GlaxoSmithKline (GSK) will den Vorwurf, Ärzte zu beeinflussen, aus der Welt schaffen: Ab 2016 sollen Mediziner für Vorträge zu Indikationsgebieten und GSK-Produkten nicht mehr honoriert werden. Gleichzeitig möchte das Unternehmen aber seine Fortbildungsmaßnahmen für Fachpersonal ausbauen. Dafür sollen verstärkt eigene Mitarbeiter eingesetzt werden.
Konzernchef Andrew Witty hatte bereits Ende 2013 angekündigt, die Rahmenbedingungen für Ärzte-Kooperationen anpassen zu wollen. Mit der Neuausrichtung will das Unternehmen die der pharmazeutischen Industrie häufig unterstellte unlautere Einflussnahme auf Referenten abstellen.
„Die bisherige Praxis der Zusammenarbeit zwischen Industrie und Ärzten ist zwar von beiden Seiten und auch durch gesetzliche Vorgaben streng geregelt", betont ein GSK-Sprecher. Dennoch stünden die Arzneimittelhersteller immer wieder öffentlich in der Kritik, unlauteren Einfluss auf die Ärzteschaft zu nehmen. „Das wollen wir ändern“, so der Sprecher.
Das Unternehmen geht damit noch einen Schritt weiter als es der aktuelle Transparenzkodex der „Freiwilligen Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie“ (FSA) vorsieht. Die FSA-Mitgliedsunternehmen müssen seit Anfang 2015 alle mittel- und unmittelbaren geldwerten Zuwendungen an Ärzte und Apotheker dokumentieren. Dies gilt für die Bereiche Forschung und Entwicklung, Spenden und Zuwendungen, Sponsoring und andere finanzielle Förderungen, Einladungen zu Fortbildungsveranstaltungen sowie Dienstleistungs- und Beratungshonorare.
Das eingesparte Geld soll in die Unterstützung von unabhängigen Fortbildungen, Veranstaltungen und Online-Aktivitäten fließen. In Zukunft setzt das Unternehmen auf die eigene Fachkompetenz: Anstelle der externen Referenten sollen vor allem eigene Mitarbeiter Fortbildungsaufgaben übernehmen. Damit habe man bereits erste gute Erfahrungen gesammelt.
Ganz aufgeben möchte der Konzern eine Zusammenarbeit mit den Medizinern aber nicht: „Die Zusammenarbeit mit Ärzten ist für uns natürlich essentiell und für unsere Produktentwicklung und den Patientenzugang zu modernen Therapien immens wichtig", so das Unternehmen. Daran dürfe es keinen Zweifel geben.
Nach eigenen Angaben führt GSK derzeit zahlreiche Gespräche mit Ärzten, Institutionen und Referenten, um über die Änderungen zu informieren. Vor allem sollen zukünftige Möglichkeiten der Zusammenarbeit erörtert werden. Für die medizinische Unterstützung beispielsweise in Advisory Boards oder in klinischen Studien sollen Ärzte auch weiterhin bezahlt werden.
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