Livplus verschwindet als Dachmarke

Phoenix: „deine Apotheke“ wird eigene Kooperation

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Berlin -

Phoenix setzt voll auf „deine Apotheke“: Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC soll die Marke, die es bisher als App und Apothekenmagazin gibt, zu einer Kooperation ausgebaut werden – auch wenn man das bei Phoenix nicht so nennt. Die bisherige Dachmarke Livplus wird dagegen schon Ende des Monats komplett verschwinden, wie ein Sprecher des Großhändlers auf Nachfrage bestätigte. Deutschlandchef Marcus Freitag und der neue CEO Sven Seidel setzen auf eine Omnichannel-Lösung für den Apothekenmarkt.

Phoenix hat zuletzt viel in „deine Apotheke“ investiert und die Marke deutlich vorangebracht. Freitag zufolge sind schon mehr als 4000 Apotheken auf der Plattform zusammengeschlossen, die unter anderem eine Vorbestellfunktion für Apothekenkunden beinhaltet. Mit anderen Worten: Während nach dem Streit mit dem MVDA die Zweckgemeinschaft fortgeführt wird, zieht Phoenix sein eigenes Konzept auf.

Im Februar folgte dann der nächste Coup: Zusammen mit der Funke-Mediengruppe bringt Phoenix ein eigenes Magazin in die Apotheke, wiederum unter der Marke „deine Apotheke“ und mit Frauen als explizite Zielgruppe.

Jetzt soll „deine Apotheke“ zur zum Omnichannel-Konzept ausgebaut werden, wie ein Phoenix-Sprecher bestätigte. Der Großhändler will online und offline unter einer Marke unterwegs sein. Wie sichtbar die Umsetzung in den Apotheken sein wird, ist den Apotheken überlassen. Auch Livplus war dahingehend ein Baukastensystem.

Für Apotheken, die heute Livplus nutzen, soll sich außer dem Namen nichts ändern. Insbesondere die vereinbarten Einkaufsvorteile bleiben erhalten. Dieses „verkaufsfördernde Konzept“ geht 1:1 in „deine Apotheke“ über und bildet eine von fünf Säulen des neuen Konzepts. Die anderen sind das Magazin, die App, Payback und „Marketing Digital“ – eine Unterstützung bei Homepagegestaltung und SEO. Diese vier Module kann jede Apotheke nutzen, die Einkaufsvorteile bekommen nur Kunden, die Phoenix als Hauptlieferant haben. Wegen des modularen Konzepts spricht man bei Phoenix auch nicht von Kooperation, sondern einer „Omnichannel-Lösung“.

Mit Livplus ist Phoenix der große Durchbruch nicht gelungen. Dabei handelt es sich um die eigens für den deutschen Markt entwickelte Marke innerhalb der Phoenix Pharmacy Partnership (PPP). Der Schmerz, die Marke jetzt schon Ende des Monats komplett aufzugeben, dürfte bei Phoenix also erträglich sein.

Beim Mannheimer Großhändler sieht man gerade in der aktuellen Corona-Krise die Chance, die App „deine Apotheke“ zu stärken, die Anfang 2019 gelauncht wurde. Laut Deutschlandchef Freitag wurden seitdem bereits mehr als 380.000 Vorbestellungen in die Apotheke vor Ort gelenkt und mit dem Punktesammelsystem Payback knapp 8 Millionen Apothekenkäufe initiiert.

Freitag hat gestern alle Apotheken in Deutschland angeschrieben und mit weiteren Zahlen versorgt. „Wir verzeichnen derzeit durchschnittlich deutlich mehr als 320 Bestellungen pro Stunde über die App und auch der direkte Kontakt über unsere Chat-Funktion zwischen Apotheke und Patient wird intensiv genutzt“, so Freitag. In der aktuellen Situation steige die Nutzung der App weiter. Phoenix werde die App jetzt mit „viel Tempo, hoher Investitionsbereitschaft und Offenheit für weitere Partner kontinuierlich ausbauen“, kündigt Freitag an. Die Überführung von Livplus in „deine Apotheke“ soll die erste Maßnahme sein.

Die Branche habe in Sachen Digitalisierung über Jahre hinweg sehr zögerlich agierte, schreibt Freitag weiter an die Apotheken. Insbesondere durch die Corona-Krise steige der Bedarf nach digitalen Lösungen: „Egal ob Telemedizin, E-Rezept oder smarte Apps, die bei der Medikation oder bei Fitness und gesunder Ernährung unterstützen: Immer mehr Menschen nutzen digitale Lösungen, weil sie die Dinge einfacher, schneller und bequemer machen oder weil sie in der derzeitigen Krisensituation einfach unabdingbar geworden sind – und zwar für Patienten und (Gesundheits-) Dienstleister gleichermaßen.“

Weil heute fast jeder Deutsche unter 50 Jahre ein Smartphone nutzt, erwarteten die Verbraucher auch von der Apotheke vor Ort einen Mehrwert aus digitalen Lösungen. „Daher sind wir bei Phoenix der Überzeugung, dass eine konsequent vom Verbraucher aus gedachte Omnichannel-Lösung für alle Apotheken vor Ort in Deutschland der erfolgversprechendste und wettbewerbsfähigste Ansatz für den Markt ist“, so Freitag.

Mit dem Neustart der Apothekenkooperation setzt Phoenix gleich in zwei Richtungen ein Zeichen. Die neu eingegangene Zweckehe mit MVDA/Linda scheint mehr denn je auf Zeit geschlossen zu sein. Mit kolportiert 1400 Mitgliedern (700 davon bei Linda), wurde der MVDA schon von „deine Apotheke“ überholt. Die App soll jetzt in der Corona-Krise einen weiteren Schub bekommen, wie die Phoenix-Tochter ADG unlängst mitteilte: „deine Apotheke“ könne dabei helfen, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Denn die App ermögliche es, „Kundenströme zu lenken, Kontakte auf ein Mindestmaß zu reduzieren oder den Gang in die Apotheke komplett zu vermeiden“.

Und auf der anderen Seite braucht Phoenix eine Antwort auf die laufenden Projekte der anderen Großhändler. Denn den Start hatte der Branchenprimus etwas verschlafen. Vor allem Verfolger Noweda ist im Pakt mit Burda und der Seite IhreApotheken.de vorangegangen, die Initiative Pro AvO mit unter anderem Gehe und Sanacorp als Gründungspartner steht ebenfalls in den Startblöcken. Mit Sven Seidel gibt es jetzt einen neuen CEO in Mannheim, der das Geschäft bis hin zum Endverbraucher neu ins Visier nimmt: Im Vorstand von Otto war er zueletzt für den Bereich „Multichannel-Retail“ zuständig.

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