Personalisierte Hautcreme aus der Douglas-Minifabrik Deniz Cicek-Görkem, 18.12.2018 13:44 Uhr
Maßgeschneiderte Hautpflege in weniger als zehn Minuten? Das schafft eine Minifabrik, die derzeit in drei Douglas-Filialen eingesetzt wird. Das Gerät in der Größe eines Kleiderschranks wurde von Wissenschaftlern des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) entwickelt. Die Herstellung der individuellen Creme erfordert lediglich vorher die Messung des Hautzustands.
Menschen haben unterschiedliche Hautstrukturen, schon deshalb kann es die eine „Universalcreme“ nicht geben. Auch aus dem Apothekenalltag ist bekannt, dass Kunden oft mehrere Cremes testen, bis sie die richtige gefunden haben. In erster Linie ist der Hautzustand der Person von Bedeutung, so braucht eine trockene Haut eine andere Pflege als eine fettige. Auch krankheits- oder wetterbedingt kann die Haut andere Bedürfnisse haben.
Dass personalisierte Hautpflege kein Zukunftsthema ist, zeigt die Entwicklung von der Arbeitsgruppe um Viktor Balzer vom Fraunhofer IPA. Die Wissenschaftler haben ein System erarbeitet, das es möglich macht, personalisierte Hautcreme wirtschaftlich zu produzieren: eine Minifabrik. 40 verschiedene Inhalts- beziehungsweise Rohstoffe für die Cremeherstellung finden darin Platz. Ausgestattet ist das Gerät mit einem Touchdisplay und einem Ausgabefach für das Endprodukt. Beim Herstellungsprozess werden Parameter wie Trockenheit der Haut, Konsistenz der Creme (reichhaltig/fest, leicht/flüssiger) und persönliche Vorlieben wie Duft/kein Duft berücksichtigt.
Um die Minifabrik bedienen zu können, sei weder dermatologisches Fachwissen noch Erfahrung im Umgang mit Maschinen nötig. „Es steht immer ein Mitarbeiter parat“, sagt Balzer, „erstens, weil die allermeisten Menschen lieber mit anderen Menschen anstatt mit Maschinen interagieren und zweitens, weil die sensorische Messung, bei der Feuchtigkeits- und Fettgehalt der Haut erfasst werden, an genau festgelegten Stellen im Gesicht erfolgen muss.“ Das Messergebnis wird im Anschluss durch selbstlernende Algorithmen ausgewertet. Diese berechnen, welche Inhaltsstoffe in welcher Konzentration die personalisierte Hautcreme enthalten sollen. Diese Informationen sind dann auf dem Display sichtbar. Mit einem Klick kann dann die Produktion in Auftrag gegeben werden, das Gerät rührt die Creme. Die Maschinen sind mit der Cloud verbunden. Wenn sich Tiegel oder die Rohstoffe dem Ende neigen, wird der Entwickler Skinmade online benachrichtigt. „Skinmade ist eine Ausgründung des Fraunhofer Instituts“, erklärt Balzer.
Insgesamt dauert es weniger als eine halbe Stunde, bis man die personalisierte Creme anwenden kann. „Hautanalyse- und Personalisierungsprozess dauern je nach Beratungsintensität und Interesse des Kunden fünf bis zehn Minuten“, teilt Douglas mit. Die Produktion könne dann je nach Creme nochmal bis zu zehn Minuten dauern. „In dieser Zeit können sich Kunden an der Maschine über Inhaltsstoffe der Creme und über ihre Haut informieren.“ Der 30ml-Tiegel kostet dann die 40 Euro. Künftig könnte die Herstellung sogar schneller ablaufen. „Je nach Anwendungshäufigkeit reicht der Inhalt für vier bis sechs Wochen“, so Balzer. Der Wissenschaftler empfiehlt nach diesem Zeitraum eine erneute Messung, um zu sehen, wie sich der Hautzustand verändert hat und ob das Produkt angepasst werden sollte. Für das kommende Jahr sei ein Mini-Hautmessgerät mit zugehöriger App für zu Hause geplant. Dann könnten die Kunden ihren Hautzustand selbst messen und ihre personalisierte Creme von zu Hause aus bestellen. Balzer zufolge ist die Technik grundsätzlich auch für den pharmazeutisch-medizinischen Bereich geeignet.
Das Gerät wird derzeit schon im Flagship Store in Frankfurt und im Breuningerland in Sindelfingen verwendet. Zudem kommt es auch im Concept Store Douglas Pro in Hamburg-Eppendorf, die im September diesen Jahres eröffnet wurde, zum Einsatz. Douglas wirbt hier mit „Pharma Beauty“ für zahlreiche Top-Kosmetikmarken aus der Apotheke. Marken wie Eucerin, Vichy, La Roche-Posay, Bioderma, Nuxe und Daylong werden nun dort angeboten. Der Name des Filialkonzepts lautet „Skin Concept Store“. Hier will der Konzern „pflegeaffinen Kunden einen Ort bieten, an dem noch zielgerichteter und umfassender auf ihre Wünsche eingegangen und mit spezialisierter Fachexpertise Problemlöser für anspruchsvolle Haut geboten werden können“.
Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, suchte das Unternehmen auch Apotheker und PTA, die die Kosmetik den Kunden erklären. Die angestellte PTA berichtete kürzlich über ihren Weg von der Apotheke zu Douglas. Das Konzept sei gut angenommen worden und erfolgreich, berichtet Douglas-Chefin Tina Müller, die das Deutschland-Geschäft an Nicole Nitschke abgibt.