Frühjahrsputz bei Pharmafirmen Patrick Hollstein, 08.04.2016 14:00 Uhr
Fünf Jahre nach dem Patentablauf von Olanzapin räumt Lilly sein Portfolio auf. Nach der ersten Runde vor zwei Jahren sind nun weitere Varianten des Originals Zyprexa verschwunden. Die Schmelztabletten gibt es gar nicht mehr, die Tabletten sind auf zwei Packungsgrößen beschränkt. Auch andere Hersteller unterziehen ihre Sortimente einem Frühjahrsputz, darunter Zentiva, GlaxoSmithKline (GSK), Meda, Heumann und Omron.
Zyprexa war in verschiedenen Wirkstärken auf dem Markt: Die Tablette gab es als Variante à 2,5 mg, 5 mg, 7,5 mg, 10 mg, 15 mg und 20 mg. Die Schmelztablette war ab 5 mg in denselben Dosierungen erhältlich. Schon zum 1. April 2014 verschwanden neben den Tabletten à 20 mg alle Packungsgrößen mit 56 beziehungsweise 98 Stück. Übrig blieben damit 35 und 70 Stück.
Jetzt wurden auch die Tabletten mit 15 mg eingestampft; auch die Schmelztabletten „Zyprexa Velotab“ sind – von Klinikpackungen abgesehen – nun komplett außer Handel. Grund sei die stark gesunkene Nachfrage, sagt eine Lilly-Sprecherin. Für den niedergelassenen Bereich blieben 2,5 mg, 5 mg, 7,5 mg und 10 mg verfügbar. „Die Patientenversorgung mit Originalware bleibt also sichergestellt.“ Weiterhin verfügbar sind auch Zyprexa 10 mg als Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung sowie ZypAdhere als Depotvariante.
Zyprexa wurde 1996 in Deutschland eingeführt, 2007 kippte das Bundespatentgericht nach einer Klage der Generikahersteller Egis und Neolab den Exklusivschutz. Ende 2008 stellte der Bundesgerichtshof (BGH) das Patent wieder her, die damals eingeführten Generika mussten wieder vom Markt. Erst im Februar 2011 war der Wirkstoff endgültig frei. Allerdings hatten die Generikafirmen zunächst vergessen, von „Filmtablette“ auf „überzogene Tablette“ umzustellen, was den Austausch zunächst erschwerte.
Mittlerweile sind die Verordnungszahlen deutlich zurückgegangen: Wurde Zyprexa laut Arzneiverordnungsreport 2010 knapp 700.000 Mal im Wert von 281 Millionen Euro verordnet, waren es 2014 noch 21.000 Verordnungen und 5,7 Millionen Euro. Zum Vergleich: Insgesamt wurde Olanzapin 763.000 Mal im Wert von 56 Millionen Euro verordnet.
Auch bei Zentiva gibt es Veränderungen. Die Sanofi-Tochter nimmt die Marke Omeloxan aus dem Sortiment. Künftig wird in Apotheken allein das Magenmittel Omeprazol Zentiva vertrieben. Der Markt der Magenmittel hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert: Protonenpumpenhemmer haben die klassischen Antacida abgelöst, allerdings hat hier Omeprazol zugunsten von Pantoprazol verloren.
Der Generikahersteller trennt sich auch von dem Bronchoforton Kinderbalsam und den Lutschpastillen. Die Salbe werde gut angenommen und sei weiterhin erhältlich, sagt eine Sprecherin. Auch die Kapseln mit Pfefferminz-, Anis- und Eukalyptusöl gegen Erkältungskrankheiten der Atemwege für Erwachsene werden noch vertrieben.
GSK listet einige ehemalige Novartis-Marken aus: Omniflora akut verschwindet; anders als Perenterol (Medice) und Perocur (Hexal) muss das Präparat mit Saccharomyces boulardii im Kühlschrank gelagert werden. Omniflora N enthält Lactobacillus gasseri und Bifidobacterium longum. Ebenfalls außer Handel sind Otriven Gel, Venen Kapseln Rosskastanie und das Fenistil Hydrocort Spray. Zuvor hatte der Konzern die Dachmarke aufgelöst und Otriven auf Otri sowie Fenistil auf Feni gekürzt. Die Nicotinell-Kaugummis werden in der Stärke 2 mg nicht mehr in der Geschmacksrichtung Tropenfrucht vertrieben.
Das Sortiment aufgeräumt hat auch Omron: 42 alte Modelle und Ersatzteile wurden ausgelistet, allerdings wurden die Produkte einer Sprecherin zufolge schon seit geraumer Zeit nicht mehr vertrieben. Aktuell hat der Medizinproduktehersteller 119 Produkte im Angebot, vom Blutdruckmessgerät über den Schrittzähler und das Fieberthermometer bis hin zum Inhalator.
Heumann hat Norispharm eingestampft; die Marke war vor einigen Jahren Rabattpartner unter anderem bei AOK, TK, Deutscher BKK und GWQ. Norispharm war die dritte Marke des indischen Herstellers Torrent neben Heumann und Heunet.
Kleinere Änderungen gibt es bei Meda: Spasmolyt (Trospiumchlorid) gibt es nicht mehr in der Packung zu 84 Stück, bei Tambocor enthalten die Ampullen nicht mehr 5 ml, sondern 15 ml. Berlin-Chemie hat einen neuen BerliPen eingeführt: Bei Areo 3 sollen die Dosiseinstellung besser hör- und fühlbar, die Anzeige besser lesbar und die Injektion dank Leichtlaufmechanik leichter sein. Galenpharma hat seine Momegalen-Creme in Fettcreme umbenannt, Riemser hat bei Vagantin (Methantheliniumbromid) den Firmennamen in die Produktbezeichnung aufgenommen.