Pharmakonzerne von Tsunami nicht betroffen Janina Rauers, 14.03.2011 15:11 Uhr
Führende japanische Pharmahersteller scheinen von Erdbeben und Tsunami nicht mit voller Härte getroffen worden zu sein: Nach ersten Informationen kamen Mitarbeiter von Takeda (Blopres, Actos), Astellas (Junik, Venostasin, Vomex A, Arctuvan) und Daichii Sankyo (Evista) nicht zu Schaden. Offenbar steht auch der Großteil der Gebäude und Werke noch. Bei Eisai versucht man derzeit, sich ein Bild der Lage zu machen. Wenig Glück hatte der deutsche Pharmakonzern Boehringer Ingelheim (Berodual, Aggrenox, Atrovent): Nach Medienberichten musste der Hersteller ein Werk evakuieren, das in der Nähe des beschädigten Atomkraftwerks Fukushima liegt und stark beschädigt wurde.
Astellas, Daichii Sankyo und Eisai haben ihren Hauptsitz in Tokio - rund 400 Kilometer vom Epizentrum im Pazifischen Ozean entfernt. Takeda unterhält in der Metropole eine Entwicklungsabteilung, und auch Boehringer Ingelheim ist dort vertreten. Daichii Sankyo und Eisai haben zudem in der Nähe Produktionsstätten. Takeda hat seinen Hauptsitz in Osaka, mehr als 450 Kilometer westlich von Tokio.
Der Katastrophe knapp entgangen sind die Außendienstmitarbeiter von Takeda: Eigentlich wären sie im am stärksten betroffenen Gebiet im Nordosten des Landes unterwegs gewesen. Am Freitag hatten sie aber eine Tagung besucht. „Die Angestellten sprechen von einem Wunder“, sagte ein Konzernsprecher.
Obwohl auch die Gebäude und Werke der Hersteller offenbar größtenteils unversehrt sind, könnte es zu Unregelmäßigkeiten in der Produktion kommen. Denn japanische Politiker und Stromanbieter haben zum Stromsparen aufgerufen - und schließen nicht aus, dass der Strom zeitweise ganz abgeschaltet wird.
Aber auch bei Produktionsschwierigkeiten in Japan rechnet zumindest Daiichi Sankyo nicht mit Engpässen für den europäischen Markt: Ein Großteil werde ohnehin nicht in Japan, sondern in Pfaffenhofen bei München produziert, so ein Sprecher. Ein weiteres Werk steht im französischen Altkirch.
Astellas lässt außerhalb Japans unter anderem in Irland (Dublin, Killorglin) und im niederländischen Meppel produzieren. Takeda lässt in Europa im irischen Kilruddery sowie in Italien (Rom, Cerano) produzieren.
Neben den Pharmaunternehmen scheint auch Tosho, ein Hersteller von Blisterautomaten, Glück gehabt zu haben: Die Mitarbeiter seien alle wohlauf, sagte eine Sprecherin des deutschen Vertriebspartners Sellschopp. Das Unternehmen unterhält sechs Produktionsstätten in Japan. Auch im Werk südlich von Tokio werde wie gewohnt weitergearbeitet, so die Sprecherin. Mittel- oder langfristige Aussagen seien nicht zuletzt wegen der Nachbeben unmöglich.