Pharmakonzerne

Patentabläufe in Milliardenhöhe

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Berlin -

Generikahersteller haben derzeit viel zu tun: Nachdem im vergangenen Jahr Originalarzneimittel im Wert von 1,2 Milliarden Euro zu Herstellerabgabepreisen ihr Patent verloren haben, geht es in diesem Jahr weiter: Umsätze von 910 Millionen Euro könnten Hexal, Stada, Ratiopharm und Co. in diesem Jahr holen. Dies zeigen Zahlen, die das Marktforschungsunternehmen Insight Health im Auftrag des Branchenverbands Pro Generika erarbeitet hat.

Demnach werden knapp 35 Originalarzneimittel in den kommenden Monaten ihren Patentschutz verlieren. Das bekannteste Präparat ist sicher Viagra (Sildenafil): Das Potenzmittel wird auf Privatrezept verordnet und bescherte Pfizer im vergangenen Jahr weltweite Umsätze von 2,1 Milliarden US-Dollar (umgerechnet rund 1,5 Milliarden Euro) – 3,5 Prozent des Gesamtumsatzes.

Auch das Antipsychotikum Zeldox (Zipradison) wird dieses Jahr patentfrei. Das zur Behandlung von pulmonal-arterieller Hypertonie zugelassene Revatio* (ebenfalls Sildenafil) wird im Oktober 2015 folgen. Für die Präparate gaben die deutschen Krankenkassen 2011 laut Arzneiverordnungsreport 36 beziehungsweise 33 Millionen Euro aus.

Roche verliert in diesem Jahr zwei Präparate: Xeloda (Capecitabin) und MabThera (Rituximab), für die die Kassen 39 beziehungsweise 33 Millionen Euro ausgaben. Das umsatzstärkste Produkt, das in diesem Jahr sein Patent verliert, ist Viani (Salmeterol/Fluticasonpropionat) von GlaxoSmithKline. Das Asthmamedikament kostete die Kassen 188 Millionen Euro.

Auf CoAprovel (Irbesartan/HCT, Sanofi) entfallen GKV-Umsätze von 59 Millionen Euro und auf das Schwesterprodukt Karvezide (Bristol-Myers Squibb) 27 Millionen Euro. Irbesartan wurde bereits im vergangenen Jahr generisch. Auch Micardis (Telmisartan, Boehringer) mit einem GKV-Volumen von 42 Millionen Euro läuft aus dem Patent aus.

Während auf patentfrei werdende biotechnologisch hergestellte Arzneimittel nur 28 Millionen Euro entfallen, sollen es 2014 369 Millionen Euro sein. Ein großer Teil der Summe entfällt auf den Blockbuster Remicade (Infliximab, MSD), der die Kassen 2011 168 Millionen Euro kostete. Damit liegt dann das Potenzial für Hersteller von Biosimilars erstmals über dem der klassischen Generikaanbieter, die bis zu 283 Millionen Euro holen können.

Der Patentablauf von Remicade ist der erste Paukenschlag: Auch 2015 wird der Wertanteil der Biopharmazeutika über dem der klassisch hergestellten Medikamente liegen. Da dann mehr biotechnologisch hergestellte Präparate ihr Patent verlieren, soll der gesamte Wert der Patentabläufe auch wieder ansteigen. Das könnte zu großen Teilen an Enbrel (Etanercept) von Pfizer liegen: Das Antirheumatikum ist mit 376 Millionen Euro für die Kassen das zweitteuerste Produkt überhaupt.

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*In einer früheren Version des Artikels hatte es geheißen: Auch das zur Behandlung von pulmonal-arterieller Hypertonie zugelassene Revatio (ebenfalls Sildenafil) und Zeldox (Zipradison) werden patentfrei.

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