Patentabläufe

Pharmakonzerne an der Patentklippe

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Berlin -

Die großen Pharmafirmen wie Pfizer, Novartis oder Sanofi stehen an der „Patentklippe“: Bei vielen umsatzstarken und hochpreisigen Medikamenten sind die exklusiven Verkaufsrechte ausgelaufen – wie zum Beispiel bei Viagra (Sildenafil) oder dem Cholesterinsenker Lipitor/Sortis (Atorvastatin). Die Auswirkungen: Die Gewinne der Unternehmen fallen in die Tiefe. Die Pharmariesen müssen sich nun zum Teil neu erfinden.

Wie massiv die Einbußen sind, zeigt die US-Firma Pfizer: Lipitor war mit jährlich 13 Milliarden Dollar in Spitzenzeiten das umsatzstärkste Medikament weltweit. Im November 2011 endete der Patentschutz und 2012 stand ein Lipitor-Umsatz von vier Milliarden Dollar in den Büchern. In Europa sind Konzerne wie Sanofi, Novartis, GlaxoSmithKline und AstraZeneca von Patentabläufen betroffen, in Deutschland Bayer mit einigen seiner Kontrazeptiva.

Die Strategien der Firmenchefs sind unterschiedlich: Einige specken ab. Pfizer ist durch Großakquisitionen von US-Firmen wie Warner-Lambert, Pharmacia und Wyeath gewachsen. Nun baut der Konzern um – das Geschäft mit Babynahrung wurde an Nestlé verkauft, die Tiermedizin an die Börse gebracht. Jetzt soll das Geschäft mit patentfreien Medikamenten abgespalten oder verkauft werden. Ob die Strategie aufgeht, ist für Fondsmanager Markus Manns von Union Investment fraglich: „Es gehen Synergien verloren.“

Andere, wie Sanofi, Bayer oder Novartis, sehen in einer breiteren Aufstellung Vorteile: Denn Randgeschäfte wie Generika oder frei verkäufliche Arzneimittel sollen Rückschläge bei der Erforschung und Zulassung neuer Wirkstoffe ausgleichen. Das Problem ist nur, dass diese Geschäfte deutlich weniger Erträge liefern als das mit patentgeschützten Wirkstoffen.

Auch mit der Übernahme von Biotech-Firmen wollen die Pharmagrößen ihre Gewinne sichern: In kaum einer Branche dreht sich das Übernahmekarussell so schnell. Besonders begehrt sind Firmen mit vielversprechenden biologischen Wirkstoffen. Denn die sind schwieriger zu kopieren als die klassisch chemischen. Sanofi will jährlich bis zu zwei Milliarden Euro in Zukäufe stecken. 2011 haben die Franzosen den Biotech-Konzern Genzyme für umgerechnet rund 15 Milliarden Euro geschluckt.

Besonders teuer ist die Krebsforschung – aber auch besonders lukrativ. Der Schweizer Pharmakonzern Roche kann als weltweit größter Hersteller von Krebsmedikamenten punkten – im zweiten Quartal legte der Gewinn kräftig zu. Roche hat den Wert von Biotech-Unternehmen früh erkannt. Bereits 1976 sind die Baseler bei Genentech eingestiegen. 2009 hat Roche die US-Tochter dann für stolze 47 Milliarden Dollar komplett geschluckt.

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