Celesio: Abfindungen kosten Millionen APOTHEKE ADHOC, 19.03.2014 15:25 Uhr
Gutes Personal zu finden ist teuer. Unliebsame Mitarbeiter loszuwerden, manchmal auch. Celesio hat in den vergangenen drei Jahren knapp 25 Millionen Euro alleine dafür ausgegeben, dass fünf ehemalige Vorstände ihre Sessel räumten. Auch für Markus Pinger gab es vor knapp einem Jahr nicht nur harte Worte, sondern auch einen warmen Geldsegen.
Das große Aufräumen begann bei Celesio im März 2011: In „gegenseitigem Einvernehmen“ wurde der Vertrag von Konzernchef Dr. Fritz Oesterle zum 30. Juni vorzeitig gekündigt. Eigentlich hätte der Jurist, der immerhin zwölf Jahre an der Spitze des Stuttgarter Pharmahändlers stand, bis Ende 2013 bleiben sollen. Doch nach dem EuGH-Urteil zum Fremdbesitzverbot und der vergeblichen Suche nach Alternativen hatte auch Mehrheitsaktionär Haniel das Vertrauen verloren.
Obwohl sich die Abschreibungen am Ende auf einen höheren dreistelligen Millionenbereich summierten, wurde Oesterles Gehalt bis zum Ende der Vertragslaufzeit ausbezahlt: 10 Millionen Euro inklusive Beitrag zur Altersversorgung.
Ende November desselben Jahres ging Finanzchef Dr. Christian Holzherr, einen Monat später Dr. Christian Lonsert. Seit Mai 2008 beziehungsweise Oktober 2010 im Vorstand, wären beide Manager eigentlich bis April beziehungsweise September 2013 verpflichtet gewesen. Entsprechend wurden 3,2 beziehungsweise 3,6 Millionen Euro ausbezahlt. Der vorzeitige Abgang von Großhandelschef Wolfgang Mähr kostete Celesio im September 2012 weitere vier Millionen Euro.
Doch auch Oesterles Nachfolger Markus Pinger konnte trotz des teuren Klarschiffmachens Celesio ab Mitte August 2011 nicht auf Kurs bringen. Wegen „unterschiedlicher Auffassungen zur Führung des Unternehmens“ wurde der ehemalige Beiersdorf-Manager am 3. Juli 2013 vor die Tür gesetzt – etwas mehr als ein Jahr vor dem Ende seiner Vertragslaufzeit. Abgeltung plus Rentenvorsorge: 4,1 Millionen Euro.
Insgesamt hat Pinger damit in knapp zwei Jahren bei Celesio 9,1 Millionen Euro verdient plus 2,1 Millionen Euro an Rentenzusagen. Gemessen an der absolvierten Dienstzeit hat allerdings Lonsert den besten Schnitt gemacht: Der künftige Alliance-Chef war nur 15 Monate im Celesio-Vorstand, hat also weniger als die Hälfte seiner Vertragslaufzeit für sein Geld arbeiten müssen. Allerdings war Lonsert schon seit 2008 für den Konzern tätig gewesen.
Die Abfindungen für den Vorstand waren übrigens nicht die einzigen Belastungen für den Konzern. Auch bei Gehe und in Großbritannien mussten ausscheidende Führungskräfte entschädigt werden. Insgesamt weist der Konzern 2013 für Abfindungen, Reorganisation der Vorstands- und Managementstrukturen sowie Effizienzsteigerungsmaßnahmen Einmalaufwendungen in Höhe von 17 Millionen Euro aus. Im Vorjahr waren es knapp 26 Millionen Euro.
Bei Celesio bekommt der Vorstand – wie in anderen Konzernen auch – eine Grundvergütung und einen erfolgsabhängigen Bonus. Zum Grundgehalt gehören auch Nebenleistungen wie Dienstwagen oder Unfall-, Auslandskranken-, Rechtsschutz- und Manager-Haftpflichtversicherung.
Außerdem erhalten die Vorstände eine Versorgungszusage. Die variable Vergütung setzt sich aus zwei Komponenten zusammen, die vom Erfolg der Firma abhängen: Die Tantieme bemisst sich am operativen Ergebnis und wird jährlich gezahlt. Die sogenannten Performance-Cash-Pläne werden alle drei Jahre ausgewertet und berücksichtigen verschiedene Parameter, darunter die Entwicklung des Aktienkurses.
Insgesamt kassierte der Vorstand im vergangenen Jahr knapp 7 Millionen Euro plus 2,3 Millionen Euro an Pensionsaufwendungen.