Keine Traumrendite mehr von Phoenix APOTHEKE ADHOC, 21.05.2013 13:41 Uhr
Wer Geld übrig hat und – der Rabattschlacht zum Trotz – im
Pharmagroßhandel investieren will, der kann Genosse bei der Sanacorp
oder Noweda werden, Aktien von Celesio oder dem neuen Boots-Mutterkonzern Walgreens kaufen oder eine Anleihe der
Phoenix zeichnen. Weil sich der Branchenprimus in den vergangenen drei
Jahren aus der Krise gearbeitet hat, muss der Anleger aber tiefer in die
Tasche greifen und sich mit deutlich weniger Ertrag zufrieden geben als bei der
letzten Runde.
Seit einigen Monaten gehört Phoenix über verschiedene Beteiligungsgesellschaften komplett der Familie Merckle. Horst Gaßmann, Autohändler aus dem niedersächsischen Sittensen, hatte im Herbst sein 7-prozentiges Anteilspaket an der Firma F. Reichelt verkauft und damit den Weg für die Abfindung der Kleinaktionäre freigemacht. Einen Tag nach Weihnachten machte Merckle auf einer außerordentlichen Hauptversammlung in Hamburg den Sack zu.
Doch wie vermutlich jeder Milliardenkonzern muss sich auch Phoenix am Kapitalmarkt finanzieren – der Eigenkapitalquote von knapp 29 Prozent stehen Finanzverbindlichkeiten von 24 Prozent gegenüber. Auf mehr als 2 Milliarden Euro hat Phoenix Zugriff bei Banken und anderen Darlehensgebern, dazu kommen 1 Milliarde Euro aus Factoring-Programmen sowie 500 Millionen Euro aus einer Anleihe.
Letztere hatte Phoenix im Sommer 2010 begeben – mitten in der Krise gewissermaßen. Wegen des schlechten Ratings – S&P bewertete mit Ramschniveau – gab es einen Zinskupon von 9,625 Prozent. Noch bis ins kommende Jahr muss Phoenix also fast 50 Millionen Euro aus dem Gewinn jährlich alleine für diesen Posten aufwenden – daran ändert auch nichts, dass der Konzern mittlerweile auf den Spekulationsgrad BB herauf gestuft wurde.
Profitieren konnten von der Traumrendite bei Phoenix allerdings eigentlich nur Banken und institutionellen Anleger. Für private Investoren kam der Einstieg eher nicht infrage, denn gezeichnet werden mussten mindestens 50.000 Euro.
Auch die neue Anleihe mit einer Laufzeit von sieben Jahren ist nichts für den Normalsparer. Denn diesmal liegt das Mindestinvest sogar bei 100.000 Euro. Einziger Trost: Der Zinskupon liegt nur noch bei 3,125 Prozent.
Und so freut man sich in Mannheim, dass man den Klotz am Bein bald los ist. Laut Phoenix-Finanzvorstand Dr. Michael Majerus war die Nachfrage nach der neuen Anleihe so groß, dass die Emission mehrfach überzeichnet war und das Orderbuch bereits nach etwas mehr als einer Stunde wieder geschlossen werden konnte.
Konzernchef Reimund Pohl kommentierte: „Wir sind mit dem Erfolg dieser Transaktion sehr zufrieden. Es ist uns gelungen, die Anleihe mit einem der niedrigsten Kupons zu platzieren, der in letzter Zeit für vergleichbare Anleihen am Markt beobachtet werden konnte.“