Pharmagroßhandel

Pessina drückt Anzag-Preis APOTHEKE ADHOC, 10.12.2010 13:12 Uhr

Berlin - 

Seit knapp zwei Wochen liegt das Übernahmeangebot von Alliance Boots für die verbliebenen Aktionäre der Andreae-Noris Zahn AG (Anzag) vor. Jetzt haben sich Vorstand und Aufsichtsrat zu den Konditionen geäußert - und sind dabei weitgehend neutral geblieben. Jeder Aktionär müsse unter Berücksichtigung der Gesamtumstände selbst entscheiden, ob er das Angebot annehme oder nicht. Zumindest die Zukunftspläne der Briten bewertet man in Frankfurt positiv.

So begrüßte der Vorstand die Ankündigung von Alliance Boots, weder den Firmensitz zu verlegen noch wesentliche Unternehmensteile zu verlegen, schließen oder neuauszurichten. Da aber nicht klar sei, welche Unternehmensteile Alliance Boots als wesentlich oder unwesentlich betrachte, ließe sich nicht beurteilen, welche Auswirkungen für die Anzag und ihre Arbeitnehmer tatsächlich zu erwarten seien. Insgesamt begrüße man aber die Übernahme.

Grund für die generelle Zurückhaltung der Gremien könnte der angebotene Kaufpreis von 26,08 Euro sein. Nach Bekanntwerden der Übernahmeabsichten war der Börsenkurs von 22 auf 32 Euro geklettert; seit Veröffentlichtung des Angebots liegt er bei 28,50 Euro. Unabhängige Gutachter hatten zwar die Offerte geprüft und für angemessen befunden. Doch solange es im freien Handel mehr Geld gibt als von Alliance Boots, dürfte sich die Unternehmensspitze mit Empfehlungen zurückhalten.


Keiner der Anzag-Manager besitzt Aktien am Unternehmen, allerdings fünf der neun Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat. Die wollen das Angebot von Alliance Boots nicht annehmen. Für Aktionäre, die bereits lange dabei sind, dürfte die Übernahme ohnehin zu einem schlechten Zeitpunkt kommen: Bis zur Finanzkrise pendelte der Aktienkurs der Anzag zwischen 30 und 40 Euro.

Bis zum 7. Januar müssen die verbliebenen Anteilseigner - Noweda und Mediq (jeweils knapp 6 Prozent) und die Kleinaktionäre (8,4 Prozent) - entscheiden, ob sie sich von der Anzag trennen oder nicht. Zumindest für Noweda-Chef Wilfried Hollmann hatte Anzag-Vorstandschef Dr. Thomas Trümper kürzlich einen privaten Tipp parat: „Nach den negativen Äußerungen [zum Einstieg von Alliance Boots, Anm. d. Red.] dürfte Herr Hollmann jetzt eigentlich gar nicht verkaufen, um seinen Einfluss auf Anzag zu wahren“, so Trümper gegenüber der Financial Times Deutschland. „Aber er wird schon einen Grund finden.“