Pharmakonzerne

Boehringer: 120 Jahre Biotech

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Berlin -

15 Milliarden Euro Umsatz, 1,2 Milliarden Euro Nettogewinn, 46.000

Mitarbeiter, 20 Produktionsstandorte in 15 Ländern, 3 Milliarden Euro

Forschungsetat – Boehringer Ingelheim ist der größten Pharmakonzern in

Familienbesitz. Neben Rx-Präparaten gibt es OTC- und Tierarzneimittel;

außerdem ist Boehringer als Lohnhersteller für andere Unternehmen aktiv.

Angefangen hat das Unternehmen vor 128 Jahren als Lieferant von

Weinsäure für Apotheken.

Im Juli 1885 kaufte Albert Boehringer eine kleine Fabrik im rheinhessischen Nieder-Ingelheim, die Weinsäure für Apotheken und Färbereien herstellt. Die Nachfrage steigt rasant, als Brauselimonade und Backpulver populär werden. 1893 entdeckt Boehringer, dass Milchsäure mit Hilfe von Bakterien in großen Mengen hergestellt werden kann – das Unternehmen wird führender Lieferant für die Textil- und Lebensmittelindustrie.

Nach dem Tod von Boehringer im Jahr 1939 – das Unternehmen hat mittlerweile 1500 Mitarbeiter – übernehmen seine beiden Söhne Albert jr. und Ernst Boehringer sowie sein Schwiegersohn Julius Liebrecht die Führung des Unternehmens.

Als der zweite Weltkrieg vorbei ist, expandiert Boehringer ins Ausland. Parallel kommen zahlreiche innovative Präparate auf den Markt, darunter die Atemwegsmittel Alupent (1961), Bisolvon (1963), Berotec (1972), Atrovent (1975) und Berodual (1980). 1966 kommt der Blutdrucksenker Catapresan auf den Markt, 1979 folgen das Antiarrhythmikum Mexitil und der Schleimlöser Mucosolvan. Actilyse ist 1987 das erste eigene Präparat aus der biopharmazeutischen Herstellung, die ein Jahr zuvor eröffnet wurde.

Nach dem Tod von Liebrecht im Jahr 1991 zieht sich die Inhaberfamilie aus der Geschäftsleitung zurück. Stattdessen wird ein Gesellschafterausschuss eingeführt, der von 1992 bis Ende 2000 zunächst von Erich von Baumbach, Schwiegersohn von Albert Boehringer, geführt wird.

Im Januar 2007 übernimmt Christian Boehringer den Vorsitz von Dr. Heribert Johann. Insgesamt sind sechs Vertreter der beiden Eigentümerfamilien in dem Gremium vertreten. Mit Hubertus von Baumbach kam 2008 erstmals wieder ein Familienmitglied in die Unternehmensleitung; er verantwortet heute den Bereich Finanzen.

Außerdem gibt es einen Beraterkreis, dem künftig auch der frühere rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck angehört. Die Berater begleiten laut Konzern die Arbeit der Unternehmensleitung und des Gesellschafterausschusses vor allem bei strategischen Fragen. Das Gremium trifft sich fünfmal im Jahr.

Mit 11,4 Milliarden Euro machen verschreibungspflichtige Medikamente 78 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Das erfolgreichste Medikament des Konzerns ist das COPD-Medikament Spiriva (Tiotropium) mit 3,6 Milliarden Euro Umsatz, gefolgt vom künftig generischen Blutdrucksenker Micardis (Telmisartan) mit 1,6 Milliarden Euro und dem Gerinnungshemmer Pradaxa (Dabigatranetexilat) mit 1,1 Milliarden Euro.

Die OTC-Sparte macht mit 1,5 Milliarden Euro 10 Prozent der Umsatzerlöse aus, wichtigste Marken sind Buscopan (212 Millionen Euro), Dulcolax (193 Millionen Euro), Mucosolvan (166 Millionen Euro) und Pharmaton (136 Millionen Euro).

Auf den Bereich Tiergesundheit entfallen 1 Milliarde Euro, Hauptwachstumstreiber sind die Impfstoffe für Schweine aus der Produktfamilie Ingelvac. Als Lohnhersteller macht Boehringer 162 Millionen Euro im klassischen Bereich sowie 549 Millionen Euro im Bereich Biosimilars. Mit der Sparte BioXcellence ist Boehringer weltweiter Marktführer.

Knapp die Hälfte des Umsatzes macht Boehringer in Amerika; jeweils rund ein Viertel entfallen auf Europa und den Rest der Welt. Auf dem Heimatkontinent ist das Wachstum am geringsten. Die Umsatzerlöse in Deutschland lagen bei 1 Milliarde Euro.

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