Pharmahersteller

Pohl-Boskamp legt sich mit Betriebsrat an

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Berlin -

Das Familienunternehmen Pohl-Boskamp streitet sich mit seinem Betriebsrat: Die Geschäftsführung wolle allen neun Arbeitnehmervertretern fristlos kündigen, teilte die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie Schleswig-Holstein (IG BCE) mit. Außerdem sollen alle Betriebsräte jeweils 42 Unterlassungserklärungen erhalten haben. Zuvor hatte der Betriebsrat schriftlich erklärt, sich durch die Geschäftsleitung in seiner Arbeit behindert zu fühlen. Der Hersteller hat sich zu den Vorwürfen bislang nicht geäußert.

Das Problem sind laut Gewerkschaft die freiwilligen sozialen Leistungen, die Pohl-Boskamp zahlt, wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld. Dem Betriebsrat sei mehrfach signalisiert worden, dass er mit „seinem Verhalten“ diese Gesten der Geschäftsführung gefährde. Die Arbeitnehmervertreter hatten daraufhin erklärt, sich in der Ausübung ihrer Rechte nicht erpressen zu lassen. Darauf folgten die Kündigungen und rechtlichen Schritte gegen die Mitarbeiter.

Ralf Erkens von der IG BCE kritisiert, dass an den Betriebsräten „ein Exempel statuiert“ werden soll. Tobias Klassen, Betriebsratsvorsitzender bei Pohl-Boskamp, sagte: „Die Vorgehensweise der Geschäftsleitung ist für uns nicht mehr nachvollziehbar.“ Man habe in Gesprächen und Mitteilungen immer wieder darauf hingewiesen, an einer konstruktiven Zusammenarbeit interessiert zu sein. „Die derzeitige Situation schadet den Mitarbeitern, der Geschäftsführung selbst und am Ende vor allem unserem Unternehmen.“

Der Konflikt dauert der IG BCE zufolge schon länger an: Bereits vor mehreren Wochen sei einem einzelnen Betriebsratsmitglied fristlos gekündigt worden. Die Arbeitnehmervertreter hätten ordnungsgemäß widersprochen und vom Arbeitsgericht Elmshorn Recht bekommen, heißt es bei der Gewerkschaft.

„Aber nicht nur die eigenen Betriebsräte werden aus dem Unternehmen verbannt“, kritisiert die IG BCE. Demnach wurde Dr. Susanne Uhl, Chefin des Deutschen Gewerkschaftsbunds Schleswig-Holstein, ein Hausverbot erteilt. Selbst die Beauftragung durch die IG BCE und die hinzugezogene Polizei hätten einen Besuch beim Betriebsrat nicht ermöglichen können.

Uhl zeigte sich „fassungslos“: „Bis letzte Woche konnte ich mir ein solches Verhalten wie das Hausverbot, das im Namen von Frau Boskamp ausgesprochen wurde, nicht vorstellen.“ Auch bei der Gewerkschaft kann man das Verhalten der Geschäftsführung nicht nachvollziehen: „Wir kennen die Geschäftsführerin, Frau Boskamp, als eine tüchtige, kreative und engagierte Geschäftsfrau – umso mehr beunruhigt uns diese Art des Umgangs mit dem demokratisch gewählten Betriebsrat“, sagte Erkens.

Der Phytohersteller Pohl-Boskamp wird seit 1991 von Marianne Boskamp geleitet. In der fünfköpfigen Geschäftsführung sitzt auch ihr Ehemann, der Chemiker Dr. Henning Ueck. Das Unternehmen mit Sitz in Hohenlockstedt hat etwa 500 Mitarbeiter. 2010 machte Pohl-Boskamp einen Umsatz von 74 Millionen Euro.

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