Pessina: Partnersuche statt Börsengang dpa/APOTHEKE ADHOC, 18.05.2012 09:28 Uhr
In zwei Jahren steht bei Europas führenden Pharmahändler Alliance Boots die Refinanzierung an. Konzernchef Stefano Pessina sondiert bereits alle Möglichkeiten: „Ich denke über eine Fusion oder eine Partnerschaft mit einem Global Player nach“, sagte Konzernchef Stefano Pessina jetzt dem Handelsblatt. Auf diese Weise soll Alliance Boots zum weltweit führenden Gesundheits- und Kosmetikkonzern im Apothekenmarkt werden. Ein Börsengang kommt für den Konzernchef nicht infrage.
Gegenüber britischen Nachrichtenagenturen wurde Pessina deutlich: „Ich glaube, dass eine Fusion Wert schaffen könnte, ein Börsengang nicht: Dieser dient nur dazu, Werte zu zeigen.“ Demnach schwebt Pessina ein Zusammenschluss mit einem chinesischen oder amerikanischen Konzern vor.
Man sei bereits in Gesprächen mit weniger als zehn Kandidaten. In den nächsten Woche werde es keine Ergebnisse geben, aber in zwei bis vier Jahren soll die Fusion stehen. Inwieweit damit auch eine Übernahme durch einen anderen Konzern gemeint sein könnte, wird sich zeigen.
Konsumgüterkonzerne wie Procter & Gamble, mit denen Alliance Boots bereits in Teilbereichen kooperiert, oder auch Gesundheitsdienstleister wie Medco kommen für die Expansion laut Pessina nicht infrage. „Ich denke, dass beide Geschäftsmodelle eher zu weit entfernt sind von dem, was wir tun, als dass wir echte Synergien erzielen könnten“, sagte Pessina dem Handelsblatt. „Also müssen wir eher nach Partnern im Bereich Distribution und Apotheken Ausschau halten.“
Das könnte auch zu den Expansionsplänen von Pessina passen: „Wir müssen in Amerika präsent sein. Und wir müssen in Asien sein, vor allem in China, wenn wir ein echter globar Player werden wollen.“ Vor allem im Großhandelsbereich will der studierte Nukleartechniker in neue Märkte wachsen. Eine Expansion nach Brasilien hatte sich vor einigen Jahren im letzten Moment zerschlagen.
Pessina war 2006 die treibende Kraft hinter der Fusion des Pharmahändlers Alliance Unichem, dessen Hauptaktionär er war, mit der Drogeriekette Boots. Ab 2006 wurde das neue Unternehmen an der Londoner Börse gehandelt, ein Jahr später übernahm Pessina zusammen mit dem Finanzinvestor KKR Alliance Boots für umgerechnet 16 Milliarden Euro. Er holte den Konzern von der Börse.
Er könne sich vorstellen, dass KKR früher oder später zumindest den Anteil reduziere und man Alliance Boots dann an die Börse bringe, hatte Pessina vor zwei Jahren im Interview mit APOTHEKE ADHOC gesagt. „Aber zunächst müssen wir uns konsolidieren.“ Seit der Übernahme der Anzag und der türkischen Hedef führt Alliance Boots heute mit einem Umsatz von umgerechnet rund 27,6 Milliarden Euro deutlich vor den Wettbewerbern Celesio und Phoenix den europäischen Pharmahandel an.