Markus Pinger hat einen neuen Job. Der frühere Vorstandschef von Celesio ist jetzt für Sanofi tätig. Das berichtet PHARMA ADHOC. Insider befürchten, dass das nichts Gutes heißen kann.
Eine Konzernsprecherin bestätigte, dass Pinger für Sanofi tätig ist. Zu weiteren Details wollte sie keine Angaben machen. Nach unbestätigten Informationen soll er für den Bereich Großhandel und Beteiligungen verantwortlich sein. Beobachter rechnen damit, dass der Konzern den früheren Celesio-CEO auch an Bord geholt hat, um in absehbarer Zeit die Großhandelskonditionen zu kürzen.
Pinger hatte im August 2011 die Führung von Celesio übernommen. 1963 in Leverkusen geboren, schloss er sein BWL-Studium an der Universität Köln 1990 mit einer Diplomarbeit über Logistik ab. Danach heuerte er als Trainee im Einkauf beim Konsumgüterkonzern Unilever an.
1995 wechselte er zu Beiersdorf – in den folgenden 16 Jahren führte ihn sein Weg bis an die Konzernspitze. „Pinger wurde überall hingeschickt, wo es nicht lief“, sagt ein Vertrauter. Bis zu seinem Ausscheiden wurde er als potenzieller Nachfolger von Konzernchef Thomas-Bernd Quaas gehandelt.
Zunächst arbeitete Pinger im Marketing-Controlling für den Klebstoffhersteller Tesa, im Jahr 2000 wechselte er zu den Gesundheitsprodukten. Mit 39 Jahren wurde Pinger Geschäftsführer für Skandinavien, das Baltikum und Großbritannien, wo er den Aufbau der Produkte Eucerin und Hansaplast begleitete. 2005 wurde er in den Vorstand berufen, wo er zunächst für die gesamte Lieferkette sowie für die Märkte Westeuropa und Nordamerika zuständig war. Später erhielt er die Verantwortung für die Markenausrichtung. Damit war Pinger nicht nur für ein Megaressort, sondern auch für das Herzstück des Konzerns zuständig.
Pinger führte alle produktbezogenen Bereiche – von Forschung über Produktion und Logistik bis zur Vermarktung zusammen – und sorgte für Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe. Erfolge erntete er auch in den USA, wo er das kränkelnde Geschäft auf neue Füße stellte. Die Amerika-Sparte gehörte zwar zu den kleineren Geschäftsbereichen, aber zu den am schnellsten wachsenden.
Bei Celesio trat Pinger die Nachfolge von Dr. Fritz Oesterle an, der sich mit Großaktionär Haniel überworfen hatte. Pinger sollte Celesio aus der strategischen wie finanziellen Krise führen: Seine Erfolge bei Beiersdorf in den Bereichen Markenführung und Lieferketten sowie seine Fähigkeit, schlecht laufende Geschäfte zu drehen, sollen ausschlaggebend für die Berufung an die Spitze von Celesio gewesen sein.
Doch Pinger geriet während seiner Amtszeit selbst immer mehr unter Druck. Zunächst machten gezielte Indiskretionen über angeblich geplante Umzüge und Luxus-Dienstwagen die Runde. Wegen der Restrukturierung verließen Führungskräfte reihenweise das Unternehmen. Zuletzt wurde offen über den vermeintlich ruppigen Führungsstil Pingers debattiert. Mitarbeiter etwa von Gehe sollen sich sogar über ihren eigenen Vorstand hinweg bei Haniel beschwert haben.
Im Sommer 2013 wurde Pinger vom Aufsichtsrat vor die Tür gesetzt. Unter der Überschrift „Machtkampf in Stuttgart“ hatte das Manager Magazin zuvor berichtet, dass Pinger im Alleingang mit CVS/Caremark verhandelt habe, um seinen Job zu retten: Der potenzielle neue Eigentümer wolle ihn als Chef behalten, soll Pinger Aufsichtsratschef Stephan Gemkow eröffnet haben.
Bei Haniel dagegen soll man damals zunehmend ungeduldig geworden sein. Zwar hatte Pinger sich für den Konzernumbau bis 2014 Zeit gegeben. Doch sein Konzepte eines europäischen Apothekennetzwerkes unter der Marke Lloyds innerhalb einer durchorganisierten Wertschöpfungskette wirkte wenig inspirierend und wurde zumindest in Deutschland später eingestampft.
Auch die Zahlen stimmten nicht. Gehe etwa steuerte 2013 nach nicht auf die angepeilten 40 Millionen Euro Jahresgewinn zu, sondern wegen des Rabattwettbewerbs in Richtung Verlustzone. In Stuttgart reagierte man mit einem Sparprogramm und dachte sogar über die Schließung von Standorten nach.
„Einsamer Verführer“, schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) über Pinger: Bei Celesio gehe es drunter und drüber, Pinger wisse alles besser und wolle für seinen Neuanfang niemanden mit Erfahrung. Dabei hatte das Jobprofil ganz anders ausgesehen: „Mäßigung in der Ausübung der verliehenen Macht“, „Disziplin“, „Beherrschung des Egos“, hatte Pinger 2011 gegenüber der FAZ aus der Stellenbeschreibung zitiert.
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