Pharmamesse

Expopharm ohne Kohl und easy

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Berlin -

Die Expopharm ist die größte Pharmamesse Europas. Da sie von den Apothekern organisiert wird, ist der Auftritt der Hersteller, Großhändler und Dienstleister immer auch ein Politikum. Manchmal bleiben Unternehmen der Messe fern, um ein Zeichen zu setzen, manchmal ganz banal aus wirtschaftlichen Gründen. Auch in diesem Jahr gibt es einige markante Ausfälle.

Die Begrüßung zur Expopharm hatten sich die Reimporteure im vergangenen Jahr sicher freundlicher vorgestellt. Bei der traditionellen Auftakt-Pressekonferenz am Tag vor dem Messestart erklärte die ABDA-Spitze als maßgebliche politische Forderung, die Importquote abzuschaffen. Denn Reimporte seien „besonders anfällig“ für Fälschungen, hieß es. Auch in diesem Jahr gibt es Anträge zum Deutschen Apothekertag (DAT), die oft lästige Pflicht loszuwerden.

Die Reimporteure wurden von dieser Breitseite in München überrascht. Zwar gibt es entsprechende Vorstöße quasi zu jedem DAT aus einer der Mitgliedsorganisationen, doch als Schwerpunktthema hätten viele vor einem Jahr eher das Apothekenhonorar erwartet. Die Branche fühlte sich vor den Kopf gestoßen. Offiziell hat sich der Verband der Arzneimittel-Importeure Deutschlands (VAD) zwar nicht positioniert, intern war es natürlich ein Thema: ob die Expopharm überhaupt noch das richtige Pflaster für Reimporteure ist. Der Parallelhandel gehörte zu den wenigen Branchen, die noch in der Breite auf der Messe vertreten waren.

Branchenprimus Kohlpharma wird zumindest in diesem Jahr nicht auf der Messe vertreten sein. Offiziell ist es das Kosten/Nutzen-Verhältnis. Man habe sich die Frage gestellt, ob der enorme Aufwand an Aufwand sich rechne vor dem Hintergrund, wen man auf der Messe ansprechen könne, heißt es aus Merzig. Kohlpharma sei traditionell mit einem großen Außendienst in der Fläche vertreten, das sei ein sehr direkter Kanal zu den Kunden.

Kohlpharma zählte bislang zu den Dauergästen auf der Expopharm. Zum 30-jährigen Firmenjubiläum hatte der Branchenprimus 2009 sogar einen der größten Stände auf der Messe. Die Absage in diesem Jahr muss einem Sprecher zufolge kein Abschied für immer sein. Was im nächsten Jahr sei, könne er heute nicht sagen. Zudem würden auch in Düsseldorf Vertreter von Kohlpharma unterwegs sein, nur eben nicht am eigenen Stand.

Mit der Entscheidung ist der Branchenführer nicht allein: Emra, die Nummer 2 im Markt, wird der Messe ebenfalls fern bleiben. Auch hier ist es offiziell eine wirtschaftliche Entscheidung. Da immer mehr Apotheken in Filialverbünden betrieben würden, sei das Zielpublikum auf der Messe immer kleiner geworden, heißt es aus Trittau.

Angesichts von Kosten von 150.000 Euro für den gesamten Messeauftritt werde man sich in diesem Jahr einen eigenen Stand sparen. Da München als Standort für die Expopharm im kommenden Jahr traditionell schwächer sei, könnte es ein Abschied auf Dauer sein.

Konkurrent Oripharm wird auch nicht zur Expopharm kommen, Axicorp war der Messe schon 2014 fern geblieben. Damit fallen insgesamt ungefähr 500 Quadratmeter Standfläche weg, die kompensiert werden müssen.

Zu einem vollständigen „Boykott“ seitens der Reimporteure kommt es aber nicht: Eurim ist mit einem Messestand vertreten. Zum 40-jährigen Jubiläum wollte sich Firmengründer Andreas Mohringer eine Messepause wohl nicht erlauben. Auch CC Pharma will in turbulenten Zeiten den Draht zu den Apothekern nicht verlieren. ACA Müller hat sich zuletzt neue Nischen erschlossen und daher ebenfalls einen eigenen Messestand.

Einen prominenten Ausfall gibt es auch bei den Kooperationen: easyApotheke wird in Düsseldorf nicht ausstellen. Seit 2007 war die Kooperation auf der Expopharm vertreten, teilweise mit einer kompletten nachgebauten easy-Offizin. In diesem Jahr wird also keine grün-weiße Pille über die Messe laufen – und das, obwohl es für die Systemzentrale ein Heimspiel gewesen wäre.

easy-Vorstand Stefan Just sagte teilte auf Nachfrage mit: „Wir haben die vergangene Expopharm in München analysiert und sind im Moment nicht davon überzeugt, dass sich die Investition in die Messe für unser Unternehmen wirklich lohnt.“ easy verkaufe ja kein Produkt, sondern ein Unternehmenskonzept. Dazu führe man das ganze Jahr über Gespräche mit potentiellen Partnern, „sodass wir im Moment keinen Zusatznutzen aus der Messe für uns erkennen können.“ Für 2016 werde man die Potentiale erneut bewerten und neu entscheiden.

Ein Zeichen gesetzt hatten 2012 die Softwarehäuser, von denen nahezu alle namhaften Vertreter der Messe fern geblieben waren. Es herrschte Unzufriedenheit mit dem damaligen Management der Werbe- & Vertriebsgesellschaft Deutscher Apotheker (WuV). Doch der neue Messechef Metin Ergül hatte sich in der Folge mit wichtigen Ausstellern zusammengesetzt und den Frieden wieder hergestellt. Seitdem zählen die EDV-Anbieter wie Awinta, Lauer-Fischer, ADG und Pharmatechnik wieder zu den wichtigsten Ausstellern.

Relativ rar gemacht haben sich seit einigen Jahren die Generikahersteller. Ratiopharm war nach kurzer Abstinenz zurückgekehrt, im vergangenen Jahr aber nur noch mit einem Zeppelin über die Messe geflogen. Auch Konkurrenz Hexal lädt keine Apotheker mehr auf die Messe ein. Stada ist immerhin mit Aliud und Stadavita vertreten. Andere Generikahersteller wie Heumann und TAD haben eigene Stände.

Mit der Pharma-World versucht die Messeleitung die Expopharm für Hersteller zudem wieder interessanter zu machen. Immerhin schwänzen fast alle Branchengrößen seit Jahren die Apothekermesse. Bayer war vor zwei Jahren zurückgekehrt, ist aber nach derzeitigem Stand diesmal nicht dabei. Der Wort & Bild Verlag war 2012 nach zweijähriger Abstinenz wieder dabei.

Von den Großhändlern ist nur noch die Genossenschaft Noweda mit einem Stand vertreten. Gehe war im vergangenen Jahr noch bei Awinta untergekommen und hatte die Werbemöglichkeiten im Umfeld massiv genutzt. In diesem Jahr wirbt der Stuttgarter Großhändler mit einem eigenen Stand mit 30 Quadratmetern für Wawi Extra.

Die Expopharm findet vom 30. September bis 3. Oktober in den Hallen 3, 4, und 5 der Messe Düsseldorf statt. Die Veranstalter erwarten 27.000 Fachbesucher aus dem In- und Ausland. Parallel finden der DAT und der Jahreskongress des Weltapothekerverbandes FIP statt.

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