Naturmedizinhersteller

Pascoe startet Lohnherstellung

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Berlin -

Der Naturmedizinhersteller Pascoe steigt in das Geschäft mit der Lohnherstellung ein. Im 2018 eingeweihten Produktionsgebäude in Gießen sollen künftig GMP-konforme Auftragsfertigungen für Arznei- und Nahrungsergänzungsmittel nach individuellen Anforderungen und Wünschen gefertigt werden. Neuland ist das allerdings nicht, bereits seit 2012 fertigt Pascoe ein Arzneimittel im Auftrag.

Die Forderungen werden immer lauter, die Herstellung von Arzneimitteln zurück nach Europa zu holen. Globalisierte Lieferketten und Produzenten in Indien und China hätten sich in den zurückliegenden Monaten nicht als verlässlich genug herausgestellt, was die ausufernden Lieferengpässe zu bestätigen scheinen. Die Sars-CoV-2-Pandemie hat die Wahrnehmung des Problems noch einmal verschärft. Pascoe will nun nach eigenen Angaben seinen Teil dazu beitragen, dass wieder mehr im Inland hergestellt wird. Durch die Coronakrise sei die Idee aber nicht erst gekommen. „Die Entscheidung, verstärkt in die Lohnherstellung einzusteigen, haben wir lange vor der Coronakrise getroffen“, erklärt Herstellungsleiterin Sarah Mühlberger. „Seit 2018 verfügen wir über ein neues Produktionsgebäude, welches in der Planung bewusst auch schon für eine Lohnherstellung ausgelegt worden war.“

Dabei ist der Schritt in die Lohnherstellung nicht der einfachste, die Branche gilt als umkämpft und nicht allzu lukrativ. „Wir stehen mit der Lohnherstellung für Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel in einem Marktumfeld, in dem einerseits die Anforderungen und Voraussetzungen an den Dienstleister sehr hoch sind, das heißt, er für diese Tätigkeit qualifiziert sein muss und über eine entsprechende Herstellerlaubnis verfügen muss, andererseits die Anforderungen bezüglich der herzustellenden Produkte oftmals sehr spezifisch und individuell sind“, so Mühlberger.

Doch Pascoe sehe sich für die Herausforderung gewappnet, man könne diese Anforderungen mit der eigenen Expertise und den vorhandenen technischen Möglichkeiten erfüllen. „Wir stellen seit über 100 Jahren Arzneimittel her und verfügen deshalb über eine sehr hohe Kompetenz in diesem Bereich“, so Mühlberger. „Auch die Lohnherstellung ist nicht wirklich neu für uns, da wir schon seit längerem auf diesem Gebiet tätig sind.“ So produziere Pascoe bereits seit 2012 eine Tablette gegen Schwindelzustände in der Lohnherstellung, nach eigenen Angaben mehr als 10 Millionen Stück im Jahr.

In dem neuen Produktionsgebäude sei Pascoe in der Lage, Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel in Form von Tabletten, Filmtabletten, Dragees, Kapseln und Pulvern herzustellen und zu verpacken. Auch eine Verpackungslinie für Injektionsflasche ist vorhanden. „Desweiteren können wir am bisherigen Standort Schiffenberger Weg eine Lohnherstellung auch für den Bereich von Urtinkturen und weiteren homöopathischen Zubereitungen wie Dilutionen und Verreibungen sowie die Herstellung und Verpackung von oralen Liquida offerieren“, erklärt Mühlberger.

Die Entscheidung fiel zwar schon vor über zwei Jahren – in der aktuellen Situation sieht sich Pascoe aber in ihr bestätigt. „Wir möchten dem Trend einer Verlagerung von Produktionstätigkeiten ins Ausland entgegentreten. Mit unseren erfahrenen und qualifizierten Mitarbeitern stehen wir zu 100 Prozent für Made in Germany“, erklärt Herstellungsleiter Dr. Rudolf Unger. „Damit sichern wir einerseits Arbeitsplätze und nutzen andererseits die Vorteile einer transparenten und gut überwachten Herstellung vor Ort.“

In der aktuellen Situation stelle man eine erhöhte Nachfrage für eine Lohnherstellung in Europa fest, erklärt Mühlberger. In Europa hergestellte Arzneimittel kosten jedoch auch mehr als die von der indischen oder chinesischen Konkurrenz – das versucht man bei Pascoe auch nicht zu verheimlichen. Wenn Made in Germany draufstehe, sei auch ein deutscher Preis drin. Trotzdem: Zumindest wenn es nach der derzeitigen öffentlichen Meinung geht, dürfte Pascoe einen guten Moment erwischt haben, um seine Offerte unters Volk zu bringen, findet auch Mühlberger: „Wir sind überzeugt, dass gerade mit der aktuellen Krise ein neues Bewusstsein dafür entstanden ist und Arzneimittel nicht immer nur zum günstigsten Preis hergestellt werden können, wenn man eine sichere Versorgung gewährleisten will.“

 

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