Parmapharm und Gesine verkaufen sich Anteile Alexander Müller, 26.04.2010 15:07 Uhr
Die Apothekenkooperationen Parmapharm und Gesine vernetzen sich: Mit einer Beteiligung von 25.000 Euro wird die neu gegründete Genossenschaft Gesine Pharmahandel stiller Gesellschafter bei der Parmapharm, die ihrerseits die gleiche Summe in den Großhandel steckt. Vorteile für die Mitglieder sollen beim Einkauf und im Bereich Eigenmarken entstehen. Als Dachmarken sollen beide Kooperationen aber weitergeführt werden.
Konkret kauft die Parmapharm für 25.000 Euro einen Genossenschaftsanteil und wird damit investierendes Mitglied beim Gesine-Großhandel. Den Gesund-ist-bunt-Apotheken (GIB) der Parmapharm wird darüber hinaus empfohlen, selbst Mitglied - und damit aktiver Kunde - beim Großhandel zu werden. Verpflichtend ist das aber nicht.
Neu orientieren müssen sich die GIB-Apotheken ohnehin: Ende Juni läuft der Vertrag der Parmapharm mit der Sanacorp aus. „Wir gehen davon aus, dass unsere Gesellschafter das Modell der Gesine sehr attraktiv finden“, sagte Frank Stuhldreier, einer der Parmapharm Geschäftsführer.
Gesine-Mitglieder können im Eigenmarkengeschäft von der Kreuzbeteiligung profitieren, müssen dazu aber stille Gesellschafter bei der Parmapharm werden. Über das derzeitige Angebot an Nahrungsergänzungsmitteln hinaus will Gesine möglicherweise schon in der zweiten Jahreshälfte Arzneimittel unter eigenem Namen verkaufen. Schließlich hat die Parmapharm über ihr Tochterunternehmen GIB Pharma die entsprechenden Zulassungen in der Tasche und im Bereich Eigenmarken schon Erfahrung in den eigenen Apotheken gesammelt.
Erste Gespräche zwischen Parmapharm und Gesine fanden schon bei der Expopharm im September 2009 statt. Die Parmapharm mit derzeit rund 450 Mitgliedern hatte anhand verschiedener Eignungsparameter einen Partner gesucht. Dafür kamen laut Stuhldreier nur unabhängige, apothekereigene Kooperationen infrage, die ein breites Leistungsspektrum bieten und eine Strategie der Vertikalisierung verfolgen. Es folgten sechs Gesprächsrunden mit Gesine, bei denen eine engere Zusammenarbeit vereinbart wurde. Die Parmapharm-Gesellschafter hatten der Beteiligung gestern zugestimmt.
Beide Partner können sich vorstellen, die Zusammenarbeit künftig auszubauen: „Wir sind mit unseren Synergien noch nicht am Ende“, sagt Stuhldreier. Er glaubt, dass unter den Apothekenkooperationen ohnehin ein Konzentrationsprozess bevorsteht. Von den derzeit 40 Zusammenschlüssen dürfte aus seiner Sicht langfristig nur etwa die Hälfte überleben. Das Beteiligungsmodell mit Gesine ist deshalb ausdrücklich offen für den Beitritt weiterer Apothekenkooperationen - vorausgesetzt sie sind unabhängig von Großhändlern und im Besitz der Apotheker.
Gesine-Vorstandschefin Susanne Lorra glaubt an einen Sogeffekt, zunächst innerhalb der Zusammenarbeit mit der Parmapharm und dann auch nach außen. „Im politischen Umfeld wird es schwieriger werden für die Apotheken“, sagt Lorra. Wenn Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler (FDP) wie angekündigt die Großhandelsvergütung auf eine Fixpauschale umstelle, entziehe er vielen Kooperationen das derzeitige Geschäftsmodell.