Lieferengpässe

Pangrol defekt wegen Kreon Nadine Tröbitscher, 05.01.2018 07:55 Uhr

Berlin - 

Lieferdefekte bei hochdosierten Pankreas-Enzymen gehören seit einigen Jahren beinahe zur Normalität. Kann der Marktführer nicht liefern, wird auf Mitbewerber ausgewichen. Doch auch diese können die Nachfrage nach den biologischen Arzneimitteln nur für eine gewisse Zeit decken. Die Folge sind Komplettausfälle wie aktuell für die Stärke 40.000. Wer ist schuld und gibt es eine Alternative?

Kreon war bislang mit einem Marktanteil von etwa 60 Prozent unter den Pankreas-Enzymen das führende Arzneimittel. Defekte sind beinahe unvermeidbar – vor allem bei den hohen Dosierungen. Der Grund ist die Fleischproduktion. Die Präparate werden aus den Bauchspeicheldrüsen spezieller Schweine gewonnen. Die Tiere müssen mindestens drei Jahre alt sein.

Doch viele Tiere erleben das vermeintlich hohe Alter gar nicht und werden in der industriellen Tierhaltung meist viel früher geschlachtet. Daraus ergeben sich extrem lange Vorlaufzeiten, denn für die Herstellung von 40.000 Einheiten ist nach Europäischem Arzneibuch auch eine besonders große Menge an aktiven Enzymen nötig.

Derzeit fehlen Kreon 40.000 (Mylan) und Pangrol (Berlin Chemie) in entsprechender Stärke. Auch die Alternativen Panzytrat (Aptalis), Ozym (Trommsdorf) und Cotazym (Chephlapharm) sind nur sporadisch lieferbar. Für die Hersteller ist der Ausfall von Mylan als Ursache für den Defekt zu sehen. Der Austausch ist jedoch nicht so einfach, wie es scheint, sind doch bei einigen Präparaten die Rabattverträge zu beachten.

„Es gibt leider schon seit 2015 Lieferdefekte insbesondere von Kreon 40.000 als ehemaligem Marktführer. Dadurch kommt es zu einer massiv steigenden Nachfrage nach Pangrol 40.000 als vergleichbarer Alternative“, bezieht Berlin Chemie Stellung. Laut Herstellerangaben ist Pangrol 40.000 nach vorliegenden Abverkaufszahlen mittlerweile das am häufigsten abgegebene Produkt.

„Obwohl wir alle Großhändler kontinuierlich beliefern, können wir nach wie vor die Lieferengpässe von Kreon nicht völlig kompensieren. Das hat mit der schwierigen Wirkstoffbeschaffung zu tun“, so das Unternehmen weiter.

Als Alternative ist aus Sicht von Berlin Chemie nach Rücksprache mit dem Arzt eine Umstellung der Patienten auf eine andere Dosierung möglich. Beispielsweise könnte die Therapie mit zwei Gaben zu 25.000 Einheiten fortgeführt werden.

Mylan teilt zum gegenwärtige Lieferengpass für Kreon 40.000 mit, der Defekt sei „aufgrund von Lieferengpässen beim Hersteller dieses Produkts (Abbott Laboratories GmbH/Neustadt)“ zurückzuführen und „beruht insbesondere auf einer Knappheit des besonderen Rohstoffs“.

„Ausreichende Mengen anderer Kreon-Stärken mit 10.000 und 25.000 stehen zur Deckung des Patientenbedarfs zur Verfügung, um den Lieferengpass von Kreon 40.000 zu kompensieren“, teilt Mylan mit. Zudem arbeite man zielstrebig gemeinsam mit Abbott daran, die Situation schnellstmöglich zu lösen.

Pankreas-Enzyme sind bei Störungen der exokrinen Pankreasfunktion, die mit einer Maldigestion einhergehen, zugelassen. Außerdem können die Präparate bei Mukoviszidose-Patienten zur Unterstützung der verminderten Funktion der Bauchspeicheldrüse eingesetzt werden. Das Pulver enthält die exkretorischen Pankreasenzyme Lipase, Alpha-Amylase, Trypsin, Chymotrypsin sowie weitere Enzyme ohne Begleitstoffe ohne enzymatische Aktivität.