Ungefähr 1 Prozent der Kinder in Deutschland leiden an einer Erdnussallergie. Die Reaktionen fallen sehr unterschiedlich aus und reichen von Bauchschmerzen über Urtikaria bis hin zu anaphylaktischen Reaktionen. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat das erste Medikament gegen Erdnussallergie zugelassen. Palforzia (Aimmune) soll alle auftretenden allergischen Reaktionen lindern. Die Therapie ist vergleichbar mit einer Hyposensibilisierung.
Palforzia ist ein Allergen-Pulver zur Linderung allergischer Erdnuss-Reaktionen und muss vom Patienten täglich eingenommen werden, um unerwünschte Reaktionen, inklusive eines anaphylaktischen Schocks, zu vermeiden. Die Behandlung wirkt durch spezifische allergene Proteine: Anfänglich werden diese in sehr geringen Mengen aufgenommen, später wird die Dosierung schrittweise gesteigert. Hierdurch kann ein kontinuierlicher Rückgang der allergischen Symptome erzielt werden. Die Dosen des neuen Arzneimittels enthalten kleine Mengen Erdnüsse.
Das Medikament ist zugelassen für Kinder zwischen 4 und 17 Jahren. Die Betroffenen sollen weiterhin Erdnüsse meiden. Ziel der Therapie ist es, dass unbewusst konsumierte Erdnüsse oder Erdnussspuren keine allergischen Reaktionen mehr auslösen.
Palforzia ist in Kapselform erhältlich. Diese enthalten pulverisierte Erdnüsse. Die Kapseln sind in drei unterschiedlichen Farben gekennzeichnet: Zunächst erfolgt die Dosis-Eskalation, danach die Aufdosierung und zuletzt die Erhaltungsbehandlung. Die Kapseln können aufgerissen werden, sodass der Inhalt in halbfeste Nahrung eingerührt werden kann (Joghurt, Pudding).
In einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie in den USA, Kanada und Europa wurde die Wirksamkeit an etwa 500 Personen mit Erdnussallergie getestet. Innerhalb der Studie galt die Wirksamkeit des Medikaments dann als bestätigt, wenn unter der Einnahme von 600 mg Erdnussprotein keine oder nur sehr leichte allergische Reaktionen auftraten. 67,2 Prozent der Palforzia-Empfänger vertrugen die verabreichte Menge, im Vergleich zu 4 Prozent der Placebo-Empfänger.
In zwei randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studien wurde die Verträglichkeit an etwa 700 erdnussallergischen Personen untersucht. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Bauchschmerzen, Erbrechen, Übelkeit, Kribbeln im Mund, Juckreiz und Husten. Seltener traten Engegefühle im Rachen auf. Ebenfalls selten kam es zu Nesselsucht, Keuchen und Kurzatmigkeit sowie Anaphylaxie.
Die Therapie birgt potentiell die Gefahr eines anaphylaktischen Schocks – aus diesem Grund wird es nur über ein eingeschränktes Programm im Rahmen einer Strategie zur Risikobewertung und -minderung (REMS) erhältlich sein. Dieses Arzneimittelsicherheitsprogramm der FDA soll sicherstellen, dass die Vorteile eines Medikamentes gegenüber den Risiken überwiegen.
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