Seit Jahren gibt es die Gerüchte, seit Monaten halten sie sich
hartnäckig: Celesio und die Amerikaner. Spätestens seit Boots-Chef
Stefano Pessina mit Walgreens und AmerisourceBergen eine globale Allianz
geschmiedet hat, ist ein transatlantisches Bündnis auch für die
Stuttgarter eine reale Option geworden. Auch wenn der Deal laut Wall
Street Journal (WSJ) noch nicht in trockenen Tüchern ist: Platzen darf
er nicht. Denn bei Celesio wartet man anscheinend nur noch darauf, dass
neue Eigentümer übernehmen.
Schon Ex-Konzernchef Dr. Fritz Oesterle hatte immer wieder die Fühler in Richtung USA ausgestreckt. Sein Nachfolger Markus Pinger verlor angeblich sogar seinen Job, weil er im Alleingang mit CVS/Caremark verhandelt haben soll – auch um seinen eigenen Posten in eine Zeit nach Haniel zu retten.
Beim Großaktionär hatte man einen Verkauf wiederholt dementiert: Celesio bleibe ein „langfristiges Ankerinvestment“, hieß es. Allenfalls eine strategische Zusammenarbeit, etwa im Einkauf, sei denkbar, war hinter vorgehaltener Hand aus Duisburg und Stuttgart zu erfahren.
Doch die Fakten sprechen eine andere Sprache: Schon dass für Pinger kein Ersatz gesucht wurde, kam Beobachtern merkwürdig vor. Dass bei der deutschen Großhandelstochter Gehe zahlreiche erfahrene – und womöglich teure – Führungskräfte mehr oder weniger freiwillig ausschieden, war genauso unerklärlich wie der Verbleib von Gehe-Geschäftsführer André Blümel, der ja für die umstrittene neue Linie zumindest mitverantwortlich war.
So gesehen drängt sich regelrecht der Eindruck auf, dass es bei Celesio keinen Weg zurück gibt. Womöglich hat man bei Haniel genügend Erfahrungen mit US-Partner gemacht: Das Joint Venture mit Medco/Express Scripts hatte Pinger kurz nach seinem Amtsantritt 2011 beendet – mangels Erfolg und wegen kultureller Differenzen, wie zu hören war.
Dass man als globaler Pharmahändler mit den Herstellern über zusätzliche Vergütungskomponenten verhandeln kann, glaubt man nicht nur bei Boots/Walgreens, sondern auch bei Celesio: Kurz bevor das WSJ heute die Nachricht des Tages brachte, gab die derzeitige Konzernchefin Dr. Marion Helmes in der „Börsen-Zeitung“ zu Protokoll, durch einen konzernweiten Einkauf einen dreistelligen Millionenbetrag einsparen zu können. Schon in Pingers Konzept „One Celesio“ spielte neben dem europäischen Apothekennetzwerk der zentrale Einkauf eine entscheidende Rolle.
Am Ende könnte die Struktur von McKesson/Celesio ähnlich aussehen wie die von Boots/Walgreens: Europäischer Pharmahändler + US-Apothekenkette + US-Großhändler = globaler Pharmahandelskonzern. CVS/Caremark war nach früheren Meldungen ja ebenfalls in Gesprächen mit Celesio. Bis die globale Allianz steht, müssen die Probleme bei Gehe eben warten.
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