OTC-Dachmarken

Otri ohne ven

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Berlin -

Dachmarken für OTC-Produkte – dazu hat sich in der Rechtsprechung zuletzt eine einheitliche Linie abgezeichnet: Nicht der Wirkstoff ist entscheidend, sondern die Indikation. Lange stand Novartis an der Spitze der Bewegung, doch jetzt setzt man in München die Vorgaben konsequent um. Nach dem Switch der Fenistil-Herpescreme zu Pencivir gibt es bei Otriven eine Veränderung: Das Heuschnupfenspray tritt künftig unter eigener Bezeichnung auf.

Otriven ist seit den 1960er-Jahren mit dem abschwellenden Wirkstoff Xylometazolin auf dem Markt. Mit einem Marktanteil von rund 15 Prozent liegt das Produkt ungefähr gleichauf mit Olynth von Johnson & Johnson – und weit hinter dem Nasenspray von Ratiopharm, das auf knapp 50 Prozent kommt.

Mit der antiallergischen Variante hat Novartis dagegen innerhalb kürzester Zeit zum Konkurrenten aus Ulm aufgeschlossen: Der Konzern hatte im März 2011 das Otriven Heuschnupfenspray auf den Markt gebracht – ziemlich genau elf Jahre nach der Einführung von Ratioallerg. Heute teilen sich beide Produkte den Markt; das 2007 eingeführte Rhinivict von Dermapharm ist von untergeordneter Bedeutung. Der Wirkstoff Beclometason war bereits 1997 aus der Verschreibungspflicht entlassen worden.

Jetzt wird das Otriven Heuschnupfenspray umgestellt auf Otri-Allergie. Wie bei Fenistil und Pencivir habe man die Differenzierung der unterschiedlichen Wirkstoffe erhöhen wollen, heißt es von Novartis. Laut Geschäftsführer Frank Hauerken sollte hinter einer Marke kein Wirkstoff stehen, sondern ein „definierter Patienten-Nutzen“. Am Preis ändert sich nichts: Wie der Vorgänger liegt das neue Produkt mit einem empfohlenen Verkaufspreis von 9,25 Euro etwas über Ratioallerg (8,95 Euro) und Rhinivict (8 Euro).

Womöglich bereitet man sich in München aber auch schon auf die weitere Entwicklung vor. Der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht hatte sich im Herbst für den OTC-Switch von Fluticason ausgesprochen: Präparate mit bis zu 3 Milligramm zur intranasalen Behandlung von allergischer Rhinitis bei Erwachsenen könnten daher demnächst Platz in der Sichtwahl brauchen.

Dass Novartis sich mit dem neuen Produktnamen nah an der früheren Bezeichnung hält, ist nicht ungewöhnlich: Auch die Diclofenac-haltigen Rheumatabletten erinnern mit der Marke Voltaflex an das topische Schwesterprodukt Voltaren, das zu den erfolgreichsten OTC-Produkten in Deutschland gehört.

Mit potenziell kritischen Dachmarken hat Novartis damit weitgehend aufgeräumt: Weitere Produkte sind Lamisil, Lemocin, Nicotinell, Rhinomer, Omniflora, Venoruton, Sweatosan, NeoTussal, Döderlein, Importal, Privin und Tavegil. Seit Ende 2012 gibt es außerdem das Otriven Sinuspray, das zusätzlich zu Xylometazolin Menthol enthält.

Dachmarken sind der Traum vieler OTC-Hersteller. Während Generikahersteller mit der klassischen Formel „Wirkstoff + Hersteller = Präparat“ aus dem Schneider sind, mussten sich die klassischen Markenanbieter zuletzt mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) auseinandersetzen, das eine härtere Linie als früher gefahren hatte. So gab es Verfahren zu Fenistil-Herpescreme, Grippostad (Stada) und Aktren/Aleve (Bayer).

Einige Firmen nutzten daher die Idee aus dem Generikabereich: Sein Minoxidil-Spray etwa konnte Dr. Pfleger zuletzt unter der traditionsreichen Marke Bio-H-Tin einführen, weil die entsprechende Tochterfirma diesen Namen trägt. Andere Hersteller scherten sich bislang nicht um solche Spitzfindigkeiten: Wick (Erkältungsmittel/Bonbons) ist seit einiger Zeit kein Firmenname mehr, auch Merck hat Kytta (Sedativum/Schmerzsalbe) längst als Unternehmensbezeichnung abgelegt.

Mit einem Umsatz von rund 200 Millionen Euro ist Novartis nach Bayer und Ratiopharm die Nummer 3 im deutschen OTC-Markt. 56 Prozent der Erlöse werden allerdings mit Voltaren-Produkten erwirtschaftet. In dem Bereich beschäftigt Novartis rund 200 Mitarbeiter, davon sind 70 im Außendienst tätig.

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