Nebenwirkungen

TV-Spot: Anwälte suchen Xarelto-Opfer

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Berlin -

Der Pharmakonzern Bayer ist mit einer aggressiven Schadensersatzkampagne wegen des Gerinnungshemmers Xarelto (Rivaroxaban) konfrontiert. Das geht aus Zahlen der US-Agentur Silverstein hervor, die ermittelt, wie viel Werbung Kanzleien schalten, um Klienten für Sammelklagen zu gewinnen. Demnach wurden im September rund 3,9 Millionen Dollar (etwa 3,1 Millionen Euro) für Werbung gegen Bayer ausgegeben, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ).

Im August wurden Silverstein zufolge 2,3 Millionen Dollar für Werbung aufgewendet, mit der Anwälte Kläger für Sammelklagen gegen Xarelto suchen. Das war ein Anstieg von 92 Prozent im Vergleich zum Juli: Damals wurden 1,2 Millionen Dollar für mehr als 1800 Werbeaktionen ausgegeben. Der Großteil der Werbespots – 77 Prozent – lief auf lokalen Sendern, verursachte aber nur 12 Prozent der Kosten. Die übrigen 23 Prozent der Spots wurden in US-weiten Fernsehprogrammen ausgestrahlt und waren für 88 Prozent der Werbeausgaben verantwortlich.

Im Vergleich zum Juni mit 8000 Dollar an Werbeausgaben entsprach der Anstieg im Juli einem Plus von von 14.900 Prozent. Den starken Anstieg führt Silverstein auf Berichte im Sommer zurück, nach denen es in den USA erste Prozesse zu Xarelto gebe. Im Februar sei in einem Verfahren festgestellt worden, dass das Präparat schwere innere Blutungen auslösen kann.

Hinzu kam, dass Boehringer Ingelheim Ende Mai in einem Streit über schwere Nebenwirkungen seines Gerinnungsmittels Pradaxa (Dabigatranetexilat) einen Vergleich über 650 Millionen Dollar geschlossen hat. Der Vergleich umfasste alle 4000 Klagen in den USA. Auch in diesem Fall machten die Kläger das Mittel für zum Teil tödliche Blutungen verantwortlich. Sie warfen Boehringer vor, nicht ausreichend über die Risiken informiert zu haben.

Silverstein erklärte gegenüber der FAZ: „Wir schätzen, dass die Ausgaben für Werbung zu möglichen Xarelto-Klagen im August 35 Prozent aller Werbeausgaben für mögliche Sammelklagen ausmachte, die sich gegen Medikamente richten.“ Für September gebe es noch keine Gesamtzahlen. Schon jetzt lägen die Werbeausgaben im Zusammenhang mit Xarelto laut FAZ fast achtmal so hoch wie bei Boehringer in der heißesten Phase.

Für Werbung für Sammelklagen gegen Pradaxa gaben die Kanzleien Silverstein zufolge im Mai noch 497.000 Dollar aus. Danach wurde es deutlich weniger: Im Juni waren es noch 152.000 Dollar, 69 Prozent weniger als im Vormonat. Das meiste Geld – 7,8 Millionen Dollar – wird aber nach wie vor in Anzeigen für Sammelklagen gegen transvaginale Implantate zur Inkontinenzbehandlung investiert. Xarelto schaffte es im August erstmals auf Platz 2.

Xarelto wird in Deutschland immer öfter abgegeben. 2013 wurde der Gerinnungshemmer, der 2008 zugelassen wurde, laut Arzneiverordnungsreport insgesamt 1,3 Millionen Mal zu Lasten der Krankenkassen abgegeben. Das entspricht einem Anstieg von 178 Prozent. Bei den Kassen führte das zu Kosten von 280 Millionen Euro, 226 Prozent mehr als im Vorjahr. Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wurden 2013 insgesamt 102 Verdachtsberichte zu Todesfällen von Menschen gemeldet, die zuvor mit Xarelto behandelt wurden. Allerdings sei unklar, ob die Todesfälle auf das Präparat zurückgehen.

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