Pharmalogistik

Stada bringt DHL ins Geschäft

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Berlin -

Die Stada übergibt ihre Logistik ab Juni an DHL. Während Grundstücke und Gebäude in Bad Vilbel und im benachbarten Florstadt im Besitz des Generikakonzerns bleiben, bekommen die derzeit 155 Angestellten einen neuen Arbeitgeber. Der Vertrag, der zunächst eine Laufzeit von zehn Jahren hat, soll vor allem Personalkosten einsparen. Für DHL ist die Vereinbarung eine Chance, um im Pharmamarkt weiter Fuß zu fassen.

Die Gehälter in der Logistikbranche liegen üblicherweise unter dem Tarif der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), die für die Pharmabranche zuständig ist. Für die Mitarbeiter, die heute bei Stada im Lager sowie in der Betäubungsmittel- und Exportabwicklung arbeiten, ändert sich zwar nichts. Neuzugänge dürften künftig jedoch mit einem Viertel weniger auskommen müssen.

Das Stada-Management freut sich über „erhebliche Kosteneinsparungen“. Die Bestände gehören zwar weiterhin dem Konzern, um schwankende Auslastungen im Zusammenhang mit den Rabattverträgen muss sich künftig aber der Dienstleister kümmern. Außerdem können Investitionen vermieden werden – als Erstes will die Post-Tochter ein neues IT-System einführen.

Für DHL ist der Deal eine Chance, um sich als Pharmalogistiker einen Namen zu machen. Bislang ist in diesem Bereich Trans-o-flex die Nummer 1, allerdings hat der zunehmende Wettbewerb die Tochter der Österreichischen Post im vergangenen Jahr ausgebremst: Stagnierende Umsätze und Abschreibungen von abermals knapp 50 Millionen Euro belasteten den Mutterkonzern. Die Eingliederung von bislang extern betriebenen Niederlassungen und Effizienzmaßnahmen sollen die AEP-Schwesterfirma wieder nach vorne bringen. Zum Jahresende hatte es vorübergehend Lieferprobleme gegeben.

Logistiker wie DHL, UPS und FedEx haben längst ein Auge auf den Bereich geworfen – und zwar nicht nur rund um das Thema Großfracht, sondern auch bei der Lagerhaltung und der sogenannten letzte Meile. DHL hat bereits Lieferdrohnen getestet und liefert derzeit für Aponeo innerhalb von Stunden als Kurierdienst. Außerdem holt das Unternehmen im Auftrag von Rechenzentren wie AvP Rezepte aus Apotheken ab. Vor einigen Jahren war die Post an der Versandapotheke MediService beteiligt, weniger Relevanz hatten die easy- und DocMorris-Aufsteller in den Filialen.

Entsprechend hoch aufgehängt war die Vereinbarung mit Stada bei DHL: Laut Grahman Inglis, der das weltweite Gesundheitsgeschäft verantwortet, hat der Healthcare-Bereich für die Post-Tochter einen enorm hohen Stellenwert und ist eine der am schnellsten wachsenden Sparten innerhalb des Konzerns. „In dem harten Wettbewerbsumfeld, in dem sich die Pharmabranche bewegt, machen voll integrierte und maßgeschneiderte Lösungen die Lieferkette zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil.“

Benoit Dumont, der im Konzern seit Sommer für die komplette Auftragslogistik nördlich der Alpen zuständig ist, hofft auf Synergieeffekte und eine Weiterentwicklung des Geschäfts zum gegenseitigen Nutzen. DHL hat nach seinen Angaben bereits weitere Kunden an der Hand und denkt bereits über die Eröffnung eines neuen Standorts nach, womöglich auch als Ersatz für Bad Vilbel. Zumindest das Vertriebszentrum in Florstadt, das für den deutschen Markt arbeitet, soll ausgebaut werden.

Der zuständige Stada-Vorstand Dr. Matthias Wiedenfels lobte DHL als „professionellen und weltweit agierenden Partner, der unseren hohen Qualitätsanspruch teilt und eine hohe Standortsicherheit bietet“. Die stand unter Stada zumindest auf der Kippe: Konzernchef Hartmut Retzlaff hatte die Arbeitszeit von 37,5 Wochenstunden auf 40 Stunden bei unveränderter Bezahlung aufstocken wollen. So sollte die Konkurrenzfähigkeit im Vergleich mit günstigeren Standorten im Ausland gesichert werden, hieß es.

Retzlaff scheiterte allerdings am Widerstand der Gewerkschaft, was womöglich einen Ausschlag für die Entscheidung zugunsten von DHL gegeben hat. 2011 war Stada mit einem ähnlichen Vorstoß noch erfolgreich gewesen.

Auch Celesio hatte vor kurzem „Versuche von traditionellen Logistikunternehmen, in die Pharmadistribution einzusteigen“, als Risiko für das eigene Geschäftsmodell ausgewiesen. Das Direktgeschäft der Apotheken macht derzeit rund 15 Prozent aus. Allerdings drängen auch die Großhändler immer wieder in den Bereich der Auftragslogistik: Phoenix etwa will 2016 mit „CEE bridge“ ein umfassendes Dienstleistungsangebot für Hersteller in Osteuropa auf die Beine stellen.

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