Nur eine Woche nach der ersten Verdi-Aktion bei Phoenix in Bielefeld werden heute mehrere Großhandelsniederlassungen bestreikt. Betroffen sind erneut Nordrhein-Westfalen sowie Berlin und Brandenburg.
In Berlin und Brandenburg wird heute gestreikt, neben Phoenix sind auch Gehe und Alliance Healthcare in Berlin sowie Sanacorp in Potsdam betroffen. Laut Verdi sind 200 Streikende dabei. Die Großhändler teilten ihren Kunden mit, dass die Bearbeitung der Aufträge sichergestellt sei, dass es aber zu Verzögerungen in der Konfektionierung und damit Auslieferung kommen könne.
Verdi fordert 13 Prozent mehr Lohn/Gehalt (mindestens 400 Euro), eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütung und die gemeinsame Beantragung der Allgemeinverbindlichkeit, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Arbeitgeber hatten am vergangenen Donnerstag in der ersten Verhandlungsrunde aber ein Angebot von lediglich 4 Prozent ab Dezember 2023 und 2,1 Prozent ab Dezember 2024 angeboten, zuzüglich zwei Inflationsausgleichsprämien von jeweils 700 Euro in 2023 und 2024.
Die Gewerkschaft begründet die Tarifforderungen mit den hohen finanziellen Belastungen der Beschäftigten durch den anhaltend starken Anstieg der Konsumentenpreise begründet. Zudem wurde die Umsatzentwicklung im Groß- und Außenhandel im vergangenen und dem bisherigen Jahr insgesamt als stabil bezeichnet.
„Wer seine Familie gut ernähren und versorgen möchte, muss die Preissteigerungen von insgesamt fast 14 Prozent in 2022 und 2023 bewältigen können. Der Pharmagroßhandel hat seinen Umsatz allein 2022 um 5,3 Prozent steigern können. Da ist unsere Forderung von insgesamt 13 Prozent mehr Lohn angemessen und maßvoll“, so Franziska Foullong, die zuständige Verdi-Verhandlungsführerin. „Die Tabellenerhöhung, die die Arbeitgeber uns in zwei Tranchen über einen Zeitraum von zwei Jahren anbieten, reicht aber nicht mal, um ein einziges Jahr Inflation auszugleichen. Daher streiken die Kolleg:innen heute in vier Unternehmen des Pharmagroßhandels in Berlin-Brandenburg. Die Arbeitgeber wären gut beraten zu verstehen, dass faires Teilen die Grundlage für eine gute Sozialpartnerschaft und gute Arbeit in ihren Betrieben ist.“
Bei Phoenix werden auch die Niederlassungen in Köln und Herne am heutigen Mittwoch bestreikt. „Im Betriebsablauf kommt es dadurch zu keinen Verzögerungen und es entstehen keine Auswirkungen auf die Kunden“, versichert ein Konzernsprecher. Man beliefere die Kunden zuverlässig mit den bestellten Produkten. Erst in der vergangenen Woche hatte es einen Streik in Bielefeld gegeben, auch da war der Betrieb nicht eingeschränkt gewesen.
Bei Phoenix gab es in dieser Woche auch technische Störungen: Das Vertriebszentrum in Gotha musste am Montag die Kunden über eine „allgemeine Lagerverzögerung“ informieren. Aufgrund einer „technischen Störung“ müssten Apotheken eine Stunde länger auf die Lieferung warten. Auch könne es vorkommen, dass Ware von der letzten Lieferung fehle, dann sollten die Kunden zunächst die nachfolgende Tour abwarten. Am Mittwochvormittag gab es vorübergehend Probleme beim Zugriff auf das Onlineportal.
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