Apotheke warnt vor Headhunting-Betrug Carolin Bauer, 20.07.2015 11:11 Uhr
Gutes Personal ist Gold wert. Apothekeninhaber Dirk Oestreich und seine Frau Uschi Oestreich haben die Suche nach einem Pharmazeuten für die Rats Apotheke im niedersächsischen Wedemark in professionelle Hände gelegt und einen Personalberater engagiert. Nachdem die erste Rate überwiesen war, hat das Ehepaar nichts mehr von der vermeintlichen Betrügerin gehört.
Für die Personalplanung ist Uschi Oestreich zuständig. „Wir haben beim Arbeitsamt seit Februar nach einem Apotheker gesucht“, sagt sie. Als sich daraufhin Ende Mai eine Headhunterin aus Nordrhein-Westfalen meldet, ist ihr Mann zunächst skeptisch. Dennoch entschloss sich das Team, die Vermittlerin zu engagieren.
Kurz nach der ersten Kontaktaufnahme meldet sich Oestreich zurück, erreicht aber bereits nur den Anrufbeantworter. Nachdem sie keine Antwort erhält, sendet sie eine E-Mail hinterher. Daraufhin wird ihr ein Angebot geschickt und die Vorgehensweise beschrieben. „Insgesamt hat das schon professionell auf mich gewirkt, heute fühle ich mich betrogen“, sagt sie.
Die mutmaßliche Schwindlerin gibt sich vielversprechend: „Ich sichere Ihnen eine kompetente und angenehme Auftragsabwicklung zu“, heißt es in der Mail. Sie will eine Kandidatenliste erstellen und nach einer Freigabe die potentiellen Mitarbeiter ansprechen sowie Telefoninterviews mit interessierten Kandidaten führen. Danach sollen Lebensläufe angefordert und diese an Oestreich weitergeleitet werden. Im Anschluss stünden dann Vorstellungsgespräche an.
Das Honorar teilt sich in drei Raten, was in der Branche üblich ist. Die ersten 600 Euro gibt es bei Auftragserteilung, weitere 600 Euro werden bei der Unterzeichnung des Arbeitsvertrags fällig. Nach erfolgreicher Beendigung der Probezeit sollen weitere 600 Euro fließen. Für eine PTA werden jeweils 500 Euro berechnet. „Sollte ein Arbeitsverhältnis während der Probezeit beendet werden, suche ich honorarfrei einen neuen Kandidaten/eine neue Kandidatin“, verspricht die Beraterin. In Hannover wird man dennoch misstrauisch: „Vielen Dank für Ihr ausführliches Angebot. Wir waren allerdings sehr erstaunt, dass es nicht möglich ist, Sie telefonisch zu erreichen“, lässt Oestreich ausrichten. Kurz darauf meldet sich die Unternehmerin per E-Mail und verweist auf ihren aktuellen Urlaubsaufenthalt. Es habe offensichtlich ein Problem bei der Telefonanlage gegeben. Sie werde sich nach dem Wochenende melden.
Anderthalb Wochen nach der Werbemail gibt es schließlich den ersten telefonischen Kontakt. Details werden besprochen und der Auftrag erteilt. Kurz darauf erhält Oestreich die Auftragsbestätigung samt Rechnung für die erste Honoraranzahlung.
Die Personalberaterin habe ein persönliches Kennenlernen ausgeschlagen, so Oestreich. Man könne alles telefonisch besprechen. Ihr Mann überweist den Betrag. Am 8. Juni schickt die Beraterin wie angekündigt eine Kandidatenliste. Am nächsten Tag richtet Oestreich aus, welche potentiellen Mitarbeiter nicht angesprochen werden sollen. Die Beraterin antwortet knapp.
„Seitdem haben wir nichts mehr von ihr gehört“, klagt Oestreich. Nach zwei Wochen Warten ruft sie mehrfach an, immer erfolglos. Auch eine E-Mail bleibt unbeantwortet. Daraufhin macht Oestreich über den Anrufbeantworter klar, dass sie skeptisch sei.
Im Anschluss überprüft sie die Referenzen und ihr Verdacht wird bestätigt: „Wir haben bei den angegebenen Firmen nachgefragt, ob dort eine Zusammenarbeit bestanden hat. Leider kennen die verantwortlichen Personaler in den Firmen die Dame nicht und haben auch niemals mit ihr zusammengearbeitet.“ Oestreich wird vermutlich jetzt einen Rechtsanwalt einschalten.