Apothekenkosmetik soll – wie der Name sagt – nur in der Offizin verkauft werden. Das Geschäft mit Marken wie Eucerin, Vichy, La Roche-Posay und Avène ist lukrativ, weshalb sie auch andere Händler anbieten wollen. Der Druck aus dem Internet steigt: Die tschechische Internetparfümerie Notino etwa verkauft massenweise Apothekenkosmetik. Deutsche Kunden können die bestellte Ware auch in Stuttgart in einer Vor-Ort-Parfümerie abholen.
In der Kategorie Dermokosmetik verkauft Torino verschiedene Marken aus der Apotheke. Auf der Startseite werden verschiedene Werbebanner von La Roche-Posay sowie zwei Menschen in weißer Kleidung gezeigt. Neben dem Mann im weißen Kittel und der Frau in weißer Bluse steht: „Gönnen Sie Ihrer Haut professionelle Pflegeprodukte, die von führenden Dermatologen empfohlen wurden.“
Die meisten Produkte werden mit mehr als 300 Artikeln von der L’Oréal-Marke La Roche-Posay angeboten. Dahinter rangieren mit jeweils etwa 200 Artikeln Eucerin (Beiersdorf) und Vichy (L’Oréal). Auch Avène befindet sich mit rund 150 Produkten im Sortiment. Weitere Marken sind Nuxe, Cetaphil und Bioderma. Entscheidet sich der Kunde für ein Produkt, kann er es sich liefern lassen oder persönlich abholen.
Pierre Fabre distanziert sich von der Parfümerie: „Die betroffene Ware wurde über einzelne schwarze Schafe in die Online-Parfümerie oder den Drogeriemarkt verkauft“, sagt Geschäftsbereichsleiter Sebastian Werner. Es gebe keine Geschäftsbeziehung mit Notino. „Die Produkte der Marke Eau Thermale Avène sind aus gutem Grund apothekenexklusiv und entsprechend gekennzeichnet. Durch die Beratung in der Apotheke wird den Kunden das am besten geeignete Produkt angeboten.“ Der Hersteller prüft derzeit auch rechtliche Maßnahmen, um den Verkauf aktiv zu unterbinden.
Denn seit April 2017 hält Notino-Chef Michal Zàmec mit 75 Prozent die Mehrheit der Anteile an dem baden-württembergischen Familienbetrieb Mußler. Die deutsche Parfümerie wurde 1935 von Otto Mußler gegründet und heute in dritter Generation von Susanne und Mattias Mußler geführt. In Stuttgart gibt es vier Standorte und einen Pick-up-Point. „Mußler Beauty by Notino dient als persönliche Abholstelle“ im Einkaufszentrum „Das Gerber“.
In den Mußler-Filialen wird keine Apothekenkosmetik verkauft. „Notino in Tschechien ist für die Marken zuständig“, sagt Mußler-Marketingleiterin Annesophie Cleve. „Die Nachfrage nach Apothekenmarken steigt mehr und mehr.“ Der Vertrieb verlaufe zentralisiert von Brünn aus. Registrierte Kunden erhalten ab der zweiten Bestellung 3 Prozent Rabatt, ab einem Warenwert von 200 Euro 4 Prozent, ab 400 Euro 5 Prozent ab der nächsten Bestellung.
Notino wurde 2004 gegründet, sitzt im tschechischen Brünn und verschickt seit 2007 Produkte. Die laut Firmenangaben größte europäische Online-Parfümerie zählt rund 4 Millionen aktive Kunden und ist in knapp 20 europäischen Ländern sowie den USA aktiv. Flagship-Stores gibt es unter anderem in Tschechien, Polen und der Slowakei. Der Jahresumsatz liegt bei rund 220 Millionen Euro, davon werden rund 40 Millionen in Deutschland erzielt.
Douglas rüstet unterdessen gegen den steigenden Wettbewerb aus dem Internet. Die Hamburger Drogeriekette darf den Konkurrenten Akzente/Parfumdreams übernehmen. Damit steigt der Marktanteil der Hamburger im Online-Geschäft laut Bundeskartellamt deutlich.Auch Zalando stieg im Frühjahr in den Handel mit Kosmetikprodukten ein und eröffnet Ende des Monats ein Vor-Ort-Geschäft für Kosmetik in Berlin. 2015 ist ProSiebenSat.1 beim Start-up Flaconi eingestiegen und hat die Mehrheit übernommen.
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