Die Noweda hat Burda, Gehe und Sanacorp haben die Umschau, und Phoenix? Will mit einer eigenen Bestellplattform Reichweite über Payback bekommen. Schon im Februar soll das neue Angebot live gehen – noch bevor die Konkurrenz ihre verheißungsvollen Ankündigungen umgesetzt hat. Erst im Herbst hatte der Konzern seinen Vertrag mit Payback verlängert und auch für Apotheken geöffnet, die nicht Mitglied bei Linda/MVDA sind.
Lange war gerätselt worden, welche Antwort der Branchenprimus unter den Großhändlern auf die Digitalisierung liefern würde. Mit „Deine Apotheke“ hat Phoenix über seine Tochterfirma ADG zwar eine ausgefeilte Apotheken-App auf den Markt gebracht. Diese wird seit Sommer nicht mehr durch das Softwarehaus, sondern über den Großhandel an die Apotheken vermarket. Ein Konzept, um Endverbraucher auf das Angebot aufmerksam zu machen, gab es bislang allerdings nicht.
Das soll sich nun ändern. Zum 1. Februar soll „Deine Apotheke“ in alle Payback-Kanäle integriert werden, bis hin zur App, die mehr als sechs Millionen aktive Nutzer hat. Ab Sommer soll dann umgekehrt auch Payback in der Apotheken-App zu finden sein – und das Ökosystem so geschlossen werden. Auf diese Weise sollen die Apotheken möglichst viele Punktesammler gewinnen und binden können. Phoenix erhofft sich, „näher an die Endkunden heranzurücken“.
„Wir freuen uns, dass wir durch unsere im deutschen Apothekenmarkt exklusive Partnerschaft von Phoenix und Payback allen Apotheken hierzulande den digitalen Zugang zu Deutschlands größtem Bonusprogramm anbieten können“, sagt Deutschlandchef Marcus Freitag. „Bereits heute sammeln über 30 Millionen Menschen in Deutschland Payback-Punkte. Durch die Phoenix-App ‚Deine Apotheke‘ wollen wir die Umsätze unserer Apothekenkunden steigern, indem die Endverbraucher von einfach nutzbaren, digitalen Services profitieren.“
Mit der App können Kunden Rezepte scannen oder Produkte abfotografieren und sich ihre Medikamente so in der Apotheke vorbestellen, mit der sie sich durch Scannen eines QR-Codes verbunden haben. Der Clou: Weil die Software von ADG ohnehin Rezepte scannen kann, können die Aufträge direkt in der Warenwirtschaft verarbeitet werden. Auch eine Chatfunktion ist integriert.
Ein eigener Webshop oder gar ein Lieferdienst sind derzeit nicht geplant. Vielmehr sollen Kunden über die Plattform anhand bestimmter Kriterien – etwa Payback oder Botendienst – die für sie passende Apotheke auswählen können. Darüber lassen sich dann auch die „digitalen Filialen“ von Linda ansteuern. Rund 800 Apotheken haben sich bei Linda 24/7 bereits angemeldet, 600 sind schon live. Bei der Kooperation hofft man, dass das Konzept dank der Kooperation mit Phoenix und Payback im kommenden Jahr an Fahrt aufnehmen wird.
Dass man dafür die Exklusivität mit Payback opfern musste, ist für Vorstand Volker Karg kein Problem. Ihm sei lieber, Payback mit anderen Apotheken zu teilen als an den ausländischen Versandhandel zu verlieren, der Rx bepunkten könnte. Und auch bei den anderen Bestellportalen müssten sich die Apothekengruppen unterordnen, um möglichst große Flächendeckung zu erreichen. Schließlich gebe es heute nur Insellösungen, die alleine nicht stark genug seien, um mit einer digitalen am Markt zu überzeugen. Linda sieht er dabei durch die hohe Marktbekanntheit noch in der Pole Position. Ziel sei es, alle Linda-Apotheken im Laufe 2019 mit einer digitalen Filiale und Linda-App auszustatten.
Mit Gehe, Noventi, Rowa, Sanacorp und Wort & Bild Verlag haben sich fünf namhafte Unternehmen zur Initiative „Pro AvO“ (Pro Apotheke vor Ort) zusammengeschlossen. Ziel der Gruppe ist nach eigenen Angaben die „Stärkung der inhabergeführten Apotheken, um digitale Anwendungen der Apotheker zu harmonisieren“. Wort & Bild hatte erst kürzlich mit Curacado eine Handelsplattform übernommen, Noventi ist dabei, sich mit Callmyapo im Bereich von Apotheken-Apps zu positionieren.
Ziel der Initiative sei es, in einem „engen Zusammenspiel mit weiteren Teilnehmern, Verbänden und Apothekern ein Konzept zu erstellen, das den Apothekern die Möglichkeit eines gemeinsamen Standards, sei es als Marktplatz, Plattform oder nur einer speziellen Anwendung gibt“. Die Initiative befindet sich der Mitteilung zufolge in der Konzeptionsphase; in Kürze soll für das zu gründende Gemeinschaftsunternehmen Personal eingestellt werden. Alle Partner wollen signifikant investieren.
Zuvor hatten Noweda und Burda ihren „Zukunftspakt Apotheke“ mit vergleichbarer Zielrichtung gegründet. Bislang haben sich nach Noweda-Angaben mehr als 5000 Apotheken eingetragen; damit steht nach Unternehmensangaben bereits fest, dass die erwünschte bundesweite Flächendeckung erreichen wird. Ein Kernelement ist die Vorbestellplattform IhreApotheken.de, die im Frühjahr an den Start gehen soll. Die teilnehmenden Apotheken können selbst entscheiden, wie preisaktiv sie bei ihrem individuellen Auftritt sind und ob sie einen Botendienst anbieten möchten. Aber es gibt auch die Möglichkeit für gemeinsame Aktionen, Themen- und Herstellershops oder Angebote zu Indikatorartikeln.
Der Medienkonzern Burda soll über seine mehr als hundert Titel im Zeitschriftenmarkt die Reichweite bringen. Neu dazu kommt ja noch das Apothekenmagazin „My Life“, Nowedas neues Konkurrenzblatt zur Apotheken Umschau. Heft und Plattform sollen sich gegenseitig bekannt machen. Auch über das bereits existierende Gesundheitsportal My Life von Burda sollen Kunden in die Apotheke oder zumindest auf die Plattform gelotst werden.
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