Viele kleine Niederlassungen oder doch wenige große? Über die Frage, wie
man im Großhandel effizient arbeitet, gibt es unterschiedliche
Auffassungen. Die Anzag hat 25 Vertriebszentren, darunter sechs
Zentrallager, die die kleineren Niederlassungen im Verbund beliefern.
Phoenix dagegen kommt bei deutlich größerem Marktanteil mit 20
Niederlassungen aus. Gehe will jetzt angeblich das Geschäft bündeln.
Doch beim Mutterkonzern Celesio wundert man sich nur über die Gerüchte.
Gehe hat nach der Anzag und Phoenix die meisten Niederlassungen in Deutschland (19), danach kommen mit jeweils 16 Standorten die Sanacorp sowie künftig die Noweda und die Privatgroßhändler.
Gemessen am Umsatz kommen Phoenix und Noweda damit durchschnittlich auf rund 280 Millionen Euro je Vertriebszentrum, die Sanacorp auf 230 und Gehe auf 210 Millionen Euro. Hinter der Anzag mit 160 Millionen Euro liegen nur die Privatgroßhändler mit rund 130 Millionen Euro.
Die Durchschnittszahlen sagen aber nichts darüber aus, wie effizient die einzelne Niederlassung arbeitet beziehungsweise wie ersetzbar sie in ihrer jeweiligen Region ist. Bei der Anzag etwa wurden in den vergangenen Jahren Services wie Bestellannahme und Retouren zentralisiert, sodass die Kostenstruktur und damit die Notwendigkeit einer optimalen Auslastung ganz anders sind als beispielsweise bei Phoenix.
Dazu kommt: Viele Großhändler haben in den vergangenen Jahren Investitionen zurückgestellt, die sie nun nachholen müssen. Während die Noweda mit ihren Neubauten und auch die privaten Großhändler vergleichsweise modern aufgestellt sind, sagt man vor allem Phoenix und Gehe Handlungsbedarf nach: Beide Konzerne mussten in den vergangenen Jahren besonders eisern sparen, könnten aber jetzt die erforderlichen Rückstellungen angespart haben.
Insofern ergeben die Gerüchte über eine Rosskur bei Gehe schon Sinn. Die Celesio-Tochter hatte erst vor einem Jahr die Niederlassung in Düsseldorf aufgegeben und die betroffenen Apotheken auf die gerade modernisierten Standorte in Bonn und Duisburg aufgeteilt.
Dass allerdings die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) gleich fünf bis sechs Standorte in Gefahr sieht, findet man in Stuttgart „hanebüchen“. Auf die angebliche Liste haben es nämlich nicht nur Günzburg und Kaiserslautern geschafft, sondern auch die Niederlassungen in Neubrandenburg, Schwerin und Halle. Dann hätte die Gehe in den neuen Bundesländern nur noch Dresden, Magdeburg und Berlin – bei einer überwiegend ländlichen Lieferstruktur.
Es sind solche Widersprüche, die man bei Gehe und Celesio als Gegenargument ins Feld führt. Natürlich arbeite man als Großhändler immer an der Optimierung der Logistik. Es gebe jedoch derzeit weder entsprechende konkrete Pläne noch Entscheidungen, sagt Konzernchef Markus Pinger.
Schon gar nicht werde im Zusammenhang mit der angespannten Ertragslage über Standorte diskutiert: Es könne doch nicht sein, dass eine Rabattschlacht Mitarbeiter koste, so Pinger vielleicht als Seitenhieb auf das Sparprogramm bei Phoenix.
Sollte doch etwas dran sein an den Gerüchten, wird es am Ende vermutlich ohnehin eher um einzelne Standorte gehen. Den Mitarbeitern in den angeblich zur Disposition stehenden Niederlassungen muss Pinger jetzt erst einmal erklären, dass weder er noch Gehe-Chef André Blümel eine solche Liste kennen. Vielleicht wird er auch bei der Hauptversammlung in wenigen Tagen in großer Runde verkünden, dass es zumindest in diesem Jahr keine Standortschließungen geben wird.
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