Der Abschied von Voltaren, Fenistil & Co. kommt für Novartis auf Raten. Der Schweizer Pharmakonzern bringt sein OTC-Geschäft in ein Joint Venture mit GlaxoSmithKline (GSK) ein, wo er sich mit der Rolle des Juniorpartners zufrieden gibt. Spätestens 2044 könnten die bekannten Marken, zu denen hierzulande auch Otriven, Lamisil und Nicotinell gehören, den Briten alleine gehören.
Die Gründung des OTC-Gemeinschaftsunternehmens ist Teil des 18,5 Milliarden US-Dollar schweren Tauschdeals, den die Konzerne Anfang der Woche verkündet hatten. Durch die Fusion mit GSK sowie den Verkauf der Impfstoffsparte entledigt sich Novartis auf einen Schlag zweier Geschäftsbereiche, die nicht nur vergleichsweise klein sind, sondern in den vergangenen Jahren auch mit Problemen zu kämpfen hatten.
So blamierte sich Novartis nach Problemen bei der Vakzinherstellung als nicht lieferfähiger Rabattpartner, am Ende mussten die Kassen andere Anbieter zulassen. Im OTC-Bereich wiederum macht ein Werk in Lincoln im US-Staat Nebraska in dem Konzern seit Jahren Probleme. Im Dezember 2011 war die Herstellung wegen Qualitätsproblemen gestoppt worden; seitdem ist die Fabrik schrittweise wieder an den Start gegangen.
An dem Gemeinschaftsunternehmen halten GSK 63,5 und Novartis 36,5 Prozent der Anteile. Dies reflektiert die unterschiedlichen Umsätze, die die beiden Konzerne einbringen: Die Schweizer erzielten im vergangenen Jahr 2,9 Milliarden Dollar mit ihren OTC-Produkten, die Briten umgerechnet 8,1 Milliarden Dollar. GSK ist vor allem im Bereich Mundhygiene gut aufgestellt und daher mit Marken wie Dr. Best, Corega, Odol/Odel-med3, Parodontax und Sensodyne auch im Mass Market sehr präsent.
Novartis hat GSK beim Zusammenschluss derart viele Zugeständnisse gemacht, dass der endgültige Ausstieg längst beschlossene Sache zu sein scheint. Das Gemeinschaftsunternehmen trägt den Namen GSK Consumer Healthcare und wird von der bisherigen OTC-Chefin des britischen Konzerns, Emma Walmsley, geleitet. GSK bekommt sieben Sitze im Vorstand, Novartis vier.
Zwar gibt es in der Branche bereits ähnliche Konstellationen. Teva und Procter & Gamble etwa haben ihre OTC-Bereiche in ein Joint Venture eingebracht. Doch während die beiden Konkurrenten 50:50 geteilt haben, ist der Zusammenschluss für Novartis faktisch nicht mehr als eine Finanzbeteiligung, allenfalls in Verbindung mit einer Einbindung als Lohnhersteller.
Und so haben die beiden Partner bereits definierte Ausstiegsklauseln vereinbart. Drei Jahre nach dem Abschluss der Transaktion kann Novartis erstmals GSK seine Anteile anbieten – anteilig oder komplett. 27 Jahre haben die Schweizer dann Zeit, das Geschäft endgültig über die Bühne zu bringen, wobei die Briten ihnen im Abstand von mindestens 18 Monaten je 7,5 Prozent abnehmen müssen. Den jeweiligen Preis sollen externe Gutachter bestimmen.
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