Arzneimittelentwicklung

Roche übernimmt Trophos

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Berlin -

Der Pharmakonzern Roche übernimmt das französische Biotechnologieunternehmen Trophos. Das Unternehmen hat den Wirkstoff Olesoxim zur Behandlung von spinaler Muskelatrophie (SMA) entdeckt. In der EU und den USA hat der Wirkstoff den Status eines Arzneimittels für eine seltene Krankheit. Roche will das Medikament nun weiterentwickeln. Trophos erhält dafür eine Sofortzahlung von 120 Millionen Euro in bar sowie weitere Zahlungen von bis zu 350 Millionen Euro bei Erreichen bestimmter Meilensteine. Im ersten Quartal soll die Übernahme abgeschlossen sein.

Olesoxim soll die motorischen Nervenzellen schützen und erhalten. Eine klinische Phase-II-Studie zeigte einen positiven Effekt auf die Erhaltung der neuromuskulären Funktion bei SMA Typ II und SMA Typ III ohne Gehfähigkeit. Zudem konnten die medizinischen Komplikationen reduziert werden, die mit der Erkrankung verbunden sind. Die Daten wurden im April 2014 vorgestellt. Das Entwicklungsprogramm von Trophos wurde von der französischen Gesellschaft für Muskeldystrophie (AFM) unterstützt.

„Wir werden – aufbauend auf dem Erfolg von Trophos und der französischen Gesellschaft für Muskeldystrophie – die Entwicklung von Olesoxim so schnell wie möglich weiter vorantreiben“, sagt Sandra Horning, Leiterin der globalen Produktentwicklung von Roche. Bisher stehe den Patienten nur eine unterstützende Behandlung zur Verfügung. Olesoxim könnte das erste Medikament für SMA werden, sagt Christine Placet, Geschäftsführerin von Trophos.

SMA ist eine stark einschränkende und behindernde neuromuskuläre Erbkrankheit. Sie ist charakterisiert durch fortschreitende Muskelschwäche und den Verlust der motorischen Funktion. SMA betrifft die motorischen Nervenfasern der willkürlichen Muskulatur, die für Aktivitäten wie Krabbeln, Gehen, Kontrolle der Kopf- und Halsbewegung sowie Schlucken benutzt wird. Die Erkrankung entwickelt sich typischerweise bereits im frühen Kindesalter und ist die häufigste genetische Ursache für Säuglingssterblichkeit.

SMA kommt unter den seltenen Krankheiten mit am häufigsten vor: Eines von 6000 bis 10.000 Kindern ist davon betroffen. Verursacht wird SMA durch einen Funktionsverlust des Gens Survival Motor Neuron 1 (SMN1). Dadurch kommt es zu einem Mangel an SMN-Protein, fortschreitendem Verfall von Nervenzellen im Rückenmark und dem Verlust von motorischen Neuronen. Das mutierte SMN1-Gen tragen bis zu 20 Millionen potenzielle Eltern in den USA und in der EU in sich.

Trophos wurde 1999 als biotechnologisches und pharmazeutisches Privatunternehmen gegründet und hat seinen Sitz in Marseille. Das Unternehmen entwickelt innovative Therapeutika im klinischen Stadium. Das Unternehmen hat eine eigene chemische Entwicklungsplattform auf der Basis von Cholesterinoxim. Die auf Mitochondrien abzielenden Substanzen von Trophos fördern die Funktion und das Überleben von gestressten Zellen. Trophos wird von den privaten Beteiligungsfonds ACG Management, OTC Aggregator, Amundi Private Equity Funds, Turenne Capital, Sofipaca und Vesale Partners sowie der AFM unterstützt.

Roche investiert außerdem in seine Krebsforschung: Erst Anfang der Woche hatte der Schweizer Konzern bekannt gegeben, das US-Biotechnologieunternehmen Foundation Medicine (FMI) zu übernehmen. Insgesamt rund 1 Milliarde Dollar (863 Millionen Euro) zahlt der Schweizer Konzern in eine Mehrheitsbeteiligung von 56,3 Prozent.

Die Partnerschaft umfasse eine breite wissenschaftliche und kommerzielle Zusammenarbeit. Roche werde die Forschung und Entwicklung mit rund 150 Millionen Dollar (129 Millionen Euro) finanziell unterstützen. Zudem erhält der Konzern die Rechte für bestehende FMI-Produkte (unter der Marke FMI) sowie künftig gemeinsam entwickelte Produkte außerhalb der USA. Die Transaktion soll voraussichtlich im zweiten Quartal 2015 abgeschlossen sein.

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