Seit 14 Tagen geht der Großhändler Phoenix mit einer bundesweiten Anzeigenkampagne für seine Marke „Deine Apotheke“ in die Medienoffensive. Erste Station war eine Image-Story über Apothekerin Ursula Porten-Bergmann von der Kreuzberg-Apotheke in Cochem in Rheinland-Pfalz unter dem Titel „So hat Corona meinen Job verändert“ in der Bild-Zeitung. Beim nächsten Anlauf passierte eine peinliche Panne. In der Illustrierten „Neue Welt“ aus dem Hause der Funke-Mediengruppe war der Hinweis auf die „Deine Apotheke“-App ausgerechnet in einen positiven Beitrag für Versandapotheken wie DocMorris eingebettet.
Wie das passieren konnte, hat Phoenix noch nicht aufklären können. Allerdings ist man in Mannheim „not amused“: „Hier muss bei Funke beziehungsweise der ‚Neuen Welt‘ ein Fehler in der Redaktion unterlaufen sein“, so ein Phoenix-Sprecher. „Wir unterstützen mit unserem Omnichannel-Konzept ‚Deine Apotheke‘ und der ‚Deine Apotheke‘ Smartphone-App klar und eindeutig die Vor-Ort-Apotheken in Deutschland.“ Dies gehe nicht zuletzt aus dem Wording neben dem „Deine Apotheke“-Logo im gelben Kreis in der Darstellung in der „Neuen Welt“ hervor. „Ein Zusammenhang mit den ebenfalls auf dieser Doppelseite beschriebenen „Online-Versendern‘ besteht von unserer Seite in keinster Weise“, so der Sprecher weiter. Man gehe dem Zustandekommen dieses Themas weiter nach.
Unter dem Titel „Medikamente per Mausklick“ findet sich in der Illustrierten ein durchweg positiver Beitrag über Versandapotheken. „Gerade jetzt sind Online-Apotheken eine große Hilfe“, heißt es zur Einleitung: „Sie ersparen uns Wege und sind auch noch günstiger.“ Im Text heißt es dann, dass sich bei Online-Apotheken 30 bis 70 Prozent günstiger einkaufen lasse als in der Apotheke an der Ecke. Allerdings warnt der Beitrag auch vor gefälschten Arzneimitteln von dubiosen Internetapotheken und empfiehlt nur bei Online-Apotheken mit der DIMDI-Zulassung zu bestellen.
Außerdem weist der Text darauf hin, dass wegen der derzeit hohen Nachfrage bei Online-Apotheken die Lieferung bis zu vier Tage dauern könne und gibt die Empfehlung, wichtige Medikamente beizeiten zu ordern und nicht abzuwarten, „bis die Packung leer ist“. Es folgt noch der Hinweis, dass „seriöse“ Online-Apotheken immer eine telefonische Beratung anböten und die Hotline mit deutschsprachigem Personal besetzt sein müsse. Die Lieferung rezeptpflichtiger Arzneimittel müsse zudem stets kostenfrei erfolgen. In einem Extra-Textfenster werden dann unter anderem DocMorris, Sanicare, Apotal und Shop Apotheke als „zertifizierte Online-Apotheken“ empfohlen.
Im von Phoenix gesponserten ersten Text in der Bild-Zeitung kam auftragsgemäß Apothekerin Porten-Bergmann zu Wort. Seit 43 Jahren sei sie Apothekerin, seit 1980 selbstständig. Corona habe ihren Arbeitsalltag total durcheinandergewirbelt, seit Mitte März sei bei ihr die Hölle los gewesen, berichtete Porten-Bergmann: „Oft hatten wir mehr als 300 Kunden täglich, das war Andrang ohne Ende.“ Zu allem Überfluss seien auch noch 50 Prozent ihres Personals ausgefallen – zwei Mitarbeiterinnen seien schwanger und eine chronisch krank. Ein Mitarbeiter habe wegen Corona-Panik unbezahlten Urlaub genommen und eine Halbtagskraft sitze in den USA fest. Seit Mitte März habe sie nur noch zwei Vollzeitkräfte und zwei Teilzeitkräfte und habe daher die Öffnungszeiten um zwei Stunden täglich verkürzt.
„Ich empfehle all meinen Kunden die kostenlose ‚Deine Apotheke‘-App vor allem wegen Covid-19. Viele nutzen sie auch bereits, Jüngere wie Ältere. Durch die Chat-Funktion, den Botendienst oder die Vorbestellung rezeptpflichtiger Medikamente und frei verkäuflicher Produkte kann Social Distancing viel besser eingehalten werden“, erklärt sie in der Bild-Zeitung im typischen Werbetonfall: „Die Kunden laden sich die ‚Deine Apotheke‘-App herunter und öffnen sie, fotografieren ihr Rezept oder tippen ihren Produktwunsch ein und senden es an mich ab. Ich sehe die Bestellung sofort an meinem PC und gebe ihnen über die Chat-Funktion Feedback, wann sie ihr Medikament abholen können. Die Kunden können mir im Chat auch schreiben, dass sie es lieber geliefert haben wollen. Circa 35 bis 40 Bestellungen erhalte ich täglich über die App, circa fünf davon werden per Botendienst an die Haustür geliefert. Die meisten holen sich ihre Medikamente aber vor Ort ab, dann kann man auch noch Fragen loswerden oder einen kurzen Plausch halten.“
Passend dazu wurde auf Bild-Online die Funktionsweise der App in einem Schaubild erläutert. Der Beitrag tauchte mit wechselnden Überschriften immer wieder auf der Startseite auf.
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