Phoenix baut Gesundheitsplattform auf Carolin Ciulli, 23.05.2019 13:40 Uhr
Phoenix will mehr digitale Dienstleistungen anbieten. Der Mannheimer Großhändler testet in diesem Jahr eine E-Commerce-Plattform in Serbien. In Finnland läuft ein Pilotprojekt mit individuellen Blisterdispensern für Patienten an, in Großbritannien steigt der Konzern in die telemedizinische Reiseimpfungsberatung ein. „Telemedizin wird auch in Deutschland eine steigende Bedeutung haben“, sagt Konzernchef Oliver Windholz bei der Vorstellung des Ergebnisses des abgelaufenen Geschäftsjahres 2018/2019.
In Deutschland ist Phoenix im digitalen Bereich seit Februar über die App „Deine Apotheke“ beim Endkunden. „Wir wollen Marktführer werden“, so Windholz. Aktuell sind 3500 Apotheken angeschlossen. Der nächste Sprung werde im Spätsommer erwartet, wenn das Punkteprogramm Payback integriert werde. Dafür wirbt der Großhändler aktuell in mehreren deutschen Städten. Die App sei für Apotheken eine Antwort auf Amazon, so Windholz.
Um die digitalen Angebote zu bündeln, wird derzeit die neue Gesellschaft PXG Health Tech mit zehn Mitarbeitern gegründet. Die „Phoenix Digital Healthcare Platform“ soll perspektivisch die Bereiche E-Commerce, Telemedizin, personalisierte Medizin und Apotheken-Services wie die App beinhalten – je nach länderspezifischer Regulierung. Die Plattform soll jedoch standardisiert sein. Für Deutschland gibt es zunächst keine konkreten Pläne: „Wir wollen kein Online-Handel in Deutschland sein“, stellt Windholz klar. Das Angebot gehe weiter und biete deutlich mehr Dienstleistungen an. Zunächst liege der Fokus auf Ländern, in denen Phoenix eigene Apotheken betreibe.
In Finnland will sich Phoenix beispielsweise mit dem Blisterdispenser „Smila“ im Homecare-Bereich etablieren. Das Gerät ist eine Eigenentwicklung und wird je nach Programmierung durch das Pflegepersonal zu festgelegten Zeitpunkten Tütchen mit Medikamenten abgeben. Auch Videokonferenzen sind darüber möglich. „Smila“ sei wie eine „Gesundheits-Alexa“ und über eine Cloud vernetzt. Die skandinavischen Länder seien deutlich technikaffiner als Deutschland, sagt Finanzchef Helmut Fischer.
Hierzulande erwirtschaftete der Mannheimer Großhändler einen Umsatz von 8,9 Milliarden Euro (plus 3 Prozent). Rund ein Drittel des Umsatzes erzielte Phoenix im Heimatmarkt. „Wir haben das Ergebnis leicht steigern können“, so Windholz. Die Margen seien im Vorjahresvergleich zwar stabil. Im europäischen Vergleich seien sie in Deutschland jedoch nach wie vor zu niedrig.
Insgesamt stiegen die Umsatzerlöse um 3,6 Prozent auf rund 25,8 Milliarden Euro. Der Gesamtmarkt wuchs um 3 Prozent. Die Gesamtleistung lag bei rund 33 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Ertragssteuern und Abschreibungen (EBITDA) erhöhte sich leicht auf rund 471 Millionen Euro (plus 1 Prozent). Die Eigenkapitalquote stieg im Vorjahresvergleich und lag bei 33,5 Prozent.
Zweitstärkster Markt ist Westeuropa mit 33 Prozent. Das Geschäft in Osteuropa entwickelte sich nach der Übernahme des rumänischen Großhändlers Farmexim und den 220 Help-Net-Apotheken positiv. Insgesamt entfallen 16 Prozent der Umsätze auf die Region. Dem Konzern gehören rund 2600 eigene Apotheken sowie rund 13.500 Kooperationsapotheken in 16 Ländern.