OTC-Werbung

Abmahnschutz für Apotheken-Flyer Alexander Müller, 01.03.2015 15:35 Uhr

Berlin - 

Abmahnungen gehören mittlerweile zu den unerfreulichen Erscheinungen des Apothekenalltags. Immer wieder gehen Mitbewerber oder die Wettbewerbszentrale auch gegen OTC-Angebote vor. Eine sichere Werbung verspricht jetzt die Firma Pepper Sprout. Das Startup aus Hamburg bietet eine individuelle Flyergestaltung mit rechtlich geprüften Inhalten.

Die Grundidee bei Pepper Sprout: Apotheken können ihre Flyer relativ frei auf ihre Kundschaft abstimmen und trotzdem mit vorgefertigtem Material arbeiten. Und das soll eben nicht nur gut aussehen, sondern auch möglichst sicher sein. Dafür haben die drei Gesellschafter Rainer Formowitz, Matthias Köntopf und Reto Paul Grimm einigen Aufwand betrieben.

Die PZN-Daten liefert wie gewohnt der ABDA-Artikelstamm. Die Produktfotos besorgt sich Pepper Sprout selbst. Noch ist nicht der komplette Artikelstamm hinterlegt, Bildwünsche der Kunden sollen aber unverzüglich umgesetzt werden. Das Wichtigste: Die Bilder werden – falls notwendig – so retuschiert, dass keine rechtlich bedenklichen Elemente mehr angezeigt werden, etwa zu den Anwendungsgebieten. Die Datenbank soll im normalen Zweiwochen-Zyklus aktualisiert werden.

Den Flyer können teilnehmende Apotheken online selbst bauen. Die Produkte werden über ein Suchfeld ausgewählt und per „Drag & Drop“ auf den Flyer gezogen werden, die Seitenanzahl ist variabel. Die Angebotspreise können individuell bestimmt oder pauschal mit einem Rabatt in Prozent versehen werden. Referenz ist dann die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers (UVP) oder der in der Apotheken-EDV hinterlegte Abgabepreis (AVP).

Und da wird es schon spannend, denn der Bezug auf den AVP ist rechtlich umstritten. Die Macher von Pepper Sprout gehen aber davon aus, dass eine saubere Lösung gefunden wurde – weil sie sich juristischen Beistand besorgt haben: Rechtsanwalt Moritz Diekmann hat die Formulierung freigegeben und guckt in der Startphase sogar über jeden einzelnen Flyer. Diekmann und Grimm kennen sich von früher und der Anwalt ist mit einer Minderheitsbeteiligung an Bord.

Die Idee hatten aber Formowitz und Köntopf, die schon seit 1997 die Automatisierung von Druckvorstufen entwickeln. Zusammen betreiben die beiden die Firma Sub-Link, die sich auf die Optimierung bei der Herstellung verschiedenster Druckerzeugnisse spezialisiert hat. Für die Umsetzung von Pepper Sprout haben sie den Schweizer Markendesigner Grimm gewonnen.

Der Start des Projekts im November lief holprig, der Zeitpunkt war unglücklich gewählt, wie man bei Pepper Sprout lernen musste: Der Außendienst rannte im Vorweihnachtsgeschäft keine offenen Türen bei den Apothekern ein. Nur sehr vereinzelt gab es Zusagen. Im neuen Jahr soll das Geschäft jetzt endlich anlaufen.

89 Euro pro Monat kostet der Dienst, dafür können so viele verschiedene Flyer wie gewünscht gebaut werden, dazu kommen die Druckkosten. Pepper Sprout gibt dem Layout den letzten Schliff und schickt das Ganze an die Druckerei. Die liefert per UPS aus, aber auch Postwurfsendungen über DPD sind möglich.

Die Flyer werden im System gespeichert, können benannt und bearbeitet werden. Der Schlüssel zum Erfolg ist laut Formowitz die individuelle Ansprache der Kunden. Da wisse jede Apotheke am besten, wo sie ihre Schwerpunkte setzen solle – vom Homöopathie-Image bis zur HIV-Schwerpunktapotheke.

Zum Launch war man auch mit Kooperationen im Gespräch, doch die meisten Gruppen haben schon eigene Werbekonzepte für die Mitglieder. Auch die Idee der individualisierten Flyer ist nicht ganz neu: Anbieter wie die „Deutsche Apotheken Werbung“ hat ebenfalls Werbemittel nach dem Baukastenprinzip im Programm, auch wenn das System etwas anders funktioniert.

Sogar ein Generikahersteller hat sich Formowitz zufolge für das Konzept interessiert. Aber das Unternehmen wollte Exklusivrechte – also keine Konkurrenz auf dem Flyer. Pepper Sprout war davon nicht überzeugt, weil die Apotheker davon nichts hätten. Die sollen schließlich selbst in der Hand haben, was sie anbieten. Über Werbekostenzuschüsse könne man später immer noch reden.