Phoenix Spezial

Pessina träumt von Phoenix

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Nachdem der britische Pharmahandelskonzern Alliance Boots bereits seit einigen Wochen als potenzieller Käufer für Phoenix gehandelt wird, hat nun Firmenchef Stefano Pessina öffentlich sein Interesse am - ungleich größeren - Mannheimer Mitbewerber bekundet. Im Interview mit dem Handelsblatt erklärte Pessina, er sei „prinzipiell interessiert“, gemeinsam mit seinem Finanzpartner KKR Phoenix aus der Merckle-Gruppe zu kaufen. Eine Kombination von Phoenix und Alliance Boots ermögliche Synergien, so Pessina. „In einigen Märkten gäbe es Überschneidungen, ja. Aber das ist meines Erachtens nach kein großes Problem.“

So weit, so gut. Ganz so einfach, wie es sich der italienische Milliardär vorzustellen gibt, ist die Sache aber nicht. Gewisse Umsatzgrößen voraus gesetzt, sehen die Wettbewerbsbehörden ab einem Marktanteil von rund 30 Prozent nämlich genauer hin. Bei Boots/Phoenix gäbe es, abgesehen von den finanziellen Herausforderungen, im Falle einer Übernahme vermutlich in allen wichtigen Märkten erhebliche rechtliche Probleme.

In Deutschland, mit einem Umsatz von 6,3 Milliarden Euro größter Markt für Phoenix, ist Alliance Boots bislang zwar nicht als vollversorgender Großhändler vertreten. Doch wie bereits vor einigen Jahren für die Sanacorp, könnte auch für die Briten die Anzag zum Problem werden: Alliance Boots hält knapp 30 Prozent der Anteile am Frankfurter Unternehmen, Phoenix weitere 12,5 Prozent.

Gemeinsam kratzen beide Unternehmen an der Schwelle zur Mehrheit, zumal mit OPG ein weiterer Großaktionär unlängst angekündigt hat, sich von seinem 6-prozentigen Paket trennen zu wollen. Eine derartige Machtkonzentration am deutschen Markt - Marktführer und Hauptaktionär bei einem der größten Mitbewerber - dürfte problematisch werden.

Ähnlich kompliziert sieht es am zweitwichtigsten Markt von Phoenix aus: Auch in Italien sind die Mannheimer mit einem Umsatz von 2,9 Milliarden Euro Marktführer, gefolgt von Alliance Boots (rund 1,5 Milliarden Euro). Gemeinsam kontrollieren beide Unternehmen mehr als ein Drittel des ansonsten stark fragmentierten Marktes.

Auch in Großbritannien ist eine Fusion so gut wie ausgeschlossen: Im Großhandelsbereich würde durch die Fusion ein Branchenprimus entstehen, der mehr als die Hälfte des Marktes dominierte. Im Einzelhandel betreibt Boots heute bereits die mit 2600 Filialen mit Abstand größte Apothekenkette des Landes. Zuzüglich der britischen Phoenix-Apotheken würde jede vierte Apotheke zum Megakonzern gehören.

In Tschechien ist eine Fusion bereits aufgrund der heutigen Position von Phoenix undenkbar: Der Mannheimer Konzern hat einen Marktanteil von 43 Prozent und ist zusätzlich an einer Genossenschaft beteiligt. Alliance Boots bringt es auf knapp 19 Prozent, betreibt aber keine eigenen Apotheken.

In den Niederlanden wäre zumindest ein Fusion der beiden Apothekenketten möglich, im Großhandel rückten die verschmolzenen Gesellschaften mit rund 40 Prozent in den Verdacht einer marktbeherrschenden Stellung. In Norwegen würde die Zahl der signifikanten Großhändler und Kettenbetreiber auf zwei Anbieter sinken.

Auch in der Schweiz sieht es nicht unproblematisch aus: Alliance Boots hält rund ein Viertel der Anteile am führenden Großhändler und Kettenbetreiber Galenica. Phoenix gehören der zweitgrößte Großhändler sowie die zweitgrößte Apothekenkette. Selbst in Russland gibt es Überschneidungen: Phoenix ist am drittgrößten Großhändler beteiligt, Alliance Boots hält eine Mehrheit an der Nummer 7.

Nicht vertreten ist Alliance Boots dagegen bislang in Schweden; hier erwirtschaftete Phoenix zuletzt knapp 1,7 Milliarden Euro. In Dänemark könnten es die Briten aus dem Stand auf einen Marktanteil von 73 Prozent bringen, was einem Umsatz von rund 1,5 Milliarden Euro entspricht. In Finnland lockt rund rund eine Milliarde Euro Umsatz, in der Slowakei macht Phoenix als Großhändler rund 500 Millionen Euro, in Österreich und Polen jeweils rund 350 Millionen Euro. In den baltischen Ländern kommt Phoenix auf insgesamt knapp 300 Millionen Euro. Mit rund 250 Millionen Euro ist Phoenix in Kroatien Marktführer, ebenso in Bulgarien mit rund 150 Millionen Euro.

Insgesamt rund sechs Milliarden Euro Umsatz macht Phoenix also in Ländern, in denen Alliance Boots nicht vertreten ist. Zumindest von einer Zerschlagung könnten Pessina und KKR also durchaus profitieren. Die komplette Übernahme wird wohl der Traum eines Milliardärs bleiben.

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