Pharmalogistik

Cool, cooler, Trans-o-flex

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Berlin -

Die GDP-Vorgaben sind für Großhändler und Pharmalogistiker eine Last: Tausende Fahrzeuge müssen umgerüstet, Abläufe und Prozesse in großem Umfang optimiert werden. Gleichzeitig ist der Temperaturkorridor für die Branche eine Chance, sich von anderen Spediteuren abzugrenzen. Bei Trans-o-flex haben sich die neuen Eigentümer entschieden, einen zweistelligen Millionenbetrag zu investieren.

Im März war Trans-o-flex von der Österreichischen Post an das Familienunternehmen Schoeller/Amberger verkauft worden. Als Pharmalogistiker liegt Trans-o-flex zwar mit Markanteil von 70 Prozent unangefochten vorn, doch die Idee, das Unternehmen auch noch zum Paketdienst zu machen, ging nicht auf. Statt Geld zu bringen, verschlang das Kerngeschäft Millionen. Im Zusammenhang mit GDP waren weitere Investitionen erforderlich. In Wien zog man die Reißleine.

Die neuen Eigentümer waren bereit zu investieren – denn ihnen ist klar, dass am temperaturkontrollierten Transport kein Weg vorbei führen wird. „Temperaturen von 50 Grad Celsius sind in einem untemperierten Sprinter im Sommer nicht ungewöhnlich“, sagt Geschäftsführer Frank Iden. „Die GDP-Vorgaben sind definitiv sinnvoll. Wir fahren schließlich keine Lebensmittel, bei denen sie sehen, ob sie schimmelig sind – sondern Arzneimittel, von deren Qualität Menschenleben abhängen können.“

Laut Iden steigt die Nachfrage seitens der Industrie nach aktiv temperierten Transporten deutlich an, alleine im ersten Halbjahr um 20 Prozent. Nicht nur die Hersteller von Originalpräparaten, sondern auch die Generikafirmen legen Wert darauf, einen GDP-konformen Transport nachweisen zu können. Die Gesamtkosten zur Sicherung der Transportqualität steigen laut Iden ohne adäquate Angebote für die Hersteller ebenfalls.

Damit zeichnet sich auch ab, dass das bisherige System irgendwann an seine Grenzen stoßen wird. Während Thermomed Präparate zwischen 2 und 8 Grad transportiert, laufen Arzneimittel im Temperaturbereich von 5 bis 15 Grad im regulären Schnelllieferdienst mit. Ende 2014 hatte Trans-o-flex – unter großen Anstrengungen – das sogenannte Ambient-Netz gestartet. Heute gehören 190 Thermotrailer, 85 vollklimatisierte LKW und 40 volltemperierte Transporter zur Flotte. Den Kern bilden aber rund 1500 herkömmliche Sprinter, in denen eine Thermobox eingebaut ist. 600 Transporter haben keine Kühlung.

Offenbar reicht die Ambient-Lösung nicht mehr aus, um den Mengenzuwachs stemmen zu können. Daher sollen künftig deutlich mehr Sprinter mit Thermoaggregat ausgestattet sein. Alleine in diesem Jahr sollen 70 Spezialfahrzeuge angeschafft werden, laut Iden könnten mittelfristig bis zu 400 vollklimatisierte Transporter eingesetzt werden. Zum Einsatz kommen sollen die Premium-Fahrzeuge vor allem in Ballungsgebieten, wo größere Mengen ausgeliefert und mehr Apotheken angefahren werden.

Laut Iden setzt Trans-o-flex damit einmal mehr neue Standards in der Branche. Kein anderer Anbieter sei flächendeckend aufgestellt, um in demselben Umfang Arzneimittel zwischen 15 und 25 Grad ausfahren zu können. „Wir wollen den Markt treiben. Der Rest der Branche steckt noch in den Kinderschuhen“, sagt er. Zuletzt hatten DHL und TNT einen Fuß in den Bereich gestellt; Phoenix hatte angekündigt, ebenfalls verstärkt als Auftragslogistiker fahren zu wollen.

„Nur auf einen risikobasierten Ansatz zu setzen, wird nicht funktionieren“, sagt Iden. Er sei gespannt, wie Firmen die Herausforderungen meisterten. Ansonsten hat er eine Botschaft: „Die Einspeisung von Sendungen in das Trans-o-flex-Netz könnte auch ein Lösungsansatz für den Großhandel sein.“

Die Qualität soll aber nicht nur bei der Auslieferung steigen. Um effektiver arbeiten zu können, werden sieben weitere Niederlassungen zu sogenannten Hubs aufgerüstet, über die die Ware von den Herstellern ins Netz gespeist werden kann. Noch in diesem Monat gehen Hamburg, Berlin, Dortmund, Stuttgart und München in neuer Funktion an den Start. Außerdem sollen manuelle Schritte bei der Erfassung und Dokumentation der Vergangenheit angehören. „Die Hersteller werden bereits im kommenden Jahr nahezu in Echtzeit verfolgen können, wo ihre Ware gerade ist. Und es ist geplant für Apotheker eine Informationsmöglichkeit einzuführen, über die sie sich vorab informieren lassen können, wann ihre Sendung eintreffen wird.“

Für die Ausbau- und Erweiterungspläne bei Fahrzeugen und Umschlagzentren sowie IT und die damit verbundenen Mitarbeiterschulungen haben die Gesellschafter mehr als 56 Millionen Euro bereitgestellt. Auch Kunden, die hochwertige Ware aus den Bereichen Kosmetik und Elektronik transportieren lassen, sollen von den neuen Standards profitieren. Der Fokus ist aber klar: „Wir wollen unsere Position als führender Logistiker der Pharmabranche weiter ausbauen“, sagt Iden.

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