Übernahmen

KPMG: Pharma bricht mit alten Mustern

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Berlin -

Pfizer und Allergan wollen zum größten Pharmakonzern der Welt verschmelzen. Die Kassen sind so gut gefüllt, dass weitere Übernahmen anstehen. Davon geht die internationale Unternehmensberatung KPMG aus. Neu ist, dass die Konzerne mehr als je zuvor auf Kooperationen und Tauschgeschäfte setzen. Ausländische Investoren sehen sich auch den deutschen Markt genau an. Doch, die geforderten Preise seien immer noch hoch, sagt KPMG-Pharmaexperte Vir Lakshman.

Im vergangenen Jahr gab es laut KPMG in der Chemie- und Pharmabranche Fusionen im Wert von 372 Milliarden US-Dollar. Das ist ein Plus von 74 Prozent. Haupttreiber ist die Pharmaindustrie, auf die 298 Milliarden Euro entfallen. Die geplante Transaktion von Pfizer und Allergan allein hat einen Wert von rund 160 Milliarden US-Dollar. „Die Pharmabranche befindet sich noch immer in einer Konsolidierungswelle“, sagt Lakshman.

Seit vier Jahren gebe es einen Trend zu mehr Partnerschaften statt reinen Übernahmen. Beispiele sind Joint Ventures zwischen Procter & Gamble (P&G) und Teva sowie Novartis und GlaxoSmithKline (GSK). Ende des Jahres hat Boehringer Ingelheim angekündigt, seine OTC-Sparte gegen Merial, die Veterinärsparte von Sanofi, zu tauschen. „Dieser Bruch mit alten Mustern resultiert aus den hohen Bewertungen der Unternehmen“, so Lakshman. Beiden Parteien spiele aus Kostengründen ein Tausch in die Hände. Auch die Zusammenarbeit mit Instituten und Universitäten im Bereich Forschung und Entwicklung sei gestiegen.

Der Appetit auf Übernahmen werde vor allem von steuerlichen Erwägungen und leeren Pipelines angeheizt. Die Unternehmen müssten angesichts von Patentabläufen das eigene Sortiment erweitern, so Lakshman. „Die Entwicklung von neuen Produkten ist risikoreich und langfristig angelegt. Die Firmen müssen entscheiden, ob sie selbst etwa 15 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung investieren wollen, oder durch einen Zukauf das Risikoprofil verringern.“

Ein weiterer wesentlicher Grund für Übernahmen sei die geografische Ausweitung. Unternehmen wägen laut Lakshman ab, ob sie schneller und kostengünstiger selbst den Vertrieb aufbauen oder besser eine regional ansässige Firma übernehmen und die Aktivitäten bündeln. Auch der Trend zur Spezialisierung halte an, so Lakshman. Die Finanzierung sei angesichts des aktuell günstigen Geldes kein Problem. „Die Banken sind bereit, namenhafte Konzerne zu unterstützen.“

Der deutsche Markt sei vor allem im Bereich Forschung und Entwicklung interessant, auch wenn die Wachstumsraten gering seien. „Ausländische Finanzinvestoren würden deutsche Hersteller gerne übernehmen“, so Lakshman. Allerdings seien die geforderten Preise auch in Deutschland sehr hoch. Mehr Transaktionen gebe es hierzulande im Biotech-Bereich sowie bei Lohnherstellern.

Der Markt sei global betrachtet noch immer fragmentiert. Zum Beispiel der Generikamarkt biete trotz der Marktmacht von Teva & Co. etwa in Schwellenländern noch Potenzial. „In China gab es im Pharmabereich rund 90 Transaktionen im 2015.“ Das Gesundheitswesen werde in Fernost trotz Unruhen weiter wachsen. Auch Mexiko, Indonesien oder die Türkei seien interessant. Die BRIC-Staaten Brasilien und Russland allerdings erleben zu Zeit eine schwierige Phase.

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