Apothekenmitarbeiter statt Prominenz: Die Industrie hat das pharmazeutische Fachpersonal als Schauspieler für TV-Reklame entdeckt: Stada startet heute einen neuen Spot für seine Marke Ladival, in der ein Apotheker als „Retter“ inszeniert wird. Procter & Gamble sucht für einen neuen Wick-Spot noch bis Mitte Juli nach einem Werbegesicht aus der Apotheke.
Nach prominenten Werbepartnern wie Oliver Kahn, Vitali und Wladimir Klitschko oder Franziska van Almsick rückt Stada einen Apotheker in den Mittelpunkt. In weißem Kittel und gelber Shorts wird der Pharmazeut wie ein Baywatch-Bademeister inszeniert.
Doch statt auf untergehende Badegäste zu achten, hat er Urlauber im Visier und informiert: „Als Apotheker empfehle ich ihnen die Nummer eins aus der Apotheke: Ladival“, sagt der Schauspieler, der laut Stada auch abseits der Kameras als Pharmazeut tätig ist, jedoch nicht aus Deutschland stammt.
In Bad Vilbel hat man neun Monate an dem Spot gearbeitet, insgesamt waren sechs Mitarbeiter und eine Agentur involviert. Bevor der Dreh finalisiert wurde, hat Stada auch in Marktforschung investiert: Verschiedene Gruppen, darunter Apotheker, PTA oder Verbraucher, wurden nach ihrer Meinung zum Drehbuch befragt. Wie viel sich der Generikakonzern die Entwicklung kosten lässt, wurde nicht verraten.
Stada bleibt mit der aktuellen Reklame seiner Werbestrategie treu. Statt Leid und Schmerz stehe die Beratung gepaart mit Humor im Mittelpunkt, sagt Marketingchef Adil Kachout. In Bad Vilbel will man nicht nur Packungen und Wirkschemata präsentieren, sondern die Kunden mit einem „Augenzwinkern“ ansprechen. Mit dem Fokus auf den Apotheker im Ladival-Spot solle die Kundschaft zudem aus der Drogerie in die Offizin gelockt werden.
Ganz auf Prominenz wird jedoch nicht verzichtet: Der Mittelgewichtsboxer Felix Sturm mimt den Familienvater, seine Ehefrau Jasmin spielt auch für Stada die Lebenspartnerin.
Sein Markensortiment will Stada weiter ausbauen. Insbesondere im Ausland soll der Vertrieb verstärkt werden. Auch weitere Spots mit anderen Produkten seien geplant, so Kachout. Anders als Generika unterlägen die OTC- und Freiwahlpräparate weniger stark regulatorischen Eingriffen. Zudem seien die Margen höher. In den ersten drei Monaten erwirtschaftete Stada mit den Markenprodukten rund 163 Millionen Euro (plus 21 Prozent), was gemessen am Gesamtumsatz einen Anteil von 34 Prozent ausmacht.
Auch Wick geht für seine neue Kampagne in die Offizin. Der Hersteller sucht für einen TV-Spot eine PTA. Der Gewinnerin winkt zusätzlich zum Dreh eine Gage von 4000 Euro und ein Wellness-Wochenende für zwei Personen. Ende September will Wick eine PTA gefunden haben. Die Ausstrahlung sei ab Mitte November geplant, sagt eine Sprecherin.
Welches Präparat im Fokus steht, wollte sie nicht verraten. Im letzten Spot wurde auf das Produkt MediNight aufmerksam gemacht. Die Werbung lief bis Anfang März und wurde insgesamt vier Jahre in Deutschland ausgestrahlt.
Die Idee, mit Fachpersonal zu werben, ist nicht neu. Zuletzt hatte Apotheker Rudolf Keil (Post-Apotheke, Grevenbroich) für Almased geworben. Auch die ABDA nutzt die individuellen Gesichter des Berufsstandes in eigener Sache: Ab 2008 wurden auf verschiedenen Veranstaltungen knapp 2000 Apotheker und PTA für die „Köpfe-Kampagne“ Detailin Szene gesetzt.
Seit April wirbt die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) in rund 250 Städten mit niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten: Auf Plakaten, im Fernsehen und im Internet präsentieren sich die Mediziner mit dem Slogan: „Ich arbeite für Ihr Leben gern.“
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