Pharmahersteller

Meda: Kahlschlag bei Madaus?

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Berlin -

Der schwedische Pharmakonzern Meda macht nach der Übernahme von Rottapharm Nägel mit Köpfen. Bereits zum Jahresende soll die Zentrale der deutschen Tochterfirma Rottapharm-Madaus in Köln-Holweide geschlossen werden. In der Belegschaft fürchtet man, dass in Kürze die Kündigungswelle anrollt.

Beim Antrittsbesuch in Köln ließ Meda-Chef Dr. Jörg-Thomas Dierks nach Angaben von anwesenden Mitarbeitern keinen Zweifel daran, wer ab sofort Herr im Haus sei: Meda habe Rottapharm gekauft, von einer Fusion könne keine Rede sein, soll Dierks demnach gesagt haben.

Der schwedische Konzern hat bei der Übernahme des italienischen Herstellers ehrgeizige Ziele, nicht nur was das Tempo angeht: Pro Jahr sollen knapp 100 Millionen Euro eingespart werden, drei Viertel davon in den Bereichen Marketing und Vertrieb.

Das könnte sich bald auch in Deutschland niederschlagen: Rottapharm-Madaus hat nach eigenen Angaben 280 Mitarbeiter in der Produktion, 60 in der Verwaltung, 30 in der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung sowie mehr als 100 in den Bereichen Marketing und Vertrieb.

Während die Produktion im 1996 eröffneten und 2003 erweiterten Werk in Troisdorf-Spich vorerst erhalten bleiben soll, dürften andere Bereiche von Kürzungen betroffen sein. Meda hat in Bad Homburg eine eigene moderne Zentrale inklusive kompletter Verwaltung. Dazu kommt ein Produktionsstandort, der ebenfalls in Köln angesiedelt ist.

Auch die Außendienstler fragen sich, wie es mit ihnen weitergeht. Rottapharm-Madaus hat rund 120 Mitarbeiter im Einsatz: 20 gehen in die Apotheken, der Rest zu Gynäkologen, Urologen und Orthopäden. Da Meda aber ein ähnlich großes Vertriebsteam beschäftigt, wird sich vermutlich ein großer Teil der Belegschaft bald nach einem neuen Job umsehen müssen.

Bis Ende November wolle das Management angeblich darüber informieren, wer bleiben darf und wer gehen muss. Da dann nur wenige Wochen bleiben, ist die Sorge groß, dass die Entscheidung längst gefallen ist.

Meda hatte Rottapharm Ende Juli gekauft, kurz zuvor war der eigentlich geplante Börsengang des italienischen Familienunternehmens überraschend abgesagt worden. Vor zwei Wochen hatten die Behörden der Übernahme zugestimmt.

Meda zahlt umgerechnet knapp 2,3 Milliarden Euro, davon entfallen 300 Millionen Euro auf Schulden. 1,6 Milliarden Euro zahlt der schwedische Hersteller sofort, 275 Millionen Euro werden im Januar 2017 fällig. Außerdem erhält die Familie um Professor Dr. Luigi Rovati Meda-Aktien im Wert von 360 Millionen Euro. Der Rottapharm-Gründer und seine beiden Söhne werden nach der Übernahme 9 Prozent an Meda halten.

60 Prozent des kombinierten Umsatzes von 1,8 Milliarden Euro entfallen künftig auf Rx-Medikamente, der Rest auf den OTC-Bereich. Wichtigstes Produkt wird mit Erlösen von 88 Millionen Euro Dona sein, vor Tambocor, Betadine, Dymaista, Aldara und Elidel. Auf Platz 7 folgt Sagella mit 44 Millionen Euro vor Epipen, Legalon und Astepro.

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