Pharmakonzerne

GSK-Chef: OTC als Zwischenstation

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Berlin -

Manchmal sind auch Pharmakonzerne mehr Investor als Hersteller: Marken und ganze Geschäftsbereiche werden aufgekauft und später als Pakete weiter veräußert. Die aktuelle Übernahmewelle mit Rekordsummen in zwei- oder sogar dreistelliger Milliardenhöhe ist dabei womöglich nur ein weiterer Zwischenschritt. Sir Andrew Witty, CEO von GlaxoSmithKline (GSK), denkt bereits laut über eine Zerschlagung des eigenen Konzerns nach.

GSK hatte im vergangenen Jahr einen Ringtausch mit Novartis über die Bühne gebracht: Für 16 Milliarden US-Dollar (14,2 Milliarden Euro) gab der Konzern seine Onkologikasparte ab und übernahm im Gegenzug das Impfstoffgeschäft der Schweizer ohne Grippemittel für 7,1 Milliarden Dollar. Außerdem gründeten die beiden Branchenriesen ein Joint Venture für das OTC-Geschäft, bei dem Novartis sein 36,5-prozentiges Aktienpaket erstmals nach drei Jahren abgeben kann.

Bei einer Konferenz der Investmentbank J.P. Morgan habe Witty die Aufspaltung des Konzerns als mögliche Option bezeichnet, schreibt die Nachrichtenagentur Bloomberg. „Wenn wir unsere Geschäftsbereiche zu echter globaler Größe bringen, haben wir zum ersten Mal die Möglichkeit, am Ende des Weges mit einer anderen Struktur dazustehen“, so Witty.

Ganz konkret sprach er den OTC-Bereich an: „Die Consumer-Sparte ist so groß, dass sie eines Tages ein eigenes Leben haben könnte.“ Kurzfristig sei aber nicht mit Änderungen zu rechnen: „Wir haben sicher nur ein oder zwei Jahre Arbeit vor uns, ehe wir die Integration abschließen können.“

Ganz freiwillig kamen die Einlassungen nicht. Wichtige Aktionäre drängen Witty seit Monaten dazu, den Konzern zu zerschlagen und die entsprechenden Gewinne auszuschütten. Demnach soll das Management Novartis ausbezahlen und auch die Anteile von Pfizer (13,5 Prozent) und Shionogi (10 Prozent) beim HIV-Spezialisten ViiV übernehmen. Danach, so die Überlegung, könnten alle vier Geschäftsbereiche auf eigenen Füßen stehen: Pharma, Impfstoffe, OTC und ViiV.

GSK wäre nicht der erste Konzern, der Teile seines Geschäfts ausgliedert: Pfizer hatte seine Veterinärsparte vor drei Jahren unter dem Namen Zoetis an die Börse gebracht, Abbott hatte AbbVie abgespaltet. Zuletzt hatte Baxter sein Biotechgeschäft als Baxalta auf eigene Füße gestellt, das nur wenige Monate nach dem Start gerade von Shire übernommen wird.

Paradebeispiel für den modularen Pharmakonzern war zuletzt Actavis. Der isländische Generikakonzern war von seinem US-Konkurrenten Watson übernommen worden, der sich kurz darauf umbenannte und das Europageschäft abstieß. Vor einem Jahr kaufte der Konzern den Botox-Hersteller Allergan für 66 Milliarden Dollar, stieß sein komplettes Stammgeschäft mit Generika an Teva ab und ließ sich für die Rekordsumme von 150 Milliarden Dollar von Pfizer übernehmen. Der globale Branchenprimus war 2014 schon an der alten Actavis interessiert und arbeitet seit 2013 selbst auf eine weitere Aufspaltung hin.

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