. Jetzt geht es darum, auch in der Kommunikation mit den Kunden mehr digitale Angebote zu machen. Der Markt fordert das, die Kunden sind bereit dafür, denn sie kennen digitale Omnichannel-Angebote auch aus anderen Branchen.“
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