QuintilesIMS

„Geburtshelfer“ für Arzneimittel Lothar Klein, 22.11.2016 14:54 Uhr

Berlin - 

Am 3. Oktober 2016 haben sich der Marktforschungskonzern IMS Health und der Studiendienstleister Quintiles zusammengeschlossen. Jetzt firmiert auch die Frankfurter Deutschlandzentrale unter dem neuen Namen QuintilesIMS. Das neue Unternehmen will als „Geburtshelfer der Pharmaindustrie“ die immer komplizierteren Zulassungsverfahren unterstützen und Arzneimittel rascher in den Markt bringen.

Mit QuintilesIMS entstand ein Konzern mit einem Gesamtumsatz von 7,2 Milliarden US-Dollar, einer Marktkapitalisierung von 17,6 Milliarden Dollar und 50.000 Beschäftigten in mehr als 100 Ländern. Der Zusammenschluss sei ein „Merger of equals“ gewesen, sagt der alte und neue Deutschlandchef Dr. Frank Wartenberg. Das Geschäft wurde über einen Aktientausch abgewickelt; der neue Konzern wird ebenfalls an der New Yorker Börse gehandelt.

Wartenberg begründet den Zusammenschluss mit den immer komplexer und spezieller werdenden Arzneimittelmärkten. IMS als Weltmarktführer von Gesundheitsdaten und Quintiles als weltweit führender Studienanbieter könnten so auf die sich verändernden Märkte reagieren. Laut Wartenberg führt Quintiles jede siebte Studie zur Arzneimitteleinführung durch.

Immer spezialisiertere und personalisiertere Medizin stelle die Anbieter vor neue Herausforderungen, für immer kleinere Patientengruppen Studien zu designen und durchzuführen. Mit dem Zusammenschluss sei QuintilesIMS jetzt in der Lage, für die Hersteller bessere und schnellere Lösungen anzubieten und so Kosten und Zeit bei Markteinführung neuer Arzneimittel zu sparen.

Als international führendes Unternehmen nutze QuintilesIMS anonyme Gesundheitsdaten, um wichtige empirische Erkenntnisse zu Erkrankungen und Behandlungsformen zu liefern. Die gewonnenen Einsichten ermöglichten es Biotechnologie- und Pharmaunternehmen, Medizintechnikfirmen, Forschungsinstituten, Behörden, Kostenträgern und anderen Stakeholdern im Gesundheitswesen, neue Therapien zu entwickeln und zu vermarkten, ungedeckte Bedürfnisse zu identifizieren und ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie effizient und wertvoll Arzneimittel im Hinblick auf bessere Behandlungserfolge sind.

Ausschlaggebend für den Deal könnte der Einfluss des Hedgefonds TPG Capital sein, der große Anteile an beiden Firmen hält und auch in beiden Vorständen präsent ist. Die strategische Zusammenführung zweier benachbarter Geschäftsfelder könnte zu Synergien und Einsparungen führen. In den vergangenen Jahren ist der Beratungsbereich bei IMS immer wichtiger geworden.

QuintilesIMS wird vom bisherigen IMS-Chef Ari Bousbib geleitet. Tom Pike von Quintiles ist sein Vize. Beide erwarten von dem Zusammenschluss jährliche Einsparungen von anfangs 100 Millionen Dollar. Der Deal unterstreicht die wachsende Bedeutung von IT und Datenanalyse in der medizinischen Forschung und kommt zu einer Zeit, in der viele Pharmahersteller zunehmend das Geschäft der Arzneimittelentwicklung auslagern.

Die bisherigen IMS-Aktionäre halten 51,4 Prozent der neuen Holding. 2010 hatten die Finanzinvestoren TPG Capital und CPP Investment Board den Datenlieferanten für 5,8 Milliarden Dollar gekauft und von der Börse genommen.

IMS wurde 1954 vom Werbemanager Bill Frohlich gegründet. Die Abkürzung steht für „Intercontinental Marketing Services“. Das Unternehmen beliefert vor allem Pharmakonzerne mit Daten zu Arzneimittelumsätzen. Die erste IMS-Analyse wurde über Deutschland erstellt: Unter dem Titel „Der pharmazeutische Markt“ veröffentlichte das Unternehmen 1957 eine Übersicht über den westdeutschen Pharmamarkt. Heute beschäftigt IMS in Frankfurt rund 300 Mitarbeiter.