Phoenix-Chef wird Phagro-Vize APOTHEKE ADHOC, 15.05.2018 13:40 Uhr
Wechsel im Vorstand des Großhandelsverbands Phagro: Phoenix-Deutschlandchef Marcus Freitag löst Ralph-Dieter Schüller als Verbandsvize ab. An der Spitze bleibt Dr. Thomas Trümper. Ulrich Kehr scheidet wie Schüller aus dem Vorstand aus.
Trümper wurde von der Mitgliederversammlung als Vorsitzender des Phagro wiedergewählt. Er führt den Großhandelsverband bereits seit zwölf Jahren und geht nun in seine siebte Amtszeit. Neben dem ehemaligen Alliance-Chef und Freitag sind im Phagro-Vorstand Lothar Jenne (Max Jenne), Dr. Michael Kuck (Noweda), Dr. Herbert Lang (Sanacorp), Wolfgang Mähr (Alliance Healthcare) und Dr. Peter Schreiner (Gehe).
Aus Sicht der Mitgliederversammlung sprach für Trümpers erneute Wiederwahl auch, dass er seit seinem Rückzug aus dem aktiven Geschäft einen Großteil seiner Zeit der Verbandsarbeit widmen kann. „Ein Vorteil für den Verband, denn die Branche steht vor großen Herausforderungen“, so eine Phagro-Mitteilung. Trümper war Anfang 2017 aus dem Aufsichtsrat von Alliance ausgeschieden.
Während die Bestätigung Trümpers an der Spitze „ein klares Zeichen der Kontinuität“ sei, vollziehe sich gleichzeitig ein Generationswechsel im Gesamtvorstand, so der Phagro. Mit Freitag, Kuck, Mähr und Schreiner seien innerhalb des vergangenen Jahres vier neue Mitglieder in den Vorstand eingetreten.
Die Phagro-Spitze war bislang stets neutral besetzt: Unter Trümper war die Anzag unabhängig, da alle Großhändler an ihr beteiligt waren. Seit der Frankfurter Großhändler zu Walgreens Boots Alliance (WBA) gehört, ist der langjährige Vorstandschef nicht mehr im Amt. Schüller war als Eigentümer von Ebert+Jacobi ein Vertreter der Privatgroßhändler – und damit ebenfalls unabhängig von Konzerninteressen.
Kehr und Schüller wurde im Rahmen einer internen Feier für ihr langjähriges Engagement gedankt. Kehr gehörte dem Vorstand 31 Jahre an, Schüller war zwölf Jahre Mitglied der Verbandsführung, davon die letzten acht als stellvertretender Vorsitzender.
Zentrale Themen der Branche sind das eigene Honorar sowie die Folgen des Skonto-Urteils des Bundesgerichtshofs (BGH). Die Großhandelsspanne sinke seit Jahren kontinuierlich – und als Folge davon wachse der Investitionsstau, so der Verband. Zuletzt hatte der Großhändler Gehe alleine einen Vorstoß unternommen: Bei Gesprächen mit den Gesundheitspolitikerinnen Karin Maag (CDU) und Martina Stamm-Fiebich (SPD) drängten Firmenchef Dr. Peter Schreiner und Andreas Thiede, Geschäftsführer Vertrieb & Marketing, darauf, dass die Honorare an die gestiegenen Kosten angepasst werden.
Seit dem BGH-Urteil im Oktober 2017 stehe zudem die Rabattierfähigkeit des Großhandelsfestzuschlags zur Diskussion. Nach dem Urteil aus Karlsruhe sieht Trümper den Gesetzgeber in der Pflicht: „Der BGH hat sehr klar festgestellt, dass der Wortlaut des § 2 der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) die Intention des Gesetzgebers nicht trifft. Gewollt war ein nicht rabattierfähiger Großhandelszuschlag. Das muss so auch deutlich formuliert sein.“
Trümper weiter: „Die Politik muss hier schnell für eine redaktionelle Klarstellung sorgen und damit den unfairen Wettbewerb unterbinden, der entsteht, wenn – zum Beispiel im Direktgeschäft – ganz oder teilweise auf den Zuschlag verzichtet wird. Für den vollversorgenden Großhandel ist der Zuschlag von derzeit 70 Cent existenziell. Er ermöglicht, dass auch günstige Arzneimittel kostendeckend distribuiert werden können.“
Denn nach wie vor nimmt den Großhändlern zufolge das Direktgeschäft der Hersteller zu. Außerdem sei der Wettbewerb in der Logistikbranche unfair, weil die Leitlinien zur Good Distribution Practice (GDP) nicht für alle Marktteilnehmer gleich verpflichtend seien.
Der Phagro vertritt elf Großhändler, die nach Verbandsangaben 19.700 Apotheken beliefern. Die Branche beschäftigt demnach rund 16.000 Arbeitnehmer und erwirtschaftete 2017 einen Umsatz von 30,7 Milliarden Euro. Der Lobbyverband vertritt die Interessen der Branche gegenüber Politik, Marktpartnern und Öffentlichkeit. Der Phagro ist wiederum Mitglied im europäischen Verband GIRP, um die Gesetzgebung auf EU-Seite zu begleiten.