Öfter mal etwas Neues: Die Pharmakonzerne stellen ihre Strategie regelmäßig von den Füßen auf den Kopf. Bei Sanofi etwa waren Generika vor einigen Jahren ein wichtiges Zukunftsthema, heute wird laut über einen Verkauf von Zentiva nachgedacht. Auch bei Pfizer haben sich die Hoffnungen auf das schnelle Geschäft hierzulande nicht erfüllt.
Jahrelang war Pfizer mit Originalpräparaten wie Sortis, Viagra und Lyrica der größte Pharmakonzern der Welt. Als die ersten Patente fielen, suchte der Konzern sein Glück auch im generischen Bereich. Novartis, Sanofi und Abbott hatten vorgemacht, dass Berührungsängste fehl am Platz sind. Im März 2009 sicherte sich Pfizer die Rechte, Generika der indischen Hersteller Aurobindo und Claris Lifescience in den USA und Europa vertreiben zu dürfen.
Nach Frankreich, Norwegen, Dänemark und Großbritannien war Anfang 2010 auch Deutschland an der Reihe. Zunächst kamen Fentanyl, Metformin, Simvastatin, Terbinafin, Anastrozol, Risperdon, Losartan, Letrozol und Ondansetron auf den Markt, gelegentlich gab es in der Anfangszeit noch Lieferprobleme.
2012 folgten dann die ersten Konkurrenzprodukte zu hauseigenen Originalpräparaten. Ein Generikum zu Aricept (Donepezil) brachte Pfizer einige Wochen vor Patentablauf Mitte Februar auf den Markt. Neurontin (Gabapentin) konkurrierte ab April mit dem hauseigenen Generikum, Xalatan (Latanoprost) folgte im Juli, Detrusitol (Tolterodin) im September.
Zwischendurch folgten Generika zu Zyprexa (Olanzapin, Lilly) und Seroquel (Quetiapin, AstraZeneca), bevor 2013 mit Zeldox (Ziprasidon) und Viagra (Sildenafil) wieder zwei hauseigene Marken an der Reihe waren. Jüngster Zugang war im August 2014 ein Generikum zu Celebrex (Celecoxib). Bei anderen Produkten wie Sortis (Atorvastatin), Inspra (Eplerenon) oder Lyrica (Pregabalin) hat sich der Konzern dagegen zurückgehalten.
Doch ohnehin waren die Produkte bislang nicht sehr erfolgreich. Bei Celecoxib etwa kam das Generikum im Oktober auf einen Marktanteil von weniger als 1 Prozent. Das Altoriginal musste zwar deutlich Federn lassen, ist mit 12 Prozent aber immer noch deutlich erfolgreicher. Marktführer sind Zentiva (15 Prozent), TAD (11 Prozent), Hexal (10 Prozent) sowie Aliud und 1A (je 9 Prozent). Ebenfalls auf 9 Prozent kommen die Reimporte, die vor dem Patentablauf zusammen etwas mehr als die Hälfte ausmachten.
Angesichts des ausgeblieben Erfolgs nimmt Pfizer jetzt die Celecoxib-Billigvariante vom Markt und setzt ganz auf das Altoriginal. Auch die meisten anderen Generika sind bereits verschwunden, zuletzt Donezepil im April und Quetiapin im Juli. Nur Fentanyl, Gabapentin, Latanoprost, Sildenafil und Tolterodin haben die Zeit überdauert und sind noch verfügbar.
Womöglich hat Pfizer gemerkt, dass es nicht so einfach ist, bei den Rabattverträgen den Fuß in Tür zu bekommen. Ein weiterer Grund könnte sein, dass sich die Partnerschaften mit den indischen Herstellern zerschlagen haben. Zwei Jahre nach der Kooperationsvereinbarung sperrte die US-Arzneimittelbehörde FDA eine Fabrik von Aurobindo für den US-Markt.
Das Generikageschäft gehört zur Sparte der etablierten Produkte, die 2014 Erlöse von etwa 25 Milliarden US-Dollar brachte. Zum Vergleich: Auf innovative Produkte entfielen 14 Milliarden Dollar, auf Impfstoffe, Onkologika und OTC-Produkte weitere 10 Milliarden Dollar. Allerdings entfällt der größte Teil der Umsätze in dem Segment auf Altoriginale wie Celebrex, Lipitor, Viagra und Norvasc, die weltweit nach wie vor jeweils Milliardeneinnahmen bringen. In Deutschland, wo Originale ohne Patentschutz sich kaum noch durchsetzen können, entfallen 198 Millionen von insgesamt 1,34 Milliarden Euro auf diesen Bereich.
Allerdings hat Pfizer ohnehin längst die Biosimilars im Blick: Für 17 Milliarden Dollar hat der Konzern Anfang des Jahres Hospira gekauft. Der Spezialist für injizierbare Medikamente und Infusionstechnologien soll das Klinikgeschäft stärken. Zuletzt hat Pfizer für die Rekordsumme von 150 Milliarden Dollar Allergan übernommen.
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