Großhandel

Alliance muss für Walgreens bluten

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Berlin -

Für die Mitarbeiter von Alliance Healthcare könnte die Adventszeit in

diesem Jahr ungemütlich werden. Ein Jahr nach der Komplettübernahme

durch Alliance Boots stehen dem Vernehmen nach weitere massive

Einschnitte an. 10 Prozent aller Arbeitsplätze sollen gestrichen werden;

auch die Firmenzentrale in Frankfurt steht demnach zur Disposition.

Nach Vorgaben von höchster Ebene des Mutterkonzerns soll in Deutschland die Ertragslage kurzfristig deutlich verbessert werden. Das Thema fällt in die Zuständigkeit von Großhandelschefin Ornella Barra und den für den westeuropäischen Markt verantwortlichen ehemaligen Celesio-Vorstand Wolfgang Mähr.

Problem ist nicht nur die andauernde Rabattschlacht am Markt, die die Mittelfristplanungen aus dem vergangenen Jahr obsolet gemacht haben dürfte, sondern angeblich auch eine im Vergleich zu hohe Kostenstruktur. Im November prüften Vertreter aus Großbritannien in Frankfurt erneut die Bücher.

Auf der Suche nach Einsparmöglichkeiten wurden Joaquim Simões, Operations Director im europaweiten Management Team von Alliance Healthcare, und sein Team fündig.

So soll der Außendienst erneut umstrukturiert werden; insgesamt soll der Personaleinsatz in der Zentrale und in den Niederlassungen effizienter gestaltet werden. Dem Vernehmen nach könnte jede zehnte Stelle wegfallen; die rund 2000 Festangestellten bangen um ihren Job. Für fünf Niederlassungen, die defizitär arbeiten, wurden Aktionspläne ausgearbeitet, die auch Verkleinerungen des Lagesbestands beinhalten.

Im Unternehmen schließt man aber nicht aus, dass diese Häuser auf kurz oder lang komplett geschlossen werden könnten. Zwar hatte der Betriebsrat noch im Sommer eine Garantie für alle Standorte bis Ende 2015 ausgehandelt. Doch mit 25 Vertriebszentren liegt Alliance an der Spitze der Branche. Sechs Zentrallager beliefern die kleineren Niederlassungen im Verbund.

Weil im operativen Geschäft vermutlich trotz aller Einschnitte kein Geld zu verdienen ist, muss der Großhändler womöglich seine Schätze versilbern. So sollen das Bürogebäude der Zentrale in Frankfurt verkauft und der Erlös von geschätzten 30 Millionen Euro dem Mutterkonzern zur Verfügung gestellt werden. Das Management soll in ein kleineres Gebäude umziehen.

Die offizielle Lesart aus Frankfurt klingt anders: „Das Zentralgebäude ist mittlerweile 25 Jahre alt und energietechnisch veraltet. Wir stehen vor der Frage, umfänglich zu investieren oder andere Optionen zum Beispiel einen Verkauf und somit einen Umzug zu wählen“, so ein Sprecher.

Außerdem arbeite man ständig daran, die Abläufe sowohl in den Niederlassungen als auch in der Zentrale zu optimieren. Dabei könnten in Einzelfällen auch freiwerdende Stellen nicht wiederbesetzt werden, so der Sprecher. „Ein flächendeckender Arbeitsplatzabbau ist nicht vorgesehen.“

Schließungen von Niederlassungen seien nicht geplant und würden auch nicht diskutiert.

Hintergrund für die Sparmaßnahmen in Deutschland sind vermutlich die globalen Pläne des britischen Eigentümers: Anfang 2015 soll die Fusion von Alliance Boots mit der US-Apothekenkette Walgreens perfekt gemacht werden. Um den ehrgeizigen Zeitplan zu stemmen, arbeitet das gemeinsame Integrationsteam mit Sitz in der Schweiz unter Hochdruck. Dass McKesson/Celesio dem Branchenpionier mit einem eigenen transatlantischen Bündnis auf den Fersen ist, macht die Sache nicht einfacher.

Damit die Transaktion über die Bühne gehen kann, muss der europäische Konzern auf Vordermann gebracht werden. Ein entscheidendes Datum könnte der 31. März 2014 werden: An diesem Tag endet das laufende Geschäftsjahr von Alliance Boots – womöglich das letzte als eigenständiger Konzern.

Anhand des Zahlenwerks müssen die Walgreens-Aktionäre spätestens Anfang August 2015 entscheiden, ob sie noch einmal knapp fünf Milliarden US-Dollar in bar auf den Tisch legen und Boots-Chef Stefano Pessina als Großaktionär in ihr Unternehmen lassen oder nicht.

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